Spitzenkandidat erhält Laufpass

Wenige Tage vor der konstituierenden Sitzung des Morbacher Rats am heutigen Montag demontiert die CDU ihren Spitzenkandidaten bei der Kommunalwahl, Hans-Georg Gröber. Stattdessen schickt sie erneut Hans Jung ins Rennen.

Morbach. (iro) Vor zweieinhalb Wochen nominierte die neue CDU-Fraktion Hans-Georg Gröber, ihren Spitzenkandidaten bei der Kommunalwahl, für die Position des Ersten Beigeordneten. Gröber hatte in einer Kampfabstimmung gegen den bisherigen Zweiten Beigeordneten Felix Assmann knapp gewonnen. Wenige Tage vor der Wahl machte die Fraktion einen Rückzieher. Am Donnerstag entzog sie Gröber das Vertrauen und präsentierte tags drauf stattdessen Hans Jung. Der ehemalige Lehrer bekleidete das Amt als Bürgermeister-Stellvertreter zehn Jahre, hatte aber im Februar seinen Rückzug angekündigt.

Ausschlaggebend für den Sinneswandel war nach Angaben des neuen Fraktionsvorsitzenden Jürgen Jakobs, dass Gröber von anderen Fraktionen nicht mitgetragen werde. Da die CDU beim Urnengang im Juni die absolute Mehrheit verloren hatte, ist sie in der Beigeordneten-Frage auf die Unterstützung anderer Gruppierungen angewiesen.

Auf der Fraktionssitzung erhob zudem Assmann schwere Vorwürfe gegen Gröber. Der Polizeibeamte habe im Zusammenhang mit der "Flugblatt-Affäre" eine dubiose Rolle gespielt. Gegen Assmann läuft ein Ermittlungsverfahren. Er wird verdächtigt, Autor eines anonymen Drohbriefs gegen die Bürgerinitiative "Gonzerath gegen Rechts" zu sein (der TV berichtete). Ein Gutachten habe unter Mitwirkung des Polizeibeamten und CDU-Vorsitzenden verdächtig schnell den Weg zur Staatsanwaltschaft gefunden, monierte Assmann. Gröber habe so frühzeitig einen unliebsamen Mitbewerber ausschalten wollen.

Schwere Vorwürfe gegen Gröber

 Hans JungTV-Fotos: Archiv

Hans JungTV-Fotos: Archiv



"Ich habe mir nichts vorzuwerfen", weist der Polizist die Vorwürfe zurück. Nachdem er Kenntnis von der Expertise hatte, habe er sein weiteres Verhalten mit den Vorgesetzten abgestimmt und mit dem Staatsanwalt gesprochen, um "das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten und damit Schaden von der CDU abzuwenden".

Dass sein Verhalten jetzt völlig anders ausgelegt wird, enttäuscht ihn: "Wer solche Parteifreunde hat, braucht keine Feinde mehr." Gröber kündigt seinen Rückzug aus der Fraktion an, will sein Mandat im Rat allerdings behalten. Auf den Kontrahenten wird er im Gremium nicht mehr stoßen. Assmann hat am Freitag sein Mandat niedergelegt.

In der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats heute Abend, 19 Uhr, steht aller Voraussicht nach statt eines Beigeordneten-Duos ein Trio zur Wahl. Neben Hans Jung (CDU) wurden von ihren Fraktionen Achim Zender (FWM) und Brigitte Heintel (SPD) nominiert. Die kleinen Fraktionen hatten auf den zusätzlichen Beigeordneten-Posten gedrängt. Die CDU wird dies mittragen.

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