Spielmacher und Entertainer

TRIER. Konzentration steht in den Gesichtern, jeder Handgriff ist minutiös eingeübt: Im Palais Pillishof der Sektkellerei Bernard-Massard demonstrieren Cocktail-Mixer aus Deutschland, Frankreich und Belgien, dass sie wesentlich mehr als nur eine simple Piña Colada zubereiten können.

Die Anspannung ist ihm anzusehen: René Stoffregen, Barmixer aus Leipzig, hat nur fünf Minuten Zeit, um seinen Cocktail zu zaubern. Der Mix, der alles entscheidet, braucht seine Zeit. Und Fehler darf sich Stoffregen am heutigen Tag nicht erlauben: Ein Prüfer schaut ihm auf die Hände, Punktabzüge gibt es für verschütteten Saft oder falsch angefasste Gläser. Stoffregen nimmt teil am siebten Cocktail-Cup der Sektkellerei Bernard-Massard in Zusammenarbeit mit dem Sirupanbieter Monin und dem Berufsverband "Deutsche Barkeeper Union" (DBU). 28 Bewerber aus ganz Deutschland sind im Palais Pillishof, dem Firmensitz, versammelt. Aus der Region Trier ist der Konzer Tassilo Steinmetz dabei. Außer dem Wettbewerb zwischen den deutschen Mixern steht ein "Länderspiel" zwischen deutschen, belgischen und französischen Spezialisten auf dem Plan. Wer bei solchen Firmenturnieren oder den "Weltmeisterschaften" Preise abräumt, kann seine Kreation auf den Getränkekarten von Bars und Clubs wiederfinden - der "Traum" aller Profi-Shaker. Daran mag der junge Mann aus dem Osten aber noch nicht denken. In seine Gläser wandern erst wenige Zentiliter Likör, dann Maracuja-Sirup. Anschließend Riesling-Sekt und als Krönung oben drauf eine Cocktailkirsche. Nervöse Mixer, entspannte Besucher

"Taste of Summer" nennt Stoffregen seine Kreation. Rotblass schimmert es durch das Glas. Ein Stockwerk höher warten bereits die Jury-Mitglieder, Wein-Journalisten, auf den Mix. Der Barkeeper ist skeptisch: "Ich bin der erste im Wettbewerb. Da hat man es immer schwer." Eine Kollegin schaut vorbei, Gesicht und Fragen verraten ihre Nervosität. Ganz anders die Besucher: Sie wirken nach außen hin abgeklärt wie ein Cocktail mit einem satten Anteil an Eiswürfeln. Die Botschaft ist klar: Wer Cocktails trinkt - und sie zubereiten kann - steht über dem Rest der Welt. Torsten Spuhn, "Weltmeister" im Mannschaftsmixen, trägt Zweireiher, Krawatte und Weste. "Barkeeper sind Entertainer auf ihren Posten. Spielmacher an der Bar. Ehrlich, korrekt, kompetent", sagt er. Einer, der mit verschiedenen "Barnutzern" umgehen könne und natürlich 30 bis 40 Cocktail-Rezepte im Kopf habe. Ständig kommen neue Variationen hinzu. Spuhn: "Man kann sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen." Der Trend gehe zu alkoholfreien und weniger süßen Kreationen. "Die Nutzer sind kalorienbewusster." An der Theke hat derweil Kandidatin Nummer vier ihr Werk vollendet. Beatrice Shellhorn kreiert einen kühl wirkenden "Blue Thunder". Spätestens jetzt wird klar, dass man seine zwei oder drei Standardgetränke des Karibikurlaubs ergänzen sollte - mit Messbecher und Cocktail-Shaker am heimischen Tresen. Am Ende gewinnt Deutschland vor den Nachbarn und "Bartender Stoffregen" den ersten Preis in der Einzelwertung: "Ich hab es selbst dann noch nicht geglaubt, als mein Rezept bei der Ehrung bereits laut vorgelesen wurde."

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