Soziale Integration bereitet Spaß

2010 hat die Europäische Kommission zum Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung ausgerufen. Ziel ist soziale Integration. Ein Beispiel, wie diese gelingen kann, ist die Tagesstätte "Villa Henn" der Lebenshilfe Trier.

Trier. (sthi) Hohe Decken, eine Fotoausstellung, die sich über weite Teile des Gebäudes verteilt — auf den ersten Blick könnte es sich um eine Galerie oder ein Museum handeln. Bei genauerem Hinsehen jedoch gleicht die "Villa Henn", die in unmittelbarer Nähe der Porta Nigra in der Paulinstraße liegt, einer Schule. Einer Schule, in der die Schüler anders sind als die meisten.

Seit 1993 ist sie eine Tagesförderstätte der Lebenshilfe Trier, in der mehrfach beeinträchtigte Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen, die nicht in Werkstätten eingesetzt werden können, tagsüber betreut werden. In der "Villa Henn" gehen sie Beschäftigungen nach, die ihnen Freude bereiten.

Die Arbeit, die hier geleistet wird, ist genau das, was das Europäische Jahr 2010 gegen Armut und soziale Ausgrenzung (EJ 2010) fördern soll: Integration. Das Angebot umfasst beispielsweise therapeutisches Reiten, Wandern, Kochen oder Physiotherapie. "Bei uns findet die Integration auch durch den Standort statt", sagt Lothar Duschner, Leiter der Tagesstätte. Freude hat an diesem Tag auch Paul. Ergotherapeutin Claudia Guillaume steht ihm beim Malen zur Seite. "Es ist eine wertvolle Arbeit, und man erfährt viel Dankbarkeit von den Menschen", sagt sie. Zurzeit werden 42 behinderten Frauen und Männer in sieben Gruppen betreut. Dazu gehört auch eine Vorlesegruppe. Günter Grünewald arbeitet seit rund drei Jahren ehrenamtlich in der "Villa Henn" und liest Menschen dort vor. Nach dem Renteneintritt habe er sich bei der Ehrenamtsagentur nach Tätigkeiten erkundigt und sei so in der Tagesstätte gelandet. Nicht nur er ist mit Freude dabei, auch seine Zuhörer sind es. Einhellige Meinung: "Wir sind froh, dass der Günter kommt!"

Für die Pressesprecherin der Lebenshilfe, Doris Ramspeck, hat Ausgrenzung viele Gesichter wie zum Beispiel fehlende Zugänge für Rollstuhlfahrer oder komplizierte Formulare oder Internetseiten.

Ramspeck wünscht sie sich Impulse, damit Menschen mit Behinderung akzeptiert und unterstützt würden. Auch Duschner sieht Verbesserungsbedarf: Wünschenswert wäre eine Pflegestation für behinderte Senioren. Es gebe in der Stadt viel zu wenig Wohnheimplätze.

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