So strahlend schön wie vor 751 Jahren

Trier · Fast vier Jahre lang war das Innere der Liebfrauenbasilika Baustelle und nicht öffentlich zugänglich. Am Sonntag, 4. September, 15 Uhr, wird die einzigartige Kirche in einem Pontifikalamt mit Bischof Stephan Ackermann feierlich wiedereröffnet.

Trier. Domkapitular Hans Wilhelm Ehlen (68), der Pfarrer von Liebfrauen, erzählt gerne und mit vor Freude glänzenden Augen die Geschichte von den Baumeistern aus der Champagne, die anno 1227 bei Triers Erzbischof Theoderich II. von Wied vorsprachen. Die Bauleute hatten bis dahin an der Kathedrale von Reims gearbeitet und suchten nun nach einem neuen Auftrag. Ehlen: "Sie boten etwas Wunderbares an. Eine Kirche, wie es sie nirgendwo sonst so gab." Theoderich griff zu, und so entstand an der Stelle einer baufälligen Vorgängerkirche direkt neben dem Dom ein einzigartiges Gotteshaus mit dem kühnen Grundriss einer zwölfblättrigen Rose. 33 Jahre später (1260) war das Werk vollendet. Eine aus Kordeler Sandstein errichtete Marienkirche von faszinierender Schönheit, Deutschlands erstes Gotteshaus im neuen Stil der französischen Hochgotik und doch ohne Vorbild. "Ein Kunstwerk voller Theologie, ein Juwel höchster Baukunst", betont Ehlen, der es als "Gnade und Ehre" betrachtet, hier Hausherr sein zu dürfen.
Jetzt erst recht, denn nach langer Pause kann Liebfrauen endlich wieder ihren Platz als Hauptkirche der an historischen Gotteshäusern reichen Trierer Innenstadtpfarrei einnehmen. Anfang 2008 fand, damals schon in baustellenartigem Ambiente, der letzte Gottesdienst in Liebfrauen statt. Seither war sie Schauplatz einer aufwendigen, aber auch überfälligen Innenrenovierung und Restaurierung, denn die schweren Kriegsschäden waren nach 1945 nur notdürftig behoben worden. Lang ist die Liste der Arbeiten, die in den vergangenen vier Jahren unter Federführung des Koblenzer Architekten Hans-Joachim Becker (67) ausgeführt wurden.
Die wichtigsten Einzelprojekte: energetische Sanierung, Erneuerung der Heizung, 1000 Quadratmeter neuer Fußboden aus Mainsandstein, Ausbau der losen Zementmörtelfugen und Erneuerung von 4500 Metern Fugenputz, Erneuerung von Fenstern, Portal und Elektroinstallation, Reparatur von Steinschäden, Restaurierung der filigranen Malerarbeiten und der spätgotischen Apostelbilder auf den zwölf Säulen.
Beim Reinigen der Wand von Ruß-, Brand- und Schmutzschichten kamen 1100 Kilogramm an Feinstaub zusammen.
Nun darf man getrost vom "Erstrahlen in neuem Glanz" sprechen, denn im so freundlicher Helle hat seit Generationen niemand das Innere der Liebfrauenkirche zu Gesicht bekommen. Auf alles in allem rund sieben Millionen Euro dürften sich die Kosten des Renovierungs- und Restaurierungsprojekts summieren, finanziert vom Bistum, von Bund, Land und Stadt, der Pfarrei, privaten Spendern und aus diversen Denkmalfonds.
Die Sparkasse Trier legt zur Wiedereröffnung eine Silbermedaille auf, die ab 5. September in den Geschäftsstellen Simeonstraße, Viehmarkt und Theodor-Heuss-Allee erhältlich ist (Preis: 42,90 Euro). Die Pfarrei Liebfrauen gibt eine Festschrift (24,90 Euro), eine Glasmalerei (95 Euro), einen Kirchenführer (3,90 Euro), einen Kalender (4,90 Euro) sowie Ansichtskarten heraus - erhältlich am Wiedereröffnungstag auf dem Domfreihof.
Mehr zur Liebfrauenkirche gibt es auf einer Doppelseite in der nächsten Freitagsausgabe. Die Wiedereröffnung der Liebfrauenbasilika am Sonntag, 4. September, beginnt um 14.45 Uhr mit einer Prozession von Geistlichen, Messdienern und Fahnenträger von St. Gangolf über den Hauptmarkt und den Domfreihof. Das Pontifikalamt (15 Uhr) können 500 Besucher in Liebfrauen erleben. 1000 weitere Plätze stehen im Dom zur Verfügung, dort ist die Messe auf Fernsehschirmen zu sehen. Weitergefeiert wird auf dem Domfreihof in einem 700 Menschen fassenden Festzelt. Der Empfang dort beginnt um 17.30 Uhr. Zum Abschluss der Wiedereröffnungsfeier steht um 21 Uhr das Marienlob in Liebfrauen auf dem Programm. rm.

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