Sie sind Teil der Geschichte

Trier · Das Projekt "Unser Leben bewegt Geschichte" wurde vor sechs Monaten ins Leben gerufen. In Zusammenarbeit zwischen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) und der luxemburgischen Schwesterorganisation Action Catholique des Femmes du Luxembourg (ACFL) wurden Wege der Versöhnung und Freundschaften geschaffen.

 Die 94-jährige Vicky Hengesch (links) und die 55-jährige Irene Stangl arbeiten zusammen an einem Plakat, das ihre gemeinsamen Wege der vergangenen sechs Monate zeigt. TV-Foto: Sarah Schmidt

Die 94-jährige Vicky Hengesch (links) und die 55-jährige Irene Stangl arbeiten zusammen an einem Plakat, das ihre gemeinsamen Wege der vergangenen sechs Monate zeigt. TV-Foto: Sarah Schmidt

Trier. "Die Grenzen im Kopf sind durch das Projekt kleiner geworden, manchmal sind sie sogar komplett verschwunden", sagt Ingrid Sauer, eine von drei Referentinnen im EU-Mikroprojekt. 26 Teilnehmerinnen, jeweils 13 aus Luxemburg und Deutschland, wurden in drei Arbeitsgruppen aufgeteilt und von den Referentinnen betreut. Zwischen ihnen fand ein reger Austausch verschiedener Lebenserfahrungen und Erlebnisse aus vergangenen Zeiten statt.
Die Frauen sollten über die "Grenzen" hinwegsehen und sich ihrer gemeinsamen Geschichte in unterschiedlicher Weise annähern. "Die Gespräche über die Vergangenheit waren nicht immer leicht, aber sie sind wichtige Schritte zur Versöhnung", sagt Sauer. Das Ziel - Versöhnung - scheint gelungen. Sechs Monate lang fanden Frauen unterschiedlichen Alters (55 bis 94 Jahre) zueinander, und es entstanden Freundschaften.
Der Austausch fand an verschiedenen Orten in Luxemburg und Deutschland statt. Die Teilnehmerinnen besichtigten die Basilika in Echternach, machten eine Stolperstein-Führung und trafen sich zum gemeinsamen Kaffeetrinken und Kuchenessen. "Wir haben sehr ergreifende Momente erlebt und einige Verbindungen in unserer Geschichte gefunden", sagt Irene Stangl, eine der Teilnehmerinnen. Diese Begegnungen waren keineswegs selbstverständlich. Für manche Seniorinnen war es anfangs sehr befremdlich, das jeweils andere Land zu betreten - trotz der Grenznähe. "Es ist ein kleines Wunder, dass diese Frauen zueinander fanden", sagt Ingrid Müller, Vorsitzende der kfd Trier. Teilnehmerin Vicky Hengesch (94) berichtete etwa über das Jahr 1940, den Einmarsch der deutschen Truppen in Luxemburg: "Ich stand sehr früh auf, da ich meine Geschichtsprüfung wiederholen sollte. Schließlich erlebte ich an diesem Tag selbst ein Stück Geschichte." Vom Mauerbau bis zur Mondlandung konnte sich jede der Seniorinnen haargenau an bewegende historische Momente erinnern. Ihre Gemeinsamkeit liegt in ihren langjährigen Erfahrungen.
Die Fortführung des Projektes wurde von den Teilnehmerinnen begrüßt, so Anne Hennen, Gleichberechtigungsbeauftragte Trier-Saarburg. Das nächste Treffen soll Anfang Februar stattfinden. sjs

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