Speicherer Schulzentrum in der Warteschleife

Enttäuschende Nachrichten für die Bürgerinitiative, die sich für eine Integrierte Gesamtschule in Speicher einsetzt: Die Kreisverwaltung hat doch keinen entsprechenden Antrag bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion eingereicht.

Speicher. Die Bemühungen, in Speicher eine Integrierte Gesamtschule (IGS) zu errichten, haben erneut einen Dämpfer erhalten: Denn die Kreisverwaltung hat, anders als erwartet, keinen entsprechenden Antrag bei der zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier eingereicht. Für das kommende Schuljahr wird sich an der Realschule und an der Hauptschule in Speicher also erst einmal gar nichts ändern. Dieser Anlauf für ein neues Schulkonzept in Speicher war nicht der erste: Bereits in der Vergangenheit ist der Versuch gescheitert, in Speicher eine IGS oder eine Realschule plus einzurichten. Schuld daran waren zu geringe Anmeldezahlen.
Realschule plus ist möglich


Bei dem Gespräch, das die Kreisverwaltung mit der ADD Ende März geführt hat, hat die Trierer Behörde nach Auskunft der Kreisverwaltung mehrere Gründe dafür genannt, warum die Schule nicht zu einer IGS werden kann. Unter anderem habe keine der beiden momentan bestehenden Schulen Erfahrungen mit integrativer Arbeit außerhalb der fünften und sechsten Klassen. Genau das, also das gemeinsame Lernen von behinderten und nichtbehinderten Kindern in höheren Klassen der Vorgängerschulen, ist jedoch Voraussetzung für die Umwandlung in eine IGS. Doch nicht nur wegen der mangelnden Erfahrung hat der Kreis den Antrag nicht eingereicht. Andere, formale Voraussetzungen waren ebenfalls nicht erfüllt, sagt die Bürgerinitiative, die sich für die Schule einsetzt. "Wir hätten bereits jetzt eine neue Elternbefragung durchführen müssen und eine erneute Zustimmung der beteiligten Gremien vorzeigen müssen", erklärt Michael Ludwig aus Zemmer von der Bürgerinitiative. Ärgerlich - denn ihre Zustimmung hatten die Gremien wie der Schulelternbeirat bei den gescheiterten Versuchen in der Vergangenheit erteilt. "Eigentlich hatte ich gehofft, dass wir das unbürokratischer erledigen können." Doch an den Richtlinien komme man nicht vorbei.
Doch was geschieht nun - ohne Antrag? Das Land Rheinland-Pfalz wird im Sommer 2013 alle noch bestehenden Realschulen und Hauptschulen zu Realschulen plus umwandeln. Voraussetzung ist allerdings, dass sich in Speicher für das Schuljahr mindestens 51 Kinder anmelden.
"Das ist für viele schon eine große Enttäuschung, ganz klar", sagt Michael Ludwig. "Doch wir müssen damit jetzt leben. Und ich will auch weitermachen." Ludwig stellt sich die Realschule plus als eine Art Übergangslösung vor, in der man bereits integrative Elemente ausprobieren könnte. Sobald man entsprechende Erfahrung habe, ließe sich das Schulzentrum dann vielleicht in eine IGS umwandeln. Das will auch Rudolf Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Speicher, der für die Arbeit der BI lobende Worte findet: "Es ist gut, dass die sich engagieren." Er sei zuversichtlich, dass das mit der Realschule plus klappt. "Wir sind am Erhalt einer weiterführenden Schule am Standort Speicher interessiert", sagt Landrat Joachim Streit. Auch der Schulträgerausschuss hatte sich für eine IGS ausgesprochen.Meinung

Den Eltern nur schwer vermittelbar
Wie geht es mit der Schule in Speicher weiter? Wird aus der Realschule und der Hauptschule nun eine Realschule plus? Muss sie vielleicht sogar geschlossen werden? Diese berechtigten Fragen sind auch nach dem Gespräch der Kreisverwaltung mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier nicht geklärt. Das dürfte nicht nur für die Bürgerinitiative eine herbe Enttäuschung sein, die sich Woche für Woche zusammensetzt, um gemeinsam ein Konzept für eine alternative Schulform auszutüfteln. Auch die Eltern aus Speicher und den umliegenden Orten dürften sich über das Hin und Her ärgern. Wer schickt sein Kind schon gerne auf eine Schule, von der er nicht weiß, ob es sie im kommenden Jahr überhaupt noch gibt? Im Sinne der Eltern und der Schüler wäre es gewesen, die Machbarkeit einer IGS am Standort Speicher unbürokratischer und vor allem zügiger zu klären. Doch nun verliert man wertvolle Zeit, in der sich die Eltern vielleicht für eine andere Schule entscheiden. sl.gombert@volksfreund.de

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