Sirene im Gotteshaus

OLEWIG. Auf einmal klappert es hinter der braunen Holzverkleidung und man könnte meinen, neben einer Windmühle zu stehen. Eigentlich sollten aus den silbern schimmernden Pfeifen wohlklingende Töne in das geweihte Haus entweichen. Doch was die Orgel in der Olewiger Pfarrkirche von sich gibt, ist wenig erbaulich - weshalb sich seit kurzem der "Orgelförderkreis St. Anna" um Mittel für die Reparatur des Instruments bemüht.

Behutsam drückt Bernhard Schleimer eine der Tasten nieder. Doch statt eines kräftigen "F" gibt die Orgel in der rechten hinteren Ecke des Gotteshauses einen Ton wieder, der - wenn auch durchaus Mark durchdringend - eher an eine rostige Schiffssirene erinnert, denn an einen harmonischen Ton. Seit zwölf Jahren ist Schleimer Organist in der Pfarrei St. Anna, auch den Kirchenchor hat er unter seine Fittiche genommen. Ende vergangenen Jahres hat er sich zum Handeln entschlossen und in der Gemeinde vorgeschlagen, einen Orgelbauverein zu gründen. "Die Notwendigkeiten haben mich dazu veranlasst, die Leute dafür zu begeistern", sagt Schleimer. Das Gebläse sei undicht und brüchig, am Spieltisch seien mehrere Kontakte defekt, und einige Tasten würden schon gar keinen Ton mehr von sich geben. Ein Verein, so die Idee des Organisten, sollte das Geld für die Reparatur oder vielleicht sogar eine neue Orgel sammeln. Schließlich ist das Kircheninstrument schon reichlich in die Jahre gekommen: 1954 wurde es von der Trierer Firma Eduard Sebald für die Kapelle des Mutterhauses konstruiert. Von dort kam die schließlich in die Olewiger Pfarrkirche. Einen Wartungsvertrag, wie sonst bei Orgeln üblich, gebe es nicht, erzählt Schleimer, und so habe der Verschleiß sein disharmonisches Werk ungestört fortsetzen können. Dem will der Orgelförderkreis St. Anna nun ein Ende setzen: Am 1. Dezember kamen 36 Olewiger zusammen, um den Verein zu gründen. Einer von ihnen war Hans-Peter Bach, der jetzige Vorsitzende (Telefon 0651/33549). Es sei spontan von der Idee überzeugt gewesen, sagt Bach - und er war nicht der einzige. Mittlerweile zählt der Verein mehr als einhundert Mitglieder. "Und das wird noch wachsen", ist sich der Vorsitzende sicher. "Es gibt viele Menschen, die sich außerhalb der Gottesdienste kirchlich engagieren", sagt Bach. Viele Gruppen im Stadtteil hätten bereits gespendet, sogar die Handarbeitsgruppe habe schon etwas gestrickt. So sind in relativ kurzer Zeit an die 5000 Euro zusammen gekommen. Das ist in etwa ein Zehntel dessen, was für eine Reparatur nötig wäre, schätzt Organist Schleimer. Für einen Um- oder gar Neubau wäre gar ein sechsstelliger Betrag vonnöten. Doch sowohl er als auch Bach hoffen, das Geld in spätestens zehn Jahren zusammen zu haben: "Die Leute sprudeln nur so vor Ideen und sind mit Freude dabei", sagt der Vorsitzende. Für dieses Jahr plant der Orgelförderkreis zwei Ausstellungen auf der Landesgartenschau, am Stand der Landesforstverwaltung: "Der musikalische Holzweg: Vom Baumstamm zur Orgelpfeife" und "Wein und Wald". Mit dem gleichzeitigen Weinverkauf hofft der Verein, sein Spendenkonto zu füllen. Wenn es nach Bach geht, wird nach dem Bau einer neuen Orgel der Verein nicht überflüssig. "Es wäre schade, wenn man dann aufhören würde, schließlich dient der Verein auch dem gesellschaftlichen Leben in Olewig", findet er. Und schließlich soll das neue oder reparierte Instrument besser gepflegt werden als bisher. Damit die Olewiger, wenn sie rostige Schiffssirenen hören wollen, tatsächlich an die Mosel fahren müssen.Morgen in unserer Serie "Olewig - ganz nah": Was den Bürgern im Stadtteil auf den Nägeln brennt - Bericht über das TV -Ortsgespräch.

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