Serie „Landmarken“, Teil 3 Wenn Erdzeitalter durcheinander geraten

Igel · Serie „Landmarken“: Am Igeler Sprung nahe Trier hinterlässt eine geologische Verwerfung ein spannendes Landschaftsbild.

Igeler Sprung westlich von Trier ist eine geologische Verwerfung
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Serie „Landmarken“: Igeler Sprung

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Foto: TV/Martin Recktenwald

 Irgendwann müssen gewaltige Kräfte auf die Felsen am sogenannten Igeler Sprung westlich von Trier gewirkt haben. Rötlicher Buntsandstein und grau-weißer Muschelkalk stehen nebeneinander auf nahezu gleicher Höhe – das kann erdgeschichtlich so nicht stimmen. Sonst liegen nämlich jüngere Gesteinsschichten über älteren. Folglich müsste der Buntsandstein unterhalb zu finden sein, denn er entstand bereits in der Trias, einem Erdzeitalter vor 251,9 bis 201,3 Millionen Jahren. Der Muschelkalk ist deutlich jünger. Tatsächlich aber stehen beide Gesteine fast senkrecht zueinander.

Hier zeigt sich, dass die Erd­oberfläche keineswegs so ruhig ist, wie sie uns zumeist vorkommt. Mit genügend Zeit – sprich Millionen von Jahren – verschieben auch langsamste Bewegungen ganze Berge. Der Igeler Sprung ist ein Beispiel für solche geologische Verwerfungen, die auch für Laien gut zu erkennen sind. Den besten Blick auf das Naturschauspiel bietet die gegenüberliegende Moselseite. Auf dem 347 Meter hohen Liescher Berg finden sich oberhalb von Wasserliesch (Landkreis Trier-Saarburg) mehrere Aussichtspunkte. Beispielsweise laden an der Löschemer Kapelle Bänke zum längeren Verweilen und Beobachten ein. Die Kapelle selbst ist rund 300 Jahre alt und nach wie vor ein Marien­wallfahrts­ort.

Auf der Wasserliescher Seite setzt sich die geologische Verwerfung zwar ebenfalls fort, hier sind die verschiedenen Böden aber nur an unterschiedlicher Vegetation zu erkennen. Der Blick auf die Igeler Seite ist deutlich aufschlussreicher: Der Kontrast zwischen rotem und grauem Stein wird klar erkennbar. Verwerfungen entstehen in den obersten Erdschichten. Hier ist das Gestein kalt und starr, unter ausreichend großer Krafteinwirkung bricht es durch. Solche Kräfte liefern häufig die darunter liegenden Schichten. Die Erdkruste schwimmt nicht als durchgehendes Stück auf dem flüssigen Erdinnern, sondern in Form vieler gigantischer Platten. Ihre ständige Verschiebung gegeneinander setzt enorme Energien frei, die unter anderem als Vulkane für uns sichtbar werden. Und sie stapeln mühelos auch Gesteinsschichten durcheinander. Im Bereich der Trierer Bucht – benannt nach einem Ur­meer, das einst unsere Region bedeckte – gibt es viele solcher Ver­werfungen.

In Igel kann jeder sich das Ganze auch aus der Nähe ansehen. Die Felsen bieten nicht nur zum Wandern spannende Perspektiven, auch Klettersportler kommen hier auf ihre Kosten. Mitglieder der Sektion Trier des Deutschen Alpenvereins nutzen einige der Wände als Klettergarten – nach einer Vereinbarung mit der Gemeinde Igel, der das Gelände gehört. Wildes Klettern ist hingegen ausdrücklich verboten. Weil die Natur stark belastet wurde, hatte Igel vor Jahren die Nutzung eingeschränkt und nur unter bestimmten Auflagen gestattet.

 Der Igeler Sprung an der Mosel ist eine geologische Verwerfung und lässt Buntsandstein und Muschelkalk auf nahezu gleicher Höhe nebeneinander stehen.

Der Igeler Sprung an der Mosel ist eine geologische Verwerfung und lässt Buntsandstein und Muschelkalk auf nahezu gleicher Höhe nebeneinander stehen.

Foto: TV/Martin Recktenwald

Von der Kulisse der Verwerfung profitiert auch ein weiteres Wahrzeichen der Gemeinde: das Grutenhäuschen. Dieser Teilnachbau eines römischen Grabtempels liegt in den Weinbergen direkt unterhalb beziehungsweise neben den Felsformationen. Der ursprüngliche Tempel war im 3. oder 4. Jahrhundert errichtet worden. Die Rekonstruktion reiht sich auch heute noch passend ein in das Ensemble aus Buntsandstein, Kalkstein und Weinreben.

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