Spannender Familienausflug zur Mülldeponie: Besucheransturm beim Tag der offenen Tür auf der Mertesdorfer Anlage

Mertesdorf · Der täglich unvermeidlich anfallende Müll und seine sichere Entsorgung sind Themen, die vielen Menschen nicht gleichgültig sind. Dies hat gestern der Besucheransturm bei einem Tag der offenen Tür gezeigt, zu dem der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier (ART) in das Entsorgungszentrum Mertesdorf eingeladen hatte.

Mertesdorf. Ein Sonntagsausflug mit der Familie auf die Müllkippe? Vor 20 Jahren hätten sich wohl alle Befragten bei diesem Angebot nur an die Stirn getippt. Doch heute kommen dreitausend Gäste, wenn bei einem Tag der offenen Tür Einblicke in die moderne Abfallwirtschaft geboten werden.

Sicher wissen die meisten Abfallkunden heute, dass ihr Müll nicht mehr auf eine Kippe geschüttet werden darf, wo er dann vor sich hin modert. Strenge Richtlinien und Vorschriften geben EU-weit eine fast restlose Aufarbeitung der Abfälle vor. Doch die Wege dorthin sind unterschiedlich.

Mit einer industriellen Großanlage auf der ehemaligen Mülldeponie Mertesdorf gehen seit 2007 die in der Regionalen Entsorgungsgesellschaft (RegEnt) zusammengeschlossenen Städte und Kreise der Region das Problem an. Im gemeinsamen modernen Entsorgungs- und Verwertungszentrum (EVZ), das von der ART betrieben wird, werden die Stoffe getrennt, Problemmüll wird vorsortiert, aus Grünabfällen entsteht begehrter Kompost, wertvolle Metalle aus Elektromüll und Elektronikschrott werden gesichert, und der meist feuchte Restmüll wandert in die riesige mechanisch-biologische Trocknungsanlage (MBT).Parkplätze werden knapp


In diesem Kernstück des EVZ entsteht in mehreren Arbeitsschritten ein Industriebrennstoff mit dem Heizwert von Braunkohle. "Gestern ist die Millionste Tonne Restmüll seit 2007 in die MBT-Bunker gewandert", sagt ART-Geschäftsführer Max Monzel im Gespräch mit dem TV. Manche Besucher wissen schon einiges über die moderne Abfallwirtschaft - aber so komplex, riesig und technisch anspruchsvoll haben sie sich die Anlagen neben der B 52 Trier-Hermeskeil nicht vorgestellt.

"Dieser Aufwand ist schon erstaunlich, da betrachtet man seine Mülltonne mit anderen Augen. Auch für die Kinder ist es eine neue Erfahrung", meinen Bernd und Ilona Graffszik aus Trier. Und Ludwin Kerver aus Wittlich meint, dass "die den richtigen Weg gefunden haben".

Doch es staunen nicht nur Besucher, sondern auch der Veranstalter. Dass eine halbe Stunde nach Eröffnung die Parkplätze auf dem riesigen Areal um die Anlage knapp werden und der kleine Shuttlebus in Stress gerät, damit hatte man nicht gerechnet. Geschäftsführer Monzel: "Wir sind froh. Die Resonanz übertrifft alle Erwartungen." Und es sei auch die erhoffte Zielgruppe gekommen: Ökologische Interessierte mit Kindern, und ältere Menschen, von denen sich viele schon mit der Materie befasst hatten.

Dem trägt der Veranstalter mit dem Programmangebot Rechnung, in das auch Kinder einbezogen sind. Statt Hüpfburg und Schminktisch veranstalten Katja Schmitgen und Robert Ossenkopp von der Erlebniswerkstatt Saar Aktiv-Führungen, bei denen die Kinder an Spielstationen den Weg des Abfalls von der heimischen Mülltonne bis zur Verwertung nachvollziehen können.

Für alle Besucher werden Führungen durch die Trocknungsanlage angeboten. Erstaunt betrachten sie im Leitstand hoch über den riesigen Trocknungsgruben die Rechnerbildschirme, auf denen die Trocknungsprozesse überwacht werden. Ein ausgeliehener Sightseeingbus - sonst Teil des Trierer Stadtbildes - dreht seine Runden über das weite Gelände der ehemaligen Deponie. Gezeigt werden "Außenstellen" wie das Klärwerk oder die riesige Kompostieranlage, wo der Grünschnitt aus 84 Sammelstellen in Gartenerde verwandelt wird.Extra

Die in der Region ungeliebte Biotonne, die per Gesetz drohte, ist bekanntlich verhindert worden (der TV berichtete). Stattdessen können die ART-Kunden ihre Essensabfälle nun im Beutel an den Grünschnittsammelstellen abliefern. Die 84 Betreiber der Sammelstellen - meist Landwirte - wurden gestern in Mertesdorf von ART-Geschäftsführer Max Monzel über das weitere Vorgehen informiert. Außerdem stellte der regionale Zweckverband RegEnt den von der EU geförderten Probebetrieb einer integrierten Bioabfall-Verarbeitung vor. In der Demonstrationsanlage mit einem Durchsatz von zehn Tonnen pro Stunde soll gezeigt werden, dass der biologische Anteil von Hausabfällen erfolgreich getrennt und als erneuerbare Energie in Form eines klimaneutralen Brennstoffs genutzt werden kann. f.k.

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