So wollen die Ruwer-Winzer ihre Steillagen retten

Kasel · Gut aufgestellte Betriebe, aber einige Brachen, schlechte Wege und Wasserabläufe: So haben Winzer aus Kasel, Mertesdorf und Eitelsbach in einer Umfrage des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum die Probleme des Ruwerweinbaus beschrieben. 2013 will die Behörde genauer prüfen, wie sie die Mängel beseitigen kann.

Wie kann der Weinbau in den Steillagen des unteren Ruwertals langfristig bestehen? Welche Voraussetzungen brauchen die Winzer? Darüber haben etwa 30 Weingutsbetreiber, Gemeindevertreter und Fachleute vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Kasel diskutiert.

Umfrage bei Winzern: Zusammen wollen sie Strategien entwickeln, um den Winzern in Kasel, Mertesdorf und Eitelsbach ihre Arbeit zu erleichtern. Um zu klären, wo die Winzer der Schuh drückt, hat sie das DLR nach den Strukturen ihrer Betriebe und Rebflächen befragt.
Die Ergebnisse wurden jetzt vorgestellt: Insgesamt gaben 36 von 48 Betrieben Auskunft. Sie bewirtschaften insgesamt etwa 150 Hektar Rebfläche, bauen zu 80 Prozent Riesling an. Es gibt 14 Haupterwerbsbetriebe, 19 Nebenerwerbswinzer. Bei den großen Betrieben ist laut DLR-Mitarbeiter Gerd Permesang die Hofnachfolge bis auf drei Ausnahmen geregelt.

Flächen und Wege: Generell gebe es "einen größeren Willen zur Flächenerweiterung als zur Abgabe", erklärte Permesang. Drei Betriebe wollen Rebflächen demnächst aufgeben. Acht möchten aufstocken - wenn die Flächen mit Maschinen "wirtschaftlich" zu betreiben sind. "Kleinere Mängel", sagte Permesang, gebe es bei der Infrastruktur. In Eitelsbach erklärten 28 Prozent der Winzer die Wirtschaftswege für "schlecht", in Mertesdorf kritisierten 17 Prozent den Zustand der Mauern.

Wünsche und Probleme: Die meisten Befragten gaben an, unbedingt die für das Ruwertal typischen, aber schwer zu bewirtschaftenden Steillagen erhalten zu wollen. Sie verlangten zudem die politische Zusicherung, dass Hubschrauber auch künftig den Pflanzenschutz in den Hängen erledigen dürfen. Als Kernprobleme in Eitelsbach nannte Permesang nicht eingemessene Parzellen und Wasser, das bei starkem Regen nicht ablaufe. In Mertesdorf wollten Betriebe aufstocken, hätten aber Probleme bei der Flächen-Zusammenlegung. Zudem prägten einige Brachen das Ortsbild. Kasel verfüge über "gute Wege und Mauern", habe aber ebenfalls Probleme mit den Wasserabläufen.

Drei Orte, drei Lösungen: "Das Bild ist sehr heterogen", urteilte Johannes Pick, Leiter der Landentwicklung Ober- und Mittelmosel beim DLR. Für die drei Orte seien "maßgeschneiderte Lösungen" nötig. Dem stimmte auch der Kaseler Ortsbürgermeister Karl-Heinrich Ewald zu: "Die Ergebnisse treffen den Nagel auf den Kopf. Es gibt noch einiges zu optimieren." Allerdings habe die Gemeinde schon früh gehandelt und etwa Brachen zu Streuobstwiesen umgestaltet. Um die "Weinkulturlandschaft" zu erhalten, plane Kasel weitere "touristische Anreize": den Wein-Lehrpfad "Nieschensteig" und ein Infozentrum zum Weinbau an der Ruwer. Auch Monika Thenot, Ortsvorsteherin in Trier-Ruwer/Eitelsbach, sieht Aktionsbedarf: "Es ist schon auffällig, dass ein Drittel der Winzer unsere Wege für schlecht hält. Da müssen wir handeln."

Nächster Schritt: Laut DLR soll 2013 eine projektbezogene Untersuchung folgen. Diese ermittelt Lösungen, Kosten und Zeitabläufe, muss aber erst vom Landwirtschaftsministerium genehmigt werden. "Wir sind zuversichtlich, dass wir grünes Licht bekommen", sagte Hubert Friedrich, Dienststellenleiter des DLR Mosel. Er bescheinigte der unteren Ruwer eine "gute Betriebsstruktur". Für weitere Schritte müssten nun "detaillierte Karten her", die zeigten, "wo genau die schlechten Wege und die künftig noch bewirtschafteten Flächen liegen".
Die Ortsgemeinden sollen derweil per Ratsbeschluss bekräftigen, dass sie die Analyse wollen. Außerdem formulieren sie in Leitbildern, wo sie künftig intensiv Weinbau betreiben wollen. "Und dann müssen wir zügig loslegen", fordert Kasels Ortschef Ewald. "Die Winzer erwarten, dass jetzt etwas passiert."
Extra

Die Verbandsgemeinde Schweich kämpft seit Jahren gegen die Vermehrung von Weinbergsbrachen in ihren Steillagen, die auch an der Mosel das Landschaftsbild stören. Bei Fell werden deshalb etwa 121 550 Quadratmeter ehemalige Weinberge von Büschen und Bäumen befreit und mit maschineller Hilfe in Weideland mit Obstbäumen verwandelt. Gleiche Pläne gibt es für Kenn (33 900 Quadratmeter), Schleich (57 300 Quadratmeter) und Ensch (9500 Quadratmeter). Die aufgegebenen Weinberge wurden von der VG als gesetzliche Ausgleichsflächen für große Bauprojekte - etwa das Schweicher Baugebiet Ermesgraben - erworben. Ziel des Flächenmanagements ist außerdem, durch Tausch und Zusammenlegungen größere Weinanbauflächen zu schaffen. Die Weiden an den Hängen sollen das Landschaftsbild auflockern. f.k./cweb

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