Architektur So helfen Trierer Wissenschaftler Ingenieuren, sich besser zu verstehen

Wer in einem internationalen Team plant, muss einheitlich messen und kommunizieren. Dank Forschern aus Trier und der ganzen Welt klappt das bald besser.

 BNT-Schulleiter Michael Schäfer (rechts) stellt die internationalen Projektpartner auf dem Podium vor (von links):  Markus Schäfer (Universität Luxemburg), Helmut Nikolay (BNT), Henry Luk (THEI-College Hongkong), Lisa Krage (Bau-College Riga) und Michel Bender (Hochschule Trier).

BNT-Schulleiter Michael Schäfer (rechts) stellt die internationalen Projektpartner auf dem Podium vor (von links):  Markus Schäfer (Universität Luxemburg), Helmut Nikolay (BNT), Henry Luk (THEI-College Hongkong), Lisa Krage (Bau-College Riga) und Michel Bender (Hochschule Trier).

Foto: Martin Recktenwald

Auch komplexe Bauwerke sollen stabil und sicher stehen – Fälle wie der Brückeneinsturz in Genua zeigen, wie wichtig korrekte Berechnungen bei der Bausicherheit sind. Doch wird nicht überall auf der Welt gleich gerechnet, was mit fortschreitender Internationalisierung neue Herausforderungen bringt.

Mit solchen Themen hat sich in den vergangenen drei Jahren das Forschungsprojekt „AVEC BNT“ beschäftigt, an dem neben dem Trierer Balthasar-Neumann-Technikum (BNT) und der Hochschule Trier Partner aus Luxemburg, Lettland und Hongkong beteiligt waren.

Der zunächst Französisch anmutende Projektname steht für „Analyse und Vergleich europäischer und chinesischer bautechnischer Normen der Tragwerkplanung“. Das bedeutet: Bauingenieure, Schüler und Studierende aus Trier, Luxemburg, Riga und Honkong haben sich über die unterschiedlichen Herangehensweisen bei Stahlbeton und Verbundtragwerken für Großgebäude ausgetauscht. Anschauungsobjekte waren beispielsweise die Hochmoselbrücke bei Ürzig oder ein vom Bau-College in Riga entworfenes, fiktives Universitätsgebäude.

„Noch in den 1970er Jahren hatte in Europa jedes Land eigene Bau-Normen und verteidigte sie wie einen Schatz. Erst seit 2010 sind die einheitlichen EU-Normen voll umgesetzt“, führte Prof. Michel Bender von der Hochschule Trier bei einer Präsentation am BNT in die Problematik ein.

Noch komplizierter wird die Sachlage, setzt man zum Vergleich der EU und Chinas an. „In Europa regeln die Normen die Planung bis ins Detail. In Hongkong, wo sehr viel gebaut wird, sind die Vorgaben weiter gefasst, und es wird stärker bedarfsorientiert gearbeitet“, umriss Dr. Henry Luk von der Hongkonger THEI-Hochschule einen grundlegenden Unterschied. Selbst die mathematischen Ansätze, beispielweise zur Berechnung der Biegsamkeit eines Stahlbetonträgers, weichen häufig voneinander ab.

Es gab also viel voneinander zu lernen, befand Dr. Helmut Nikolay, Dozent am Trierer BNT und Ideengeber des Projekts. Als Rahmen wurde das EU-Programm „Erasmus +“ gewählt, das im Gegensatz zu seinen rein an Hochschulen orientierten Vorgängern auch Schulen wie das BNT als Projekt zulässt. Auch die Einbindung von außereuropäischen Partnern ist möglich und wurde in diesem Fall genutzt. Insgesamt habe die Europäische Union eine Fördersumme von 385 000 Euro bewilligt. Flugkosten bis nach China seien allerdings vom Programm nicht vorgesehen gewesen, und so mussten einige Dinge für die Projekttreffen noch kreativ gelöst werden, berichtete Nikolay.

Neben dem kulturellen Austausch, den alle Beteiligten als überaus positiv bewerteten, habe „AVEC BNT“ einen kleinen Beitrag auf dem Weg zu einer internationalen Verständigung beim Thema Bauen geleistet. Dass eine Annäherung hin zu einem stärker einheitlichen Standard möglich ist, belege auch das Beispiel Lettlands.

„Wir hatten aus der Zeit als Teil der Sowjetunion vollständig andere Normen und haben uns nach dem EU-Beitritt komplett umgestellt“, berichtete Dr. Lisa Krage aus ihrem Land. Und der Wunsch nach verstärkter internationaler Zusammenarbeit eint die Projektteilnehmer. „Bauingenieure kennen keine Fremdenfeindlichkeit, sondern nur Probleme, die gemeinsam gelöst werden“, brachte es BNT-Schulleiter Dr. Michael Schäfer mit einem Verweis auf die aktuellen Geschehnisse in Chemnitz auf den Punkt.

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