Sparkasse Trier plant Schließung von Filialen

Trier · Die Sparkasse Trier beabsichtigt nach Informationen des Trierischen Volksfreunds, noch in diesem Jahr mehrere Filialen in der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg aufzugeben. Die Bank will die Angelegenheit nicht kommentieren. Ihr Verwaltungsrat trifft sich zu einer Sondersitzung am 29. April.

 Bei der Sparkasse Trier wird das Thema Filialschließungen diskutiert. Das könnte in Zukunft für viele ihrer Kunden längere Wege mit sich bringen.

Bei der Sparkasse Trier wird das Thema Filialschließungen diskutiert. Das könnte in Zukunft für viele ihrer Kunden längere Wege mit sich bringen.

Foto: Friedemann Vetter


Bargeld gibt's beim Bankmitarbeiter am Schalter. Viele ältere Menschen kennen das nicht anders. Doch die Zeiten ändern sich: Durchschnittlich betritt jeder Sparkassenkunde nur noch einmal pro Jahr eine Filiale seiner Bank. Die übrigen Geldgeschäfte regelt er per Bankautomat oder Computer.
"Jeder unserer Kunden nutzt im Schnitt 24-mal pro Jahr einen Geldautomaten und greift 120-mal jährlich per Online-Banking auf sein Konto zu", erklärt Christiane Becker, Pressesprecherin des Sparkassenverbands Rheinland-Pfalz.
Wie viele andere Bankhäuser haben auch die Sparkassen bereits in den vergangenen Jahren auf die veränderten Gewohnheiten reagiert und Zweigstellen geschlossen: Die Sparkasse Koblenz machte etwa im September vorigen Jahres zehn ihrer 48 Filialen dicht.

Ähnliches steht nun der Stadt Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg bevor. Nach TV-Informationen sollen im Stadtgebiet bis zu fünf der insgesamt 18 Filialen geschlossen werden. Auf der Streichliste stehen offenbar die Zweigstellen in Mariahof, in Biewer, in der Paulinstraße, an der Römerbrücke in Trier-West und die Filiale in Euren.
Diskutiert wird im Verwaltungsrat der Sparkasse, ob in Mariahof und Biewer zumindest Selbstbedienungs-Zentren errichtet werden, zum Beispiel mit Automaten, an denen auch Bargeld eingezahlt werden kann. Auch, ob die Filialen Euren und Römerbrücke an einem anderen Standort zusammengefasst werden könnten, steht noch zur Debatte.

Keine Entlassungen vorgesehen

Im Landkreis Trier-Saarburg sollen nach TV-Informationen bis zu 15 Filialen auf der Schließungsliste der Sparkasse stehen. Welche Gemeinden genau betroffen sind und wo Selbstbedienungsterminals erhalten bleiben, ist unbekannt. Insgesamt hat die Sparkasse im Landkreis bis dato 49 Filialen, davon alleine vier in Konz. Entlassungen sollen mit den geplanten Schließungen nicht einhergehen, frei werdende Stellen aber nicht mehr besetzt werden.
Die Sparkasse (SK) Trier will die Informationen des TV nicht kommentieren. Auf Nachfrage erklärt SK-Pressesprecherin Helga Etienne schriftlich: "So wie wir uns generell und durchgängig mit allen Kostenpositionen unserer Sparkasse beschäftigen, beschäftigen wir uns auch mit dem Thema Geschäftsstellennetz. Für Entscheidungen im Zusammenhang mit unserem Geschäftsstellennetz ist der Verwaltungsrat der Sparkasse zuständig. Bisher gibt es keine Entscheidungen."

Schwierige Zinslage

Im Verwaltungsrat der SK Trier sitzen neben Bankvorstand Günther Passek und dessen Stellvertreter Peter Späth jeweils sechs Vertreter aus der Stadt Trier und aus dem Landkreis Trier-Saarburg sowie sieben weitere Sparkassenmitarbeiter.
"Kein Kommentar", erklärt der Trier-Saarburger Landrat Günter Schartz, der dem Verwaltungsrat seit dem 1. Oktober 2014 vorsitzt. Offiziell äußern zu den Schließungsabsichten wollen sich andere Mitglieder des Entscheidungsgremiums ebenfalls nicht. Auch Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe, stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender, bleibt unkonkret, bestätigt aber auf TV-Anfrage: "Das Thema Filialschließungen ist Thema im Verwaltungsrat der Sparkasse Trier - wie auch bei anderen Sparkassen im ganzen Bundesgebiet. Zu den Details, was sich in der Stadt Trier ändern wird, darf und will ich mich noch nicht äußern. Aber ich denke, dass in der Sondersitzung des Verwaltungsrats am 29. April Entscheidungen fallen werden."

Grund für die Schließungen ist neben den zurückgehenden Kundenbesuchen auch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, durch die auch die Sparkasse Trier weniger Erträge aus ihren Einlagen erwirtschaftet. Weniger Kundenbesuche, schwierige Zinslage - dass diese Gründe zu Filialschließungen führen könnten, hatte Günther Passek bei der Bilanzpressekonferenz der Sparkasse Ende Januar nur verklausuliert ausgedrückt. "Wir wollen in eine dem sich verändernden Kundenverhalten angepasste Angebots- und Servicestruktur investieren", formulierte der Sparkassen-Vorstandsvorsitzende damals.Meinung

Gute Gründe, schwer zu vermitteln
Ein Besuch pro Kunde und Jahr - sicher, das ist ein Durchschnittswert. Aber die wirtschaftlichen Gründe der Sparkasse Trier, einen Teil ihrer vielen Filialen zu schließen, liegen auf der Hand. Wäre die Sparkasse eine Privatbank, würde sie wohl noch viel mehr Zweigstellen dichtmachen. So, wie viele private Geldinstitute es in den vergangenen Jahren schon umgesetzt haben.
Aber der Verwaltungsrat der Sparkasse wird dominiert von Kommunalpolitikern aus Stadt und Kreis - und die kämpfen für ihre Bürger (und Wähler).
Die Empfindlichkeiten sind dabei im Landkreis größer als in der Stadt. Schließlich sind im Kreis die Entfernungen zur nächsten Filiale weiter, in Trier ist man per Linienbus schnell und unabhängig vom Auto im nächsten Stadtteil.
Viele alte Leute wird die Schließung hier wie da trotzdem hart treffen. Denn häufig geht es um viel mehr als ums Geldabheben. Der langjährige Schaltermitarbeiter ist oft ein sozialer Fixpunkt im Leben alleinstehender Senioren, mit dem gern auch mal ein Schwätzchen gehalten wird. Für diese Menschen werden die Schließungen nicht nur unbequem, sondern schmerzhaft sein. Hintergrund

Die Sparkasse Trier ist am 1. Januar 1995 aus der Fusion der Kreissparkasse Trier-Saarburg mit der Stadtsparkasse Trier entstanden. Mit einer Bilanzsumme von rund 4,13 Milliarden Euro ist die SK Trier das mit Abstand größte Kreditinstitut der Region Trier. Die Bank ist eine gemeinnützige Anstalt des öffentlichen Rechts.
Die SK Trier führt mehr als 450.000 Kundenkonten bei rund 251.000 Einwohnern, die in Trier und dem Landkreis Trier-Saarburg leben.
Laut Geschäftsbericht ist die Zahl der Mitarbeiter in den vergangenen Jahren leicht gesunken: 2012 waren es noch 923 Vollzeit- und Teilzeitkräfte sowie Auszubildende, 2013 waren es 916 und im Jahr 2014 noch 912 Mitarbeiter insgesamt.

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