Skulpturenpark in besonderem Umfeld

Oberbillig · Vor der Aufgeschlossenheit kommt das Erschließen: Das bestätigt sich in der Galerie Contemporanea auf dem Gelände eines alten Steinbruchs in doppelter Weise. Früher gewann man Baumaterial, heute Einsichten.

Oberbillig. Was kann das für ein Garten sein, in dem eine Ausstellung geschweißter Stahlplastiken und gesägter Holzskulpturen zu Ende gegangen ist, der Naturschutzbund sich für eine Orchideenexkursion angemeldet hat und die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur vor der Tür steht? Gärten in der Region

Es geht um das Zusammenspiel von zeitgenössischer Architektur und Kunst mit einem Konversionsbiotop. Auf dem alten Steinbruchgelände am Ortsrand von Oberbillig ist ein Skulpturenpark im Entstehen. Angefangen hat alles mit Hildegard Reehs Ausstellungen zeitgenössischer Kunst im Haus. Der "Durchbruch" kam mit dem entbuschten Steinbruch. Auf den Geröllhalden fanden zeitgenössische Bildhauerei und Skulpturen das richtige Ambiente. Der Künstler HD Schrader beispielsweise habe sich stark "von dem Hanggelände inspirieren lassen". Der bergige Kalkmagerrasen mit den Relikten einer Streuobstwiese hat das, was menschliche Werke zu Kunst macht: ein Alleinstellungsmerkmal. So erkenne man unter den 20 Künstlern, deren Plastiken und Skulpturen auf dem 1,2 Hektar großen Gelände stehen, HD Schrader auf den ersten Blick: Acht rotfarbige Stäbe, die einen Kubus bilden, werden dynamisch bewegt. Rot sticht aus der Natur heraus

Ursprünglich habe der Skulpturenkünstler seine elastischen Würfel für die norddeutsche Ebene ausgelegt. "Aber wenn man etwas in der Ebene hat, fehlt eine Dimension", sagt Reeh. Zum Beweis folgt man dem Schotterweg von einem kubistisch gerahmten Walnussbaum (Elastic Cube) über Würfel in Apfelbäumen (Cubes in a Tree) bis zum Kunstpavillon Contemporanea auf einer Kuppe. In der Draufsicht sticht das charakteristische Rot der Skulpturen aus dem bewaldeten Umfeld heraus. "Rot steht als Komplementärfarbe zum Grün der Natur im Dialog mit der Umgebung", erfährt man über die Künstlerabsicht. In gleicher Weise betätigt sich die Galeristin: "Uns gefällt der Dialog zwischen Natur und Kultur."Dabei können auch schon mal "Kunstbanausen" am Werk sein: Sechs "Cubecracks" entwarf Schrader in seiner bewährten "euklidischen Geometrie" als Vogelkästen entlang des Weges zum Ausstellungspavillon. "Bei einem Besuch war ihm die reiche Vogelwelt sofort aufgefallen", erzählt Reeh. Für seine nützlichen Plastiken wurden die Lochgrößen extra nach Vogelart von Ornithologen zertifiziert. Doch die Vögel pickten sich die Löcher, wie sie wollten. Hier nimmt man es mit Humor. So ist das eben, wenn man mit der Kunst in der Natur "unterschiedliche Positionen zeigen" will. Die nächste Ausstellung in der Galerie für moderne Kunst Contemporanea wird am Sonntag, 18. September, eröffnet. Es stellt die Saarbrücker Malerin Andrea Neumann aus. Nähere Informationen gibt es zeitnah im Volksfreund und ab Mitte August im Internet unter www.contemporanea.de kf

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