Sonnig, aber zäh: Linker Wahlkampf in Ehrang

Straßenwahlkampf kann ganz schön zäh sein. Das musste Vanessa Burkhardt, Kandidatin der Linken im Wahlkreis Trier-Schweich, gestern in Ehrang erfahren. Trotz schönen Wetters hielten sich nur wenige Leute im Zentrum auf - und fast alle, die sie ansprach, hatten es eilig.

 Linken-Kandidatin Vanessa Burkhardt wirbt bei zwei jungen Männern in der Ehranger Kyllstraße für ihre politischen Überzeugungen.TV-Foto: Albert Follmann

Linken-Kandidatin Vanessa Burkhardt wirbt bei zwei jungen Männern in der Ehranger Kyllstraße für ihre politischen Überzeugungen.TV-Foto: Albert Follmann

Trier-Ehrang. (alf) Stehen oder gehen? Vanessa Burkhardt entscheidet sich für die zweite Variante, obwohl sie weiß, dass bald die Beine schmerzen werden. Die Direktkandidatin der Linken im Wahlkreis Trier-Schweich leidet unter Multipler Sklerose.

Am Dienstagmittag zieht sie es dennoch vor, mit ihren drei Begleitern die Straßen im Ortszentrum von Trier-Ehrang auf und ab zu gehen, Passanten anzusprechen und Flyer in die Briefkästen zu werfen.

Alternative wäre gewesen, einen Stand auf dem Parkplatz an der Kyll aufzubauen. Aber das kostet zu viel wertvolle Wahlkampf-Zeit. Spätestens um 16 Uhr muss Vanessa Burkhardt in Trier sein. Gregor Gysi, Aushängeschild der Linken, kommt und will mit dem Touristen-Bähnchen die Geburtsstadt von Karl Marx abfahren. Das habe er sich schon beim letzten Aufenthalt gewünscht, sagt Burkhardt.

Der Ortskern von Ehrang ist an diesem frühlingshaften Mittag fast wie ausgestorben. Nur wenige Menschen hasten über den Peter-Roth-Platz, durch Oberstraße oder Niederstraße. Am ehesten kann die 30-jährige Kandidatin aus Salmtal noch auf der Kyllstraße, der Geschäftsmeile, auf Stimmenfang gehen. Nur wenige, die sie anspricht, lassen sich auf ein Gespräch ein. Die meisten winken ab oder nehmen hurtig den Flyer, den ihnen Burkhardt anbietet. An der Bushaltestelle dann das erste längere Gespräch. Ein Rentner von der Heide deutet an, er sei "nicht abgeneigt", diesmal die Linken zu wählen. Die großen Parteien findet er zu wankelmütig in ihren Ansichten: "Die gehen nicht den geraden Weg, bei den Linken weiß man wenigstens, wo man dran ist. Die verbiegen sich nicht."

"Die Linke" liegt bei Umfragen vor der Wahl in Rheinland-Pfalz bei vier Prozent. Vanessa Burkhardt weiß, dass ihre Partei am Sonntag um die sieben Prozent einfahren muss, damit sie mit ihrem Landeslistenplatz (7) in den Landtag einziehen kann. Sehr unwahrscheinlich. "In fünf Jahren gibt es ja wieder eine Chance", sagt die Kandidatin.

Inzwischen hat sie ihre Wahlkampfhelfer, zwei Linke von der Nachwuchsorganisation "Solid" und ihrem Lebensgefährten, in den Gassen von Ehrang aus dem Blickfeld verloren. Die Straßen sind immer noch wie leer gefegt. "Jetzt fühle ich mich wie Rainald Grebe", meint Burkhardt. Der Kabarettist hat das mühselige Wahlkampfgeschäft in seinem Lied "Wäääählen Sie mich" verarbeitet.

Gleich will es die Linke mit dem Schwerpunkt Gesundheitspolitik noch auf dem Parkplatz des Ehranger Krankenhauses versuchen. Am Montag, berichtet sie, habe sie vor dem Real-Markt in Kenn und bei den Geschäften im Schweicher Erbesgraben Flyer verteilt. Hier, so ihr Eindruck, hätten die Menschen mehr Zeit für ein Gespräch gehabt.

Mit diesem Beitrag endet die Serie über den Wahlkampf der Kandidaten im Wahlkreis 24 Trier-Schweich. Begleitet haben wir Vanessa Burkhardt (Die Linke), Arnold Schmitt (CDU), Ingeborg Sahler-Fesel (SPD) und Marianne Rummel (Grüne). FDP-Kandidat Claus Piedmont hat auf eine Berichterstattung verzichtet.

EXTRA

ZIELE VON VANESSA BURKHARDT



Was die linke Kandidatin Vanessa Burkhardt in Mainz im Falle ihrer Wahl für die Region erreichen möchte: Die Moselaner sind genervt wegen des Nahverkehrs. Busse müssen öfter fahren; außerdem muss der ÖPNV bezahlbar sein. Bei den Schulzentren Ehrang und Schweich muss der Weg für eine "inklusive Schule" geebnet werden. Behinderte und nichtbehinderte Kinder sollten in einer Klasse unterrichtet werden. Dass das geht, haben skandinavische Länder bewiesen, die ja auch sehr gut bei der Pisa-Studie abgeschnitten haben. Wir müssen die Chancen, die im sanften, umweltschonenden Tourismus stecken, noch besser nutzen. Leerstehende Winzerhäuser sollten mit staatlichen Fördermitteln saniert werden. alf

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