"Spannender als ein Krimi"

TRIER. "Der Palastgarten war mein Spielplatz", sagt Christiane Salm. Wie vielen Trierern, die inmitten der historischen Bauwerke in der Innenstadt groß geworden sind, fühlt sich auch die 45-Jährige tief verbunden mit ihrer Heimatstadt. Als Gästeführerin und Weinerlebnisbegleiterin begleitet sie Touristen zu den geliebten Sehenswürdigkeiten.

"Ich habe immer innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern gewohnt", sagt Christiane Salm. Von ihrer Heimatstadt und den architektonischen und kunsthistorischen Hinterlassenschaften ist sie noch heute fasziniert. "Es beeindruckt mich immer noch, wenn ich auf die Porta Nigra gucke. Außerdem gehört es für mich als echte Triererin dazu, mindestens einmal am Tag über den Hauptmarkt und um den Petrusbrunnen zu laufen." Als Lokalpatriotin unterstützt Salm den Verein Trierisch und die Gesellschaft für nützliche Forschungen durch ihre Mitgliedschaft. "Das ist Ehrensache für einen Trierer. Auch jüngere Menschen sollten sich dort engagieren. Außerdem habe ich der Stadt ein besonderes Geschenk gemacht", sagt Salm lächelnd. Denn ihr Sohn, den sie auf den Namen Konstantin getauft hat, war das 2000. Kind, das im Jahr der 2000-Jahr-Feier Triers, 1984, zur Welt kam. "Das steht auch in seiner Geburtsurkunde." Trier für Singles

Seit 23 Jahren arbeitet Christiane Salm als Empfangssekretärin im Karl-Marx-Haus und hat dort immer viele Kontakte zu Besuchern und Touristen gehabt. "Für mich ist es spannender, ein Geschichtsbuch zu lesen als einen Krimi", sagt sie. Stundenlang hat sie im Stadtarchiv gesessen, Bücher gewälzt und alte Fotos betrachtet. Doch die 45-Jährige ist nicht nur belesen, hat Daten und Fakten, Geschichte und Geschichtchen auswendig gelernt. Sie legte im Sommer 2002 ihre Prüfung zur Stadtführerin ab, und die Feuerprobe folgte sofort. "Zwei Tage später hatte ich meine erste Führung", erinnert sie sich. "Damals bin ich fast gestorben vor Aufregung und Angst, etwas falsch zu machen." Am Anfang habe sie immer Spickzettelchen in den Jackentaschen gehabt. "Auf die habe ich aber nicht geschaut, sondern sie nur mit den Händen in den Taschen ganz fest gehalten." Heute begleitet sie ihre Gruppen routiniert von Bauwerk zu Bauwerk, setzt auf Natürlichkeit, Höflichkeit und ihre offene, freundliche Art, mit Menschen umzugehen. "Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Mut dazu aufbringe, mich vor Menschen zu stellen und frei zu reden. Das war eine Herausforderung, aber es macht mir sehr viel Spaß." Zum ersten Mal bietet Salm in diesem Jahr auch zwei Themenführungen im Rahmen des Programms "Trier für Trierer" an. Damit füllt sie eine bislang unterversorgte Nische und bedient ein spezielles Publikum. Bei "Trier zum Verlieben" am 13. Mai und 3. Juni sollen Singles auf einem etwas anderen Stadtrundgang Kulturelles geboten bekommen, aber auch die Gelegenheit für Gespräche und die Kontaktaufnahme erhalten. "Single sein ist der Zustand zwischen zwei Chaos-Beziehungen", scherzt Christiane Salm. "Ich möchte, dass sich Singles auch auf anderer Ebene in einem ungewöhnlichen Rahmen kennen lernen können. Es soll vor allem Spaß machen, aber die Führung soll auch Niveau haben", sagt Salm, die keine Single-Börse und keine Kuppel-Aktion plant. Allerdings winkt den Teilnehmern ein romantisches Candle-Light-Dinner auf Trierisch und weitere Überraschungen. Auch Nachtschwärmer kommen im Sommer in den Genuss einer außergewöhnlichen Stadtführung (1. Juli, 26. August) zu den beleuchteten Baudenkmälern und Plätzen, die reizvolle und überraschende Einblicke in Historie und Atmosphäre der Stadt bieten. "Gerade abends ist Trier ein Traum. Man hat die Stadt für sich, die Plätze sehen schön aus, es ist unglaublich ruhig, und beleuchtet ist die Kulisse des Doms sehr imposant." Auch für das nächste Jahr feilt Christiane Salm bereits an einem Konzept für neue Führungen. "Verraten wird aber noch nichts", sagt sie. Infos zu den "Trier für Trierer"-Touren im Internet unter www.trier-fü;r-trierer.de, www.trier.de/tourismus, unter Telefon 0651/9780822. Anmeldungen bei der Tourist-Information an der Porta Nigra.

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