"Sommerzeit"

"Gibt's im März die Sommerzeit, bleibt's länger hell für Gartenarbeit", besagt eine Bauernregel. Heute Nacht werden die Uhren wieder um eine Stunde vorgestellt. Die Sommerzeit beginnt. Wer einen Garten hat, der kann sich abends bei Helligkeit länger im Grünen ver-dulden.

Ich benötige immer eine ganze Weile, bis ich mich auf die Sommerzeit eingestellt habe. Müdigkeit am Morgen, längeres Aufbleiben am Abend. Mein Körper gewöhnt sich eher langsam daran. Die Frage für mich ist: Habe ich wirklich eine Stunde gewon-nen oder am Ende eine verloren? Eine Stunde weniger in der Nacht, eine mehr am Abend? Das wäre eine Milchmädchenrechnung. Natürlich ist es schön, am Abend noch eine Stunde aufs Rad zu steigen, mit den Kindern im Garten zu spielen oder joggen zu gehen. Aber die Stunde in der Nacht fehlt einfach. Der Beginn der Sommerzeit lässt mich über verlorene oder gewonnene Zeit nachdenken. Von Menschengedenken an gibt es das Gefühl für Zeit. Seit es Uhren gibt, können wir Zeit auch ganz präzise einteilen. Mein Wecker beendet meinen Schlaf notfalls jeden Morgen zur exakt gleichen Sekunde. Ein Psalmbeter in der Bibel sagte: "Meine Zeit steht in deinen Händen." Er meint damit auch, seine Lebenszeit wird ihm von Gott geschenkt. Ich gehöre zu denen, die sich so etwas immer wieder sagen lassen müssen. Mit diesen alten Worten. Ich verplane meine Zeit mit Terminen und vergesse leider allzu oft, dass mir Zeit geschenkt wird. Dass ich sie mir zwar verfügbar mache, Zeit aber letztlich nicht verfügbar ist. Jede Stunde ist ein Geschenk Gottes. Ich darf sie auskosten. Das darf ich mir öfter mal sagen lassen. Pfarrer Dr. Jörg Weber, Evangelischer Kirchenkreis Trier, oeffentlichkeitsarbeit@ekkt.de

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