So brachial wie das Original

Schweich · Flammenwerfer, ein blutiges Messer und der typische Rammstein-Sound begeisterten im Schweicher Bürgerhaus rund 400 Konzertbesucher. Die Halle hätte Platz für doppelt so viele gehabt. Die Band spielt auch eigene Stücke.

 Viel Pyroshow gehört dazu: Björn Müller und René Anlauff von Völkerball. Foto: streetteam-südwest

Viel Pyroshow gehört dazu: Björn Müller und René Anlauff von Völkerball. Foto: streetteam-südwest

Schweich. Die Band Rammstein schafft es immer wieder, dass ihre horrend teuren Konzertkarten binnen Stunden restlos ausverkauft sind - für ein Publikum in der Größenordnung von 18 000 Besuchern. Was aber tun, wenn weder Geldbeutel noch Fahrbereitschaft ausreichen, Rammstein live zu erleben? Eine Option ist der Besuch der Tribute Band Völkerball. Sie ist quasi das Ersatzprogramm für Rammstein-Fans. Die Jungs von Völkerball sehen aus wie Rammstein, spielen wie Rammstein, singen wie Rammstein - aber sie sind eben nicht Rammstein. Dass die Halle nur halb voll ist und keine Vorband auftritt, macht es zunächst schwer, eine Assoziation zum Original aufkommen zu lassen. Aber die Völkerballspieler, die im Jahr 70 bis 80 Shows stemmen, schaffen es schnell, das Publikum zu packen.
Über die Bühne gejagt



"Bang, bang, Feuer frei!" Brachial geht es zu. Bei Titeln wie "Waidmanns Heil", "Mein Herz brennt" und "Hier kommt die Sonne" bildet sich vor der Bühne ein Moshpit, und der in Stimmung gekommene Besucher wähnt sich beim Original. Beim Kannibalenstück "Mein Teil" kopiert Frontmann René Anlauff den Rammstein-Kollegen Till Lindemann perfekt. Bekleidet mit Kochhut und Metzgerschürze, mit schleppendem Gang und blutigem Messer jagt er seinen Keyboarder mit einem Flammenwerfer über die Bühne. Die Pyroshow, die die Band aus dem Koblenzer Raum im Gepäck hat, ist spektakulär. Freilich wird niemand angezündet wie bei Rammstein, dafür bekommt der Besucher die sechs schmutzigen Männer von Völkerball hautnah zu sehen. Und noch mehr: Während Rammstein es stets vermeiden, das Wort an die Konzertbesucher zu richten, bedankt sich René Anlauff nach dem Auftritt und erklärt, dass an diesem Abend zwei Titel nicht von Rammstein waren. Unter dem Namen Heldmaschine machen sie erfolgreich eigene Musik - und dann sind sie das Original und nicht mehr nur ein erfolgreiches Plagiat.

Extra

"Musikalisch bombe!", schwärmt Besucher Christoph Marx (30) aus Gusterath, der schon dreimal bei Rammstein war. Die gleichaltrige Nora Matthias sieht Völkerball zum dritten Mal und findet: "Kein Vergleich zum Original. Aber wir sind solche großen Fans und bis Rammstein mal in diese Ecke kommt, das kann dauern." Peter Zimmermann (48) aus Trier findet es "schade, dass so wenig Leute gekommen sind". Ein echter Fan von harter Rockmusik ist der 60-jährige Reinhardt Harms. Er musste ohne Begleitung zum Konzert gehen. "Es geht ja keiner mehr mit, höchstens zu Andrea Berg", sagt er schulterzuckend. kap

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