So schmeckt der Sommer

Trier-Zewen · Rot, süß, etwas säuerlich und mit leicht nussigem Geschmack: Die Erdbeere ist das eigentliche Wahrzeichen des Trierer Stadtteils Zewen. Seit 1929 wird sie dort im großen Stil angebaut, und fast ebenso lang wird sie mit einer Kirmes groß gefeiert. Erdbeerkönigin Anna II. wird sie am Samstag, 6. Juni, eröffnen.

 Prost! Ab Samstag repräsentiert Anna May als fünfte Erdbeerkönigin ihren Heimatort Zewen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Prost! Ab Samstag repräsentiert Anna May als fünfte Erdbeerkönigin ihren Heimatort Zewen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Zewen. Der Posten ist ihr beinahe in die Wiege gelegt. "Meine Mutter erzählt, dass ich einen Strampler mit einer Erdbeere drauf anhatte, als sie mich vom Krankenhaus nach Hause brachte", erzählt Anna May. Die 16-Jährige wird am Samstag, 6. Juli, um 19.30 Uhr als Anna II. von ihrer Vorgängerin Anna I. zur fünften Zewener Erdbeerkönigin gekrönt.
"Dann kommen die meisten Besucher", weiß Reinhold Plein, Vorsitzender des Kulturrings Zewen, der das Fest organisiert. Insgesamt seien es etwa 2000, die abends Livemusik hören oder sich an Schieß- und Verkaufsständen amüsieren. Für die jungen Gäste gibt es Kinderbelustigung, Karussell und Autoscooter. Sonntags ist der Nachmittag der Zewener Vereine; der Montag gehört den Einheimischen. Aufmerksam geworden sei sie durch einen Freund, sagt die neue Majestät. "Ich habe mich dann entschlossen, mich beim Ortsvorsteher Helmut Mertesdorf zu melden." Per Mail - ganz modern. "Meine Freunde sind ganz begeistert", erzählt May, die die zehnte Klasse im Angela-Merici-Gymnasium besucht. "Einige lachen zwar drüber, aber alles in allem finden sie es cool und witzig."
Mit Erdbeeren hat die gebürtige Zewenerin schon früh zu tun. "Ich bin mit meinen Großeltern aufs Feld gegangen und habe Erdbeeren gepflückt." Ihr Großvater habe - allerdings lange vor ihrer Geburt - Obst und Erdbeeren auf dem Markt verkauft. Dazu sei er frühmorgens noch vor der Arbeit nach Trier gefahren.
"Ich bin ein wenig aufgeregt", gibt Anna May zu, doch sie freut sich auf den Job, den sie am Samstag übernimmt: "Ich repräsentiere mein Dorf - und Erdbeeren mag ich auch!" Die am liebsten "ganz pur mit ein bisschen Zucker drauf. Ich trinke auch gerne Erdbeerbowle."
Die sei der große Renner, sagt Plein. "Ich kann mich erinnern, als wir sie zum ersten Mal vor mehr als 15 Jahren ausgeschenkt haben. Das hat eingeschlagen!" Im ersten Jahr seien es gut 25 Liter Bowle gewesen, sagt "Bowlemeister" Helmut Mertesdorf, Zewens Ortsvorsteher.
"Heute sind es mehr als 280 Liter. Jeden Tag werden 30 Kilogramm Erdbeeren gewaschen, geschnitten, in Gläser gefüllt und kühl gestellt." Jede Portion à 500 Gramm Frucht werde frisch aufgegossen mit Moselwein, Wasser und Sekt. "Sie kriegt keine Zeit zum Ziehen; die Bowle ist sofort weg." Wichtig sei die Kühlung, "die Erdbeeren müssen frisch sein, und die Bowle darf nicht zu süß, sondern muss süffig sein". Gestiftet werden die Früchte von den Landwirten Greif und Grundhöfer.
Die Anfänge der Kirmes liegen im Jahr 1936, als die Zewener erstmals unter schattigen Obstbäumen und mit Tanz das Ende der Erdbeerernte feierten. In den 50er Jahren habe dann die Freiwillige Feuerwehr im Sommer ein kleines Fest ausgerichtet.
Anfangs habe es nur einen Stand gegeben, dann sei es immer größer geworden, sagt Mertesdorf. Pfarrer Jakob Leister solle dagegen gewettert haben: "Wir haben keinen heiligen Erdbeerus, sondern einen heiligen Martinus!" Ihm zu Ehren feierten die Zewener die Martinuskirmes am 1. November. "Deshalb wurde keine Tanzmusik gespielt", erinnert sich Plein an seine Jugendjahre. "Um dem zu entgehen, gab es dann die Sommerkirmes." Mit seiner Gründung 1972 übernahm der Kulturring, ein Zusammenschluss von heute 18 Vereinen des Stadtteils, die Organisation der Erdbeerkirmes. "Wir fangen im März an und holen die Genehmigungen ein", sagt Plein. Dann werden die Mitglieder von Freiwilliger Feuerwehr, MV Eintracht, Lanz Bulldog-Club, Spielvereinigung, Angelsport-, Carnevals-, Tischtennisverein, Messdiener und gemischtem Chor auf die Stände verteilt. "Der Erlös geht an die beteiligten Vereine."Extra

Wegen der Erdbeerkirmes in Zewen ist die Fröbelstraße von Donnerstag, 4. Juli, 14 Uhr, bis Dienstag, 9. Juli, 20 Uhr, gesperrt. Autos werden über die B 49 umgeleitet. Die Busse der Linien 3, 40 und 81 fahren in Richtung Hauptbahnhof über die B 49. Die Haltestellen Kanzelstraße, Martinstraße und Fröbelstraße werden für die Dauer der Sperrung aufgehoben und an die Haltestelle Kantstraße an der B 49 verlegt. An den Haltestellen sind entsprechende Hinweise angebracht. In Richtung Igel fahren die Busse die normale Route. redExtra

Samstag: 18 Uhr Gottesdienst, danach Gang zum Festplatz. 19.30 Uhr Eröffnung mit Fass anstich, die Krönung der Erdbeerkönigin Anna II., MV Trier-Zewen. 21 Uhr Tanz mit der Band Be to be. Sonntag: 11 Uhr Eröffnung der Stände. 14 Uhr: Die Zewener Ortsvereine gestalten einen gemeinsamen Nachmittag. 15 Uhr Feuerwehrpräsentation. 15.30 Uhr Jugendkapelle de MV. 16 Uhr Gemischter Chor 20.30 Uhr Tanz mit Joe Casel. Montag: 16 Uhr Eröffnung der Stände. Der Volksfreund kommt ihm Rahmen der Serie Stadtteiltour nach Zewen. TV-Maskottchen Lucky, die Leseratte besucht ab 16 Uhr die Kinder und hat eine große Hüpfburg mit dabei. Außerdem können Sie, liebe Leserinnen und Leser, am TV-Jahresgewinnspiel teilnehmen. Hauptpreis: ein Auto. 20.30 Tanz mit der Band Magic. mehiExtra

500 Gramm Erdbeeren stückeln und in ein Gefäß geben, mit einem Esslöffel Zucker bestreuen, Früchte einige Stunden ziehen lassen. Dann mit einem Liter lieblichem Wein begießen, je eine Flasche Wasser und Sekt dazu und kalt servieren. (Rezept: Helmut Mertesdorf)

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