Skaterhalle spaltet Meinungen im Stadtrat

Trier · Die Zukunft der Skaterhalle in Trier-West bleibt weiter ungewiss. FWG, Grüne und Linkspartei sind mit ihrem Versuch gescheitert, den Fortbestand der Halle festzuschreiben. CDU, SPD und FDP wollen stattdessen nach einem Ersatzstandort für das Projekt X suchen lassen.

Seit Monaten beherrscht die Diskussion über den ehemaligen Edeka-Markt in der Aachener Straße die Schlagzeilen in Trier. Der Verein Palais und die freie Skaterszene haben die alte Halle in einen international beliebten Treffpunkt für Funsportarten und Jugendkultur verwandelt. Das führte zu der Forderung, aus dem Provisorium eine dauerhafte Einrichtung zu machen, statt wie geplant dort ein Wohngebiet zu entwickeln. "Wir sollten heute ein klares Bekenntnis abgeben für den Erhalt der Halle, denn laut Baudezernentin gibt es keine Ausweichmöglichkeit an einem anderen Standort", sagte Peter Spang (FWG) in der jüngsten Stadtratsitzung. Sein Antrag: Das Grundstück solle im Flächennutzungsplan als Gemeinbedarfsfläche für sportliche und soziale Zwecke ausgewiesen werden. Neue Vorschläge gefragt Udo Köhler (CDU) hielt dagegen: "Wir sollten uns die größtmögliche Freiheit erhalten und erst später im Bebauungsplan festlegen, was passiert." Die Ausweisung als Wohngebiet verhindere nicht, die Halle eventuell weiter zu nutzen. Auch Markus Nöhl (SPD) legte den Fokus auf die verstärkte Suche nach Ersatz. "Ich höre oft selbst nach und rufe öffentlich dazu auf, uns mögliche Standorte zu nennen", versicherte Oberbürgermeister Klaus Jensen. "Wir entscheiden heute nur darüber, uns die Option zu erhalten", stellte Tobias Schneider (FDP) fest und forderte ebenfalls eine "intensive Suche". Für Petra Kewes (Grüne) ist das nicht genug: "Aus dem Aus für die Halle in der Aachener Straße wird so gut wie das Aus für das Projekt X. Alles andere ist pure Augenwischerei." Die Stadt zahle jährlich 250.000 Euro für die Europäische Kunstakademie: "Ist uns diese Hochkultur mehr wert als die Subkultur in der Nähe?", fragte Kewes. Linde Andersen (Die Linke) pflichtete ihr bei und verwies auf die Potenziale, die Jugendliche bei dem Projekt einbrächten. Emotionen kochen hoch Die Debatte gewann an Schärfe. Die Emotionen kochten hoch wie selten, bedingt auch durch die ungewohnte Zuschauermenge. 35 junge Leute aus der Skaterszene verfolgten die Diskussion, bei einer Ausschusssitzung zwei Wochen zuvor waren es sogar 100. Jörg Reifenberg (CDU) warf den Grünen eine "unanständige" Argumentation vor, Rainer Lehnart (SPD) beklagte "populistische Unwahrheiten". Auf Antrag von Karl-Josef Gilles (FDP) beschloss die Mehrheit aus CDU, SPD und FDP das Ende der Debatte. Der FWG-Antrag, das Grundstück dauerhaft für sportliche und soziale Zwecke vorzusehen, bekam schließlich die Stimmen der Grünen, der FWG und der Linkspartei - deutlich zu wenig. Damit war die Bahn frei für die Abstimmung über die Vorlage selbst. 14 Nein-Stimmen der Kritiker reichten auch hier nicht aus. Der Entwurf für die Änderung des Flächennutzungsplans wird öffentlich ausgelegt. Über Anregungen muss der Rat dann später entscheiden. EXTRA Zusatzantrag

Rettungsversuch: Nach der Ablehnung des FWG-Antrags zur dauerhaften Nutzung der Skaterhalle versuchten es die Grünen mit einem Zusatzantrag. Die Stadt solle das Grundstück mit der Halle erst dann verkaufen dürfen, wenn ein Ausweichstandort für das Projekt X gefunden und ein nahtloser Übergang gesichert sei. Sowohl OB Klaus Jensen als auch Dezernent Thomas Egger (FDP) erklärten jedoch, ein solcher Antrag sei unter dem Tagesordnungspunkt "Änderung des Flächennutzungsplans" nicht möglich. Dazu bedürfe es eines eigenständigen Punkts auf der Tagesordnung. Damit war der Grünen-Vorstoß gescheitert. cus
Meinung

 Archivfoto von der Skaterhalle in Trier-West

Archivfoto von der Skaterhalle in Trier-West

Foto: Sven Eisenkrämer


Stadtrat sollte zügig entscheiden

Von Michael Schmitz

Der Flächennutzungsplan ist für die Zukunft des Projekts X vermutlich nicht spielentscheidend. Schließlich lässt sich ein Plan auch wieder ändern. Spielentscheidend ist, dass die Verwaltung zügig eine Entscheidungsgrundlage schafft und der Stadtrat dann auch zügig entscheidet, wie es wann und wo mit dem Projekt X und mit der Skaterhalle weitergehen soll. Schließlich sind nur zwei Möglichkeiten denkbar: Entweder die Stadt erhält das Projekt am Standort und überlegt sich, wie sie die direkte Umgebung passend zu solch einem Jugend-Projekt nutzen kann. Das kostet Geld. Oder sie setzt auf die Investorenlösung in der Aachener Straße und bietet den Jugendlichen einen halbwegs gleichwertigen Standort an. Das kostet auch Geld, bringt aber auch Geld ein. Zu glauben, dass beides zusammengeht, ist lebensfremd. Für Wohnprojekte sind - schlimm genug - schon Kinderspielplätze wertmindernd. Dass ein Investor neben eine Skaterhalle ein Wohnhaus baut, ist da wohl ausgeschlossen. Wie gesagt: Wichtig ist, dass bald eine Entscheidung fällt, auf die sich alle Beteiligten einstellen können. Dauerhafte Unsicherheit könnte bei den Jugendlichen zum Motivationskiller werden.

m.schmitz@volksfreund.de

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