Sport mit silberner Kugel

BUTZWEILER. Ein bisschen französische Lebensart hat durch die Initiative erklärter Frankreich-Freunde in Butzweiler Einzug gehalten. Seit fünf Jahren treffen sie sich jeden Mittwochabend, um auf einem selbst angelegten Platz den Boule-Sport, aber auch das eine oder andere Tröpfchen Wein zu genießen.

Autofahrer, die mittwochabends die Hauptstraße in Butzweiler passieren, bremsen oft ab und schauen neugierig auf einen rechteckigen Platz unterhalb des Feuerwehrgerätehauses. Denn dort sind etliche, offensichtlich gut gelaunte Leute versammelt, die silbrige Metallkugeln werfen. Sie spielen Boule, eine Sportart, die in französischen Orten fester Bestandteil geselligen Freizeitvergnügens ist, langsam aber auch die Herzen der Deutschen erobert. In Butzweiler war es das von Rainer Kampmann, der vor sechs Jahren die Idee hatte, den auf Reisen nach Frankreich lieb gewonnenen Sport auch in seinem Ort zu etablieren. Schnell fanden sich Gleichgesinnte, zum Beispiel Mitinitiator Horst Pokropa. "Wir haben die Gemeinde gefragt, diesen Platz hier bekommen und ihn uns selber hergerichtet", erzählt der. Ein Verein wurde jedoch nicht gegründet: "Das soll mal alles schön unverbindlich und locker bleiben." Nach und nach bildete sich eine bunt gemischte Truppe aus insgesamt 15 bis 20 Leuten, Männern, Frauen, aber auch begeistertem Nachwuchs, wie Matthias Franzen (15) und Anika Geib (9). Wer mittwochs Zeit und Lust hat, kommt. "Was uns alle verbindet, ist ein Faible für Frankreich", sagt Horst Pokropa. Und meint damit auch die französische Lebensart. Ein Fläschchen Rouge gehört dazu

"So ein Fläschen Rouge unterm Arm, das gehört einfach dazu." Zu den Treffen steuert jeder etwas aus seinem Weinkeller bei. Demnächst wird es auch wieder original französischen Käse geben, den Pokropa vom Besuch bei einem befreundeten Landwirt in der Nähe von Auxerre mitbringen wird. Aber nicht nur Gaumen-Freude, sondern vor allem die an Spiel, Geselligkeit und Humor haben die Boulefreunde immer dabei. Deshalb wird viel gelacht. Zum Beispiel, wenn Hanspitt Weiler vom Bouleclub Trier, der in Butzweiler Stammgast ist, seine Mitspieler aufzieht: "Ich komme hier regelmäßig hin, weil ihr so eine nette Truppe seid, und weil ich den Eindruck habe, ihr könnt noch was lernen." "Ooh, das ist ja wohl eher umgekehrt", kommt prustend die Antwort. Nachdem auch der "größte Spieler", Zweimetermann Klaus Schu, sein Fett wegbekommen hat, weil er wie immer als letzter eingetroffen ist, legt der "ernst zu nehmende Haufen", in Mannschaften aufgeteilt, los. Einer wirft das "Schweinchen" oder "Cochonet", die kleine Kugel 6 bis 10 Meter weit weg. Dann versucht jeder Spieler mit je nach Mannschaftsstärke zwei oder drei Kugeln von 700 bis 800 Gramm Gewicht, sich ihm so dicht wie möglich zu nähern. Dazu gibt es zwei Techniken, den "Leger" oder "Pointeur", bei dem die Kugel eher rollt und den "Schießer" oder "Tireur", bei dem die Kugel geworfen wird, um andere wegzuschießen. "Das ist die Königsdisziplin", sagt Robert Loisel. Er muss es wissen, denn er ist nicht nur waschechter Franzose, sondern auch letztes Jahr mit dem Bouleclub Trier und jetzt mit dem in Steinheim/Luxemburg Meister geworden. Seine Pokale stehen zum Teil in einem Trierer Lokal, denn: "Ich habe so viele, dass meine Frau sie nicht mehr sehen kann", und plock, schießt er präzise eine fremde Kugel weg. Seine liegt nun am dichtesten neben dem Schweinchen, dafür gibt´s einen Punkt. Die Mannschaft, die als erste 13 Punkte hat, ist Sieger. Eine Tafel an der zentralen Birke auf dem Platz zeigt den jeweiligen Stand an. Natürlich haben die Spieler Ehrgeiz. Sie messen sich gerne mit den Clubs in Trier, Steinheim und Welschbillig oder nehmen an Turnieren teil, aber im Vordergrund steht etwas anderes.Boule baut Stress ab

"Boule ist ein richtiger Ausgleich, baut Stress ab und macht Spaß. Klasse ist, dass man es hier mitten im Dorf machen kann", sagt Hans-Walter König. Die Gruppe spielt bei Wind und Wetter: "Wir haben schon unter der mit Reif überzogenen Birke gespielt und sie angestrahlt, ein Traum!" schwärmt Prokopa. Letzter Termin im Jahr ist "Nikolausboule", dann winkt als erster Preis ein Weihnachtsbaum. Demnächst aber stehen zwei Turniere an, die auch für Hobbyspieler offen sind, eins am 20. August in Steinheim und eins am 3. September auf dem Uni-Sportgelände. Neue Mitspieler sind in Butzweiler gerne willkommen, Infos bei Rainer Kampmann, Telefon 06505/8147 und Horst Pokropa, Telefon06505/8697.

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