Sie jubelt, schreit und fiebert mit

Elke Marx aus Bonerath ist bekennender Extremfan. Ihr Verein: Der Fußballclub (FC) Schöndorf 1929. Seit Jahrzehnten verfolgt die 51-Jährige jedes Spiel und schreibt anschließend zum Teil mehrere Seiten lange, handgeschriebene Spielberichte. Kürzlich ist ihr Team aufgestiegen.

 Extremfan mit selbst genähtem Banner: Elke Marx (51) aus Bonerath ist Anhängerin des FC Schöndorf. TV-Foto: Anja Fait

Extremfan mit selbst genähtem Banner: Elke Marx (51) aus Bonerath ist Anhängerin des FC Schöndorf. TV-Foto: Anja Fait

Ich komme nicht aus einer Fußballerfamilie, sonst hätte ich bestimmt auch selbst gespielt. Aber auch so habe ich mehr als 40 Jahre Fußballgeschichte mit meinem Verein erlebt. Mein Verein, das ist der FC Schöndorf. Schon mit zwölf Jahren bin ich zu jedem Spiel mitgefahren, anfangs immer mit dem Bus. Nach Freudenburg, Taben-Rodt, Föhren oder Heidenburg. Ich durfte nur mit, weil ich eine ältere Freundin dabeihatte, die immer auf mich aufpassen sollte. Irgendwann habe ich dann angefangen, Spielberichte zu verfassen. Wenn ein Spieler mal nicht gut war, hab ich da auch gnadenlos ehrlich meine Meinung reingeschrieben. Da steht dann zum Beispiel so was wie "Der hat wohl gestern Abend einen getrunken!" Die Bilder dazu habe ich mir aus dem Trierischen Volksfreund ausgeschnitten und mit in meine Heftchen geklebt. Mein ältester Eintrag ist von 1974.
Von jeher verfolge ich auch die Tabellen. Kaum dass unser Spiel aus ist, weiß ich schon die Ergebnisse von den anderen Partien. Als die Ergebnisse noch nicht so schnell im Internet standen, habe ich, wenn es um den Aufstieg ging, immer in den Vereinshäuschen angerufen und gefragt, wie die anderen Partien ausgegangen sind.
Was den FC Schöndorf ausmacht, ist, dass die Jungen so weit alle hier wohnen bleiben - das muss ja schon was Besonderes sein! Außerdem geht es da sehr familiär zu - der Vorsitzende hat seinen Posten beispielsweise schon seit mehr als 15 Jahren. Ich bin generell sportbegeistert, aber der FC ist mein Verein, da bin ich dabei. Natürlich, ich bin auch Bayern-Fan. Aber am schönsten ist es immer noch, wenn mein FC Schöndorf gewinnt. Mein Gefühl für den FC kann ich nicht beschreiben - es ist einfach ein Zugehörigkeitsgefühl. Auch unser Sohn spielt aktiv beim FC. Ich bin da von klein auf (F-Jugend) immer gerne mitgegangen und hab\' so auch die anderen Spieler mit aufwachsen sehen.
Mit dem FC Schöndorf verbinden mich viele schöne Erlebnisse. Das letzte liegt erst wenige Wochen (1. Juni) zurück. Da sind zum ersten Mal seit 80 Jahren unsere erste und zweite Mannschaft gleichzeitig aufgestiegen, die erste in die B-, die zweite in die C-Klasse. Ich bin sogar auf die Meisterfeier in die Arena eingeladen gewesen, darauf bin ich besonders stolz. Das Entscheidungsspiel der Ersten in Föhren war der Wahnsinn. Solche Gefühlsschwankungen hatte ich noch nie. Morgens habe ich erfahren, dass unsere beiden Tormänner bei einem Autounfall verletzt worden sind und daher nicht spielen konnten. Daraufhin habe ich erst einmal geweint. Aber wir sind so stark untereinander - die Jungen haben trotzdem gespielt. Einer, der mehr als zwei Jahre nicht gespielt hat, ist spontan als Torhüter eingesprungen. Ich kann gar nicht beschreiben, wie sich das angefühlt hat. Das Spiel ist 3:0 für uns ausgegangen. Auch wenn die Föhrener bereits mit 40 fertigen Meistertrikots angereist waren - wir haben den Titel gewonnen! Wir hatten eine Flagge dabei, die hatte ich vor Jahren mal für unsere A-Jugend genäht - das hat bestimmt Glück gebracht. Unser Sohn hat das letzte Tor geschossen. Den Moment des Aufstiegs kann ich gefühlsmäßig nicht beschreiben. Ich bin nur noch auf den Platz gerannt, ich dachte, einer zieht mir die Füße weg.
Mein FC ist seit Jahrzehnten jeden Sonntag bei uns angesagt. Kann ich mal ein Spiel nicht live sehen, bin ich todunglücklich. Dann erfahre ich alles per SMS. Auch, wenn die Saison zu Ende geht, fehlt mir etwas. Sicher wird mich mancher für verrückt halten und denken, wie man sich nur so da reinsteigern kann. Aber das ist mir egal. Mein FC ist mir verdammt wichtig. Er gehört zu meinem Leben dazu.
Das Schlimmste, was mir passieren könnte, wäre, wenn einer zu mir sagen würde: "Elke, wir wollen dich nicht mehr auf dem Sportplatz haben, du nervst uns!"
Dass ich auf dem Sportplatz brülle, jubele und schreie, das weiß jeder hier! Ich habe meinen Lieblingsverein jetzt auch auf meinem Auto verewigt. TR-FC ... Das sagt halt, was ich für ein Fan bin. FC Schöndorf und FC Bayern. Der Sportplatz gibt mir so viel. Wenn ich da an meine Tagebücher von früher denke - da stehen eine Menge Erinnerungen über meine Zeit mit dem FC drin. Sachen, die man mit 16 Jahren so aufgeschrieben hat. Aber das alles ist alleine der Verdienst der Mannschaften und der Trainer, nicht meiner.
Aufgezeichnet von Anja Fait
In unserer TV-Serie "Mein Verein" lassen wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu Wort kommen. Jeden Mittwoch stellen wir einen Verein aus der Perspektive eines Mitglieds vor. Dazu gibt es die wichtigsten Daten über den Verein in Kurzform. Sie wollen Ihren Verein vorstellen? Schreiben Sie uns bitte eine E-Mail mit einigen Daten an
trier@volksfreund.de
Die Gründung des heutigen FC Schöndorf geht auf das Jahr 1929 zurück. Neben der Fußballabteilung gibt es seit 1973 eine Kegelabteilung mit aktuell 19 aktiven Mitgliedern (Leitung Manfred Dudek). Hinzu kam 1982 eine Gymnastikabteilung, der derzeit 20 Mitglieder angehören (Leitung Inge Werhan). Insgesamt weist der altersmäßig bunt gemischte Verein zurzeit rund 400 Mitglieder auf. Zum Einzugsgebiet des FC Schöndorf zählen die Ortschaften Bonerath, Hinzenburg, Holzerath, Ollmuth und Schöndorf. Erster Vorsitzender ist Winfried Faß aus Holzerath. Im Juli 2011 planen die Fußballer die Einweihung ihres lang ersehnten, neuen Rasenplatz im Schöndorfer Liebertswald. Weitere Informationen im Internet: www.fc-schoendorf.de anf

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