Spezialisten für die Mode unter der Kleidung

Trier · Von Strickwaren über Matrosenanzüge, von Feinripp-Unterwäsche über Badeanzüge, von Nachthemden bis zu Dessous: Das Sortiment der Wäsche Galerie Heinemann hat sich über die Jahre stark gewandelt. Im Oktober feiert Inhaber Christoph Heinemann das 140-jährige Bestehen des Familienunternehmens.

 Eingespieltes Team (von links): Ulrike Rothkamm mit ihrem Bruder Christoph Heinemann und der Auszubildenden Sonya Pustokhina. TV-Foto: Maren Meißner

Eingespieltes Team (von links): Ulrike Rothkamm mit ihrem Bruder Christoph Heinemann und der Auszubildenden Sonya Pustokhina. TV-Foto: Maren Meißner

Trier. Erst Josef, dann Heinrich, danach Hubertus, heute Christoph: Bei der Wäsche Galerie Heinemann haben sich in den vergangenen 140 Jahren nur die Vornamen der Inhaber geändert. Das Geschäft in der Brotstraße ist seit 140 Jahren in Familienbesitz und wird es, so hofft der derzeitige Inhaber Christoph Heinemann, "auch noch lange bleiben".
Die Geschichte des Wäschegeschäftes beginnt vor 190 Jahren im Sauerland: Dort ist der Ur-Urgroßvater des heutigen Inhabers als Landwirt tätig. Er stellt gemeinsam mit seiner Frau im Winter Strickwaren her, die im Sommer verkauft werden. Aus dem Nebenerwerb wird schnell ein kleines Unternehmen, so dass die vier Söhne des Gründers erste Verkaufsstellen eröffnen können. Ein Sohn eröffnet einen Laden in Neuss, ein anderer in Düsseldorf, der dritte in Mönchengladbach - und der vierte in Trier, der als einziger noch heute in Familienbesitz ist.
Schwierige Zeiten


Am 1. Oktober 1871 beginnt Christoph Heinemanns Urgroßvater Josef mit dem Verkauf von Strickwaren in seinem Textilgeschäft "Gebrüder Heinemann" an der Brotstraße. "Das Geschäft war damals noch nicht in den heutigen Räumen, sondern schräg gegenüber", erzählt Christoph Heinemann. Sein Urgroßvater Josef stirbt noch vor der Jahrhundertwende, danach führt zunächst seine Frau das Geschäft weiter. Nach dem Ersten Weltkrieg übernimmt ihr Sohn Heinrich für einige Jahre das Geschäft - in Zeiten der Weltwirtschaftskrise und starker Inflation ein schwieriges Unterfangen.
Heinrich stirbt zu Beginn des Zweiten Weltkrieges. Auch in dieser Generation führt zunächst seine Frau das Geschäft weiter. Bei einem großen Bombenangriff auf Trier im Dezember 1944 wird das Gebäude in der Brotstraße 43 komplett zerstört, so dass der Verkauf völlig zum Erliegen kommt. 1947 eröffnet der Vater des heutigen Besitzers, Hubertus Heinemann, das Geschäft schließlich neu - zunächst in einem Ladenlokal in der Fleischstraße, nach dem Wiederaufbau des Hauses wieder in der Brotstraße.
Verkauft wird über viele Jahre hinweg Kleidung der Firma Bleyle. "Da gab es zum Beispiel so Matrosenanzüge für Jungs, die quasi mitgewachsen sind", erzählt Christoph Heinemann.
1973 zieht das Geschäft an den heutigen Standort. Wäsche ist damals nur eines von mehreren Segmenten, "auf modische Aktualität wurde da noch nicht viel Wert gelegt", erzählt der 44-Jährige, der 1991 in das Geschäft einsteigt. Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1988 hatte seine Mutter, die auch heute noch regelmäßig in der Wäsche Galerie arbeitet, die Leitung des Ladens übernommen. "Es waren oft die Frauen, die das Geschäft am Laufen gehalten haben", sagt der heutige Inhaber rückblickend und lacht.
Strickwaren raus

 Fast 50 Jahre alt ist diese Aufnahme: das Geschäft 1962. Foto: privat

Fast 50 Jahre alt ist diese Aufnahme: das Geschäft 1962. Foto: privat


Im Jahr 1996 entschließt er sich zu einem großen Einschnitt für den Laden: "Es gab damals einen regelrechten Wäscheboom, da haben wir uns entschlossen, komplett umzustellen", erzählt er. Die Strickwaren fliegen aus dem Sortiment, dafür erweitert er die Bereiche für Unter- und Nachtwäsche. Während bis dahin Wäsche eher unter funktionalen Gesichtspunkten betrachtet wurde, gibt es fortan auch Moden und Trends unter der Kleidung.
Heute bietet das Geschäft Wäsche in allen Variationen an - von weißer Unterwäsche im Mehrfach-Pack bis hin zu aufwendigen Dessous. Mit diesem Sortiment, so Christoph Heinemann, sei man eines der wenigen verbliebenen Wäschefachgeschäfte in Deutschland.
Seine Kunden seien oft Touristen und Besucher aus Luxemburg, die Wert auf hohe Qualität und Beratung legten, erzählt er. Neben seiner Mutter arbeitet auch seine Schwester Ulrike im Verkauf, außerdem eine Auszubildende und drei Teilzeitkräfte. "Wie lange wir noch in dieser Form bestehen können, weiß ich nicht", sagt er mit Blick auf die zunehmende Konkurrenz durch Ketten in der Trierer Innenstadt und den Internethandel. Er hofft aber, dass der Laden noch lange in seinem jetzigen Zuschnitt bestehen bleibt: "Wenn man keine großen Risiken eingeht, kann man positiv in die Zukunft blicken", sagt er.
Er setzt auf eine enge Kooperation mit wenigen Herstellern, die ihn auch beim Marketing unterstützen.
Ob das Geschäft auch in Zukunft in Familienhand bleiben wird, vermag Christoph Heinemann allerdings nicht zu sagen: "Meine Tochter ist erst elf Jahre alt, die hat noch ganz andere Dinge im Kopf", sagt er und lacht. Sein nächstes Ziel: das 150. Jubiläum in zehn Jahren.
"Körperformende Bodys werden im Moment häufig nachgefragt", sagt Ulrike Rothkamm, Verkäuferin in der Wäsche Galerie Heinemann. Auch Unterwäsche aus Mikrofaser kaufen die Kunden gerne. Der Verkaufsschlager der Wäsche Galerie überrascht: Es ist ein einfaches T-Shirt der Firma Jockey, erhältlich in schwarz und weiß. mem

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