Sirenen sollen weiter heulen

Trier/Wittlich · Noch aus der Zeit des Kalten Krieges gibt es rund 750 Sirenen in der Region. Die Feuerwehren des Landes denken darüber nach, die altgedienten Warngeräte zur Alarmierung der Bevölkerung im Katastrophenfall zu reaktivieren. Sie wollen sich nicht nur auf moderne Kommunikationsmittel verlassen.

 In fast jeder Gemeinde, wie hier in Hunolstein, sind die Sirenen zu sehen. Und sie werden bis auf weiteres aus den Ortsbildern nicht verschwinden. TV-Foto: Klaus Kimmling

In fast jeder Gemeinde, wie hier in Hunolstein, sind die Sirenen zu sehen. Und sie werden bis auf weiteres aus den Ortsbildern nicht verschwinden. TV-Foto: Klaus Kimmling

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Die Stadt Köln hat es vorgemacht: Brände, Giftwolken, Unwetter, nukleare Katastrophen, Terroranschläge und herannahende Gefahren aller Art. Wer seinen Fernseher, sein Radio und sein Mobiltelefon ausgeschaltet hat, der läuft Gefahr, von Katastrophen überrascht zu werden. Das wollen nun auch die 24 Kreis- und zwölf Stadtfeuerwehrinspekteure des Landes ändern. Deshalb denken sie darüber nach, die altgedienten Sirenen wieder für den Zivil- und Katastrophenschutz zu reaktivieren. "Nach dem Ende des Kalten Krieges dachte man, es gebe keine Feinde mehr auf der Welt. Seitdem hat man das Sirenensystem zurückgebaut", sagt Jörg Teusch, Kreisfeuerwehrinspekteur des Landkreises Trier-Saarburg.

Sein Ende Juni aus dem Amt scheidender Kollege Stefan Sihr ergänzt: "Eine Warnung ist mit einem System alleine nicht möglich. Hier muss es einen Mix aus verschiedenen Medien geben, um einen möglichst hohen Erreichungsgrad zu haben." Mit 150 Sirenen im Landkreis Trier-Saarburg, 200 Sirenen im Landkreis Bernkastel-Wittlich, 250 Geräten im Eifelkreis Bitburg-Prüm und 140 Stück im Landkreis Vulkaneifel erreicht man noch immer einen Großteil der Bevölkerung.

In der Stadt Trier wurden alle Geräte demontiert. Sihr hält es für sinnvoll, die Sirenen an das modulare Warnsystem (Mowas) des Bundes und der Länder anzuschließen. Über Mowas lassen sich innerhalb weniger Sekunden Warnmeldungen an 160 angeschlossenen Rundfunk- und Fernsehanstalten, Medienprovider, Internet- und Pagingdienstleister versenden. Über die neue Warn-App "Nina" für Smartphones kann die Bevölkerung ebenfalls alarmiert werden. Diese Warnmöglichkeit erreicht nach Auskunft der beiden obersten Feuerwehrleute in den beiden Landkreisen jedoch nur fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung.

Früher konnten über die Anlagen verschiedene Warntöne zur Alarmierung der Bevölkerung bei Gefahr ausgesendet werden. Seit nunmehr 25 Jahren nutzen jedoch nur noch die örtlichen Feuerwehren die akustischen Warngeräte, um ihre Mannschaften zusammenzutrommeln. Laut Stefan Sihr gehen deshalb viele Bürger davon aus, dass die Sirenen für sie keine Bedeutung haben. An diesem Punkt sollte angesetzt werden. Die Menschen müssten dafür sensibilisiert werden, dass die Sirenen doch wichtig sind. Er könne sich vorstellen, dass das Signal "Warnung - Rundfunk einschalten" verwendet werden könnte. Dabei handelt es sich um einen auf- und abschwellenden Heulton von einer Minute Dauer.

Ob die Sirenen eine Renaissance erleben, hängt nicht von den Feuerwehrinspekteuren aus den Städten und Landkreisen ab. Entscheidend wird sein, was das zuständige rheinland-pfälzische Innenministerium sagt. Und mit dem wird nun das Gespräch gesucht.

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