Singen verbindet

Kasel/Trier · Günther Rothbrust (71) singt seit 1986 im Chor der Stadtwerke Trier, der am Freitag, 19. April, sein 100-jähriges Bestehen feiert. In der TV-Serie "Mein Verein" erzählt der aus Kasel stammende Rothbrust vom Innenleben des SWT-Chores - und erklärt, wieso Chöre nicht aussterben dürfen.

 Den Chor der Stadtwerke gibt es seit 100 Jahren. Am Freitag lädt er zum Jubiläumskonzert. Sänger Günther Rothbrust erzählt, was ihm an seinem Verein so gut gefällt. TV-Foto: Anne Hieronimus

Den Chor der Stadtwerke gibt es seit 100 Jahren. Am Freitag lädt er zum Jubiläumskonzert. Sänger Günther Rothbrust erzählt, was ihm an seinem Verein so gut gefällt. TV-Foto: Anne Hieronimus

Kasel/Trier. Singen macht Spaß, und in unseren Reihen gibt es ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl. 45 Jahre lang, von 1956 bis 2001, habe ich bei den Stadtwerken Trier (SWT) gearbeitet, davon war ich 16 Jahre lang Betriebsratsvorsitzender.
TV-SERIE Mein Verein


Dem Werkchor beigetreten bin ich, als ich erfuhr, dass Reinhold Neisus neuer Dirigent wird. Ich kannte ihn schon vorher, und er gefiel mir.
Außer im SWT-Chor singe ich auch im Chor meines Heimatortes Kasel. Singen ist meine große Leidenschaft.
Der SWT-Chor tritt überwiegend bei betriebsinternen Veranstaltungen wie Jubiläen, Festen und Beerdigungen auf.
Meine persönlichen Highlights mit dem Chor waren Ausflüge nach Indien und Berlin. Nach Indien kamen wir vor etwa 15 Jahren über einen Bekannten, der in der Entwicklungshilfe arbeitete. Er fragte, ob wir in Bangalore singen möchten. Wir sangen dort in einem Konzertsaal für einen guten Zweck. Vor der Reise sammelten alle Vereinsmitglieder Spielsachen, die wir in Indien in Kindergärten und Schulen verschenkten.
Nach Berlin kamen wir durch einen befreundeten Chor. Dort haben wir in einem Vereinsheim gesungen. Ein anderes tolles Erlebnis war das ZDF-Sonntagskonzert auf dem Hauptmarkt in Trier.
Aus dem einstigen Männerchor ist über die Jahre ein gemischter Chor geworden. Er zählt derzeit 30 Mitglieder.
Unterhalten wird unser Chor von den Stadtwerken. So haben wir keine finanziellen Probleme, wie sie in anderen Chören auftreten. Ein Dirigent sollte auch Gehalt bekommen.
Wir singen Stücke aus verschiedenen Musikrichtungen. Neben klassischen Stücken geben wir moderne Lieder zum Besten. Es ist schwierig, die perfekte Mischung zu finden, die generationsübergreifend jedem Hörer gefällt.
In einem Chor zu singen heißt, Verantwortung zu übernehmen und Bindungen einzugehen. Es ist schade, dass es so wenig Nachwuchs gibt. Die Jugend begeistert sich nicht mehr für den Chorgesang. Alle wollen flexibel und unabhängig bleiben.
Doch man muss ein solches Hobby ernstnehmen. Proben müssen eingehalten werden, denn das gemeinsame Auftreten verlangt Qualität. Ich habe öfter schon vergeblich versucht, für den SWT-Chor zu werben. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf: Das Sterben der Gesangsvereine ist schade. Dabei ist es der Chor, der Stressabbau garantiert und Halt gibt!
Aufgezeichnet von unserer Mitarbeiterin Anne Hieronimus

Am 19. April feiert die ehemalige "Sängervereinigung der Straßenbahn und des Elektrizitätswerkes" (siehe Extra) ihr 100-jähriges Bestehen mit einem Konzert im Angela-Merici-Gymnasium in Trier. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
Extra

 Gas, Wasser, Singen: Den Chor der Stadtwerke gibt es seit 100 Jahren. Am Freitag lädt er zum Jubiläumskonzert. Foto: Privat

Gas, Wasser, Singen: Den Chor der Stadtwerke gibt es seit 100 Jahren. Am Freitag lädt er zum Jubiläumskonzert. Foto: Privat

Gegründet wurde der Chor 1913 von Werksangehörigen und dem damaligen Direktor Henney. Zunächst trug der Chor den Namen "Sängervereinigung der Straßenbahn und des Elektrizitätswerkes". Unter der Leitung von Reinhold Neisius (1986 bis 2002) stieg der SWT-Chor mit 58 Mitgliedern zu einem der größten Chöre der Region auf. Claudia Glesius wurde die erste Dirigentin des Chors. Sie amtierte von 2006 bis 2012. Die derzeitige Leiterin ist Elisabeth Kaufmann, die den Chor seit Frühjahr 2012 betreut.

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