Sozialwohnungen in Trier: Sanierung frühestens ab 2012

Trier · Die Stadt Trier will ihre 700 Sozialwohnungen in eine neue öffentliche Gesellschaft auslagern. So sollen der millionenschwere Sanierungsstau in den nächsten Jahren abgearbeitet und der Immobilienbestand gesichert werden.

 Die maroden Häuser in der Magnerichstraße in Trier-West/Pallien gehören der Stadt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die maroden Häuser in der Magnerichstraße in Trier-West/Pallien gehören der Stadt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Trier will die Fäden in der Hand behalten: Die neue Gesellschaft, die ab nächstem Jahr die rund 700 größtenteils maroden städtischen Sozialwohnungen verwalten soll, soll zu 100 Prozent städtisch sein. Noch im Februar hatte Sozialdezernentin Angelika Birk darüber nachgedacht, den öffentlichen Wohnraum einer Gesellschaft anzuvertrauen, an der die Stadt lediglich die Mehrheit hält.

Vielleicht will sich das Rathaus bei dieser sozialen Aufgabe tatsächlich nicht von einem Privaten reinreden lassen. Vielleicht findet sich aber auch ganz einfach niemand, der die Sache mit übernehmen will. Denn der Sanierungsstau beläuft sich bei den städtischen Wohnungen auf einen zweistelligen Millionenbetrag. Und während Trier in der Vergangenheit jährlich rund eine halbe Million Euro aus dem Verkauf von Wohnraum eingenommen hat, hat Dezernentin Birk nach ihrem Amtsantritt 2010 einen Verkaufsstopp veranlasst. Denn die Stadt ist gesetzlich verpflichtet, ihre Bürger vor der Obdachlosigkeit zu schützen.

Gedeckt ist der Bedarf allerdings nicht: Für rund 450 Haushalte sucht das Wohnungsamt ganz dringend neue Bleiben. "Darunter sind Frauen, die zurzeit im Frauenhaus wohnen, kinderreiche Familien, Rollstuhlfahrer - also Menschen, denen wir als Stadt unbedingt eine Bleibe besorgen müssten, es aber nicht können", erklärt Bürgermeisterin Birk. Findet sich keine freie Sozialwohnung, werden Familien im Notfall in Pensionen untergebracht. "Das kommt uns nicht nur sehr teuer zu stehen, es ist einer Familie auch nicht zuzumuten, auf Dauer in einer Ferienpension zu wohnen", sagt Birk.

Zusammen mit externen Experten, Trierer Immobilienfachleuten und Vertretern der Stadtratsfraktionen arbeitet die Stadt seit einem Jahr an einem Konzept, wie künftig mit städtischem Wohnraum umgegangen wird. Fertig sein soll der Sanierungs- und Finanzierungsplan im nächsten Sommer.

Die Vorteile einer ausgelagerten Gesellschaft: Im städtischen Etat ist es haushaltsrechtlich nicht möglich, größere Rücklagen für die Instandhaltung von Wohnungen zu bilden. Auch bei der Kreditaufnahme ist die Stadt anders als eine städtische Gesellschaft kommunalrechtlich beschränkt. "Eine Gesellschaft könnte wirtschaftlicher handeln", erklärt Oberbürgermeister Klaus Jensen. Gewinne sind allerdings nicht zu erwarten: Alle Mieteinnahmen sollen in den Bestand reinvestiert werden. Trotzdem wird die Gesellschaft die dringend notwendige, umfassende Renovierung des städtischen Wohnungsbestands - die wohl frühestens Ende 2012 beginnen kann - nicht alleine stemmen können. Städtische Zuschüsse und Fördermittel seitens des Landes werden notwendig sein. "Gespräche mit dem Finanzministerium laufen bereits", sagt Oberbürgermeister Jensen.Meinung

Mehr Einfluss nehmen!
Auch die geplanten neuen Wohngebiete in Feyen, West und, kurz vor der Bebauung, an der Universität werden den Mangel an günstigem Wohnraum in Trier nicht schmälern. Und die rund 700 städtischen Wohnungen reichen - wenn sie denn mal durch Renovierung wieder anständig bewohnbar sind - kaum für den ärmsten Teil der Trierer. Dass die Stadt sich entschlossen hat, keine weiteren Wohnungen verkaufen zu wollen, zeigt eine gute Absicht. Stärker könnte sie auf den Trierer Wohnungsmarkt einwirken, wenn sie bei neuen Baugebieten die Investoren dazu gebracht hätte, neue Sozialwohnungen zu bauen. Die Castelnau-Fläche in Feyen und auch das Bobinet- und Ex-Eisenbahnausbesserungsareal in Trier-West sind so attraktiv, dass man den Entwicklern, Eigentümern und Investoren diesen Deal selbstbewusst hätte anbieten können. Vorgesehen ist eine solche Verpflichtung in den städtebaulichen Verträgen allerdings nicht - auch nicht mit dem Vertragspartner EGP, der zu 35 Prozent der Stadt gehört. c.wolff@volksfreund.de

Extra: Neben den 700 städtischen Sozialwohnungen gibt es in Trier noch rund 4000 Wohnungen, die mit staatlichen Zuschüssen gebaut wurden und deren Mieten daher gewisse Höhen nicht übersteigen dürfen. Diese Mietpreisbindungen laufen allerdings in den nächsten Jahren sukzessive aus. Die Stadt rechnet damit, dass es im Jahr 2025 nur noch rund 2000 Sozialwohnungen externer Träger in Trier geben wird. woc

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