Spinnweben-Wedel und Orchideen-Stange

Trier · Fliegenwedel, handgemachte Stifte oder einen Hut - auf dem Trierer Handwerkermarkt konnten sich die Besucher am Wochenende mit allerlei Kunsthandwerksprodukten versorgen und den Handwerkern bei der Arbeit zusehen.

Trier. Es steigt Rauch auf. Dazu ein lautes Hämmern. Ein Kunstschmied schwingt den Hammer und knallt ihn auf einen Amboss, wieder und wieder. Die Besucher des 32. Trierer Handwerkermarktes schlendern auf den Kunstschmied zu und scharen sich neugierig um dessen Ofen und Amboss. Bei jedem Schlag auf die Eisenstange zucken die Besucher zusammen. Rauch quillt aus dem Ofen, den Kunstschmied Christian Monzel mit Kohle befeuert und darin das Metall biegsam macht. Monzel demonstriert den Besuchern des Handwerkermarktes seine Schmiedekunst. "Ich kann das Metall so formen, wie ich es will - wenn ich einen Fehler mache, kann ich diesen wieder geradebiegen."
Monzel ist Kunstschmied bei der Kunstschmiede Paul Kreten aus Bekond, die an ihrem Stand unter anderem selbst geformte Skulpturen zeigt.
Er ist einer von 100 Handwerkern, die auf dem Handwerkermarkt vor der Porta Nigra und im Brunnenhof ihre Künste am Wochenende zur Schau gestellt haben.
Die Besucher können den Handwerkern bei der Arbeit zusehen. Ob Hüte, Gürtel oder verstellbare Stangen für Orchideen - das Kunsthandwerk ist vielfältig. "Hier gibt es viele individuelle Stände und man sieht Produkte, die im Alltag kaum beachtet werden", beschreibt Besucherin Dorothee Uerschels (25) aus Trier das Markttreiben.
Erstmals wurde eine Teilnehmerzahl von 100 Kunsthandwerkern erreicht. "Der Handwerkermarkt bringt Wirtschaft und die Kunst des Handwerks zusammen", sagte Wirschafts- und Kulturdezernent Thomas Egger. "Auf dem Markt zeigen die Handwerker ihre Kunst und gleichzeitig können sie ihre Produkte verkaufen."
Ein Aspekt zeichnet fast alle anwesenden Handwerker aus: die Leidenschaft an der Kunst und am freien Gestalten. Wie beispielsweise Stiftemacher Thomas W. Dieker aus Dülmen, der seit zwölf Jahren Stifte mit Holzschaft herstellt. "Ich bin völlig frei in meinem Tun, und die Arbeit mit Holz ist sehr vielfältig", sagt er. Ebenso Bürstenmacher Uwe Minatel. Minatel stellt unter anderem Fliegenwedel aus Rosshaar und Spinnenweben-Wedel her. "Es kommen immer neue Sachen dazu - ich kann meine Kreativität ausleben", sagt er.
Nach dem Rundgang über den Markt schlendert man wieder am hämmernden Kunstschmied vorbei, der Rauch hat sich verzogen und die Stange ist geformt - ohne Fehler.

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