So leben die Flüchtlinge in der Kaserne: Informationstag für Trierer in der Außenstelle der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende

Trier-Euren · 500 statt der ursprünglich vorgesehenen 180 Flüchtlinge sind in der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne untergebracht. Bei einem Informationstag für Eurener Bürger und Interessierte ging es am Mittwoch darum, Spannungen abzubauen und Vorbehalte zu reduzieren.

 Begegnung mit Flüchtlingen: Vor allem Bürger aus Euren nutzen die Gelegenheit, Einblicke in die Außenstelle der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne zu bekommen. Die gespannte Erwartung ist spürbar.

Begegnung mit Flüchtlingen: Vor allem Bürger aus Euren nutzen die Gelegenheit, Einblicke in die Außenstelle der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne zu bekommen. Die gespannte Erwartung ist spürbar.

Foto: Friedemann Vetter

850 bis 900 Flüchtlinge finden derzeit in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) in Trier-Nord ein vorübergehendes Heim. In der Außenstelle in der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne in Euren finden 500 Menschen, überwiegend junge Männer, aber auch Familien mit Kindern für sechs bis acht Wochen eine Unterkunft. Dorthin haben die Afa, der Caritasverband Trier und der Eurener Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz Bürger eingeladen, sich selbst ein Bild über die Situation der Flüchtlinge zu machen. Viele Menschen nutzen diese Chance.

"Wie kann eine soziale Betreuung an einem Ort funktionieren, der dafür nie vorgesehen war?" Diese Frage von Caritasdirektor Bernd Kettern kann zwar in den wenigen Stunden der Information und Begegnung nicht ganz aufgeklärt werden. Die Einblicke und Begegnungen an diesem Tag ermöglichen den Trierer Gästen aber zumindest mehr als eine Ahnung davon, wie die Menschen aus 23 Nationen untergebracht und versorgt sind.

Dagmar Barzen, Präsidentin der für die Afa verantwortlichen Aufsichts- und Dienstleistungbehörde (ADD), und Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz haben auch positive Informationen mitgebracht: Die ADD-Präsidentin gibt das Versprechen, die Afa-Außenstelle werde aller Voraussicht nach nur so lange bestehen, bis Mitte des Jahres in Ingelheim und voraussichtlich Hermeskeil neue Kapazitäten für die Unterbringung von Flüchtlingen geschaffen seien.

Eurens Ortsvorsteher Schmitz erläutert, die Außenstelle bekomme in nächster Zeit einen besser gelegenen Haupteingang in Höhe des Thomas Baumarkts. Außerdem soll neuer Geländezugang für Fußgänger zur Luxemburger Straße geschaffen werden. "Dann werden vermutlich weniger Asylbewerber im Neubaugebiet nach dem richtigen Weg in den Ort suchen müssen."

Denn weil die jungen und wenig beschäftigten Männer nicht nur in den hellen Tagesstunden häufig in Gruppen unterwegs sind, äußern Menschen aus Euren trotz der nachdrücklichen Beteuerung von Toleranz gegenüber Flüchtlingen auch Furcht. "Wenn ich am Abend aus dem Haus gehe und da stehen fünf Männer, traue ich mich nicht mehr zu Fuß zu gehen", bringt es eine 73-jährige Dame auf den Punkt. "Ich fahre deshalb jetzt mit dem Auto."
Diese Angst versuchen Afa-Leiter Frank-Peter Wagner und der für die Außenstelle zuständige Bernhard Jocher (Caritas) zu nehmen. "Wir rechtfertigen hier keine Handlungsweisen, die nicht zu rechtfertigen sind. Aber natürlich hätten wir das hier gerne in Ruhe aufgebaut und im Vorfeld besser informiert."

Wie streng die Regeln in der ehemaligen Kaserne sind, erfahren die Gäste auch beim anschließenden Rundgang. So wird schon im Informationsbereich des Hauptgebäudes darauf hingewiesen, dass zum Beispiel das Spazieren auf den Bahngleisen einen Monat Taschengeldentzug bedeutet. Das sind die 120 Euro, die einem Flüchtling neben Bett und Essen in dieser Zeit zur Verfügung stehen.

meinung

Bitte wiederholen!
Es war eine gute Idee, den Menschen aus Euren und anderen Interessierten zu zeigen, was es in diesen Tagen bedeutet, Flüchtling in Trier zu sein. Die mit viel Engagement geführte und dennoch provisorische Afa-Außenstelle in der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne ist kein Ort, an dem sich besonders gut leben lässt.
Bis zu acht Männer wohnen in einem Raum. Für die 500 Asylbewerber dort gelten strenge Regeln. Jeder Verstoß gegen das Verbot zu rauchen, Alkohol zu trinken oder über die benachbarten Bahngleise zu spazieren, führt sofort zur Streichung des Taschengeldes für eine oder mehrere Wochen. Die Menschen kommen aus 23 Nationen. Von Frustration oder gar Aggression ist dort dennoch nichts zu spüren. Unsicherheit und Freundlichkeit prägen die Stimmung.
Wer die Chance genutzt hat, sich zu informieren, wird den Flüchtlingen ab sofort mit weniger Vorbehalten und Angst begegnen. Deshalb ist es gut, wenn weitere Gelegenheiten folgen, damit sich Einheimische und Gäste treffen können.
r.neubert@volksfreund.de

Extra

Wer den Flüchtlingen in der Dasbachstraße und in Trier-Euren durch Spenden helfen will, kann dies nach wie vor tun. "Wir sind zwar mit Kleidung recht gut versorgt", sagt Bernhard Jocher, Leiter der Afa-Außenstelle in Euren. "Herrenschuhe und schlanke Herrenbekleidung können wir aber durchaus noch gebrauchen." Da in Euren vorwiegend Männer untergebracht seien, bestehe dort kein Bedarf an Damen- oder Kinderbekleidung. "Sehr gerne nehmen wir aber Koffer und Reisetaschen."

Werner Gobbert koordiniert die Kleiderkammer in der Afa-Hauptstelle in der Dasbachstraße. "Bei uns werden vor allem Umzugskartons, Koffer und Taschen gebraucht. Alle, die Kleidung spenden wollen, bitten wir derzeit um Zurückhaltung, weil unsere Kleiderkammer gut eingedeckt ist."

Wer sich ehrenamtlich engagieren will, wird in beiden Einrichtungen mit offenen Armen empfangen. Hilfe wird in den Kleiderkammern benötigt. In Euren helfen Ehrenamtliche zudem, die Flüchtlinge auf ihren Umzug in die Orte des Kreises vorzubereiten.

Wer helfen will, kann sich hier informieren:
Werner Gobbert, Telefon 0651/9494-921, werner.gobbert@add.rlp.de;
Andreas Flämig, ökumenische Flüchtlingsberatungsstelle, Telefon 0651/23022.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort