Sprühende Spontaneität in der Tufa

Trier · Ein riesiger Burger und Cola statt Weihwasser: Bei der Vernissage der Ausstellung "Nahtlos - Graffiti is my religion" in der Tufa haben Graffiti-Künstler Laurent Steinmayer und Kollegen gesellschaftskritische Installationen und Bilder präsentiert.

 Burger mal anders: Die Installation von Olivier Potozeck vereint unter anderem alte Schuhe und Plastikmüll in einem Hamburger. TV-Foto: Stefan Himmer

Burger mal anders: Die Installation von Olivier Potozeck vereint unter anderem alte Schuhe und Plastikmüll in einem Hamburger. TV-Foto: Stefan Himmer

Trier. Die Fenster der Tuchfabrik sind weit geöffnet, durch die Luft strömt Farbgeruch. Wo sonst vornehmlich Musik, Kabarett und Tanz praktiziert werden, wird diesmal Farbe gesprüht. Graffiti-Künstler Laurent Steinmayer (43) und seine Kollegen präsentieren ihre frisch kreierten Werke. Die Veranstaltung "Laurent Steinmayer & Friends Nahtlos - Graffiti is my religion" reiht sich in die Tufa-Ausstellung "Reliquie - Fetisch in Kunst, Kirche & Konsum" ein. Bis zum 17. Juni sind die Werke zu bewundern.
"Apocalypse Now" steht in weißer Farbe auf einem Gemälde. Es zeigt das Logo des Kriegsfilmklassikers "Apokalypse Now", allerdings modifiziert. Im rechten Teil des Bildes sind die Weltreligionen durch ihre Gotteshäuser wie beispielsweise eine Moschee, eine Kirche oder eine Synagoge zu sehen. Sie verschwinden im Nebel. Das Bild entstand erst kurz vor der Vernissage und entstammt den Sprühdosen von Steinmayer und Youri Cansell.
Schnelle und effektive Kunst


"Graffiti ist spontan und schnell. Die Idee zum Bild hatte ich intuitiv, dann haben wir losgelegt", sagt der gebürtige Pariser Steinmayer, der seit mehr als 20 Jahren Graffiti-Kunst macht.
Eine andere Installation zeigt einen Hamburger, allerdings in Übergröße und mit speziellen Zutaten. Zwischen den Weizenbrötchen-Hälften tummeln sich ausgelatschte Schuhe, Altpapier und Plastik. Darüber leuchtet in großen Buchstaben "Scheiß Burger", der Titel der Installation von Olivier Potozeck. Dessen zweite Installation ist das "Piège à cons", das auf den ersten Blick wie ein Zoo wirkt, aber beim zweiten Hinschauen einen Käfig der Menschen darstellt. "Ich zeige hier, wie Menschen in Horden verschiedenen Marken nachlaufen und jeder einen eigenen, manchmal komplizierten Weg geht", erläutert Potozeck Eine Kritik am verstärkten Konsum der Gesellschaft. Für Vernissage-Besucher Jeremy Malkiewicz (16) ist es das beste Werk: "Das stimmt einfach. Du siehst genau, wie sich der Künstler mit der Welt auseinander setzt."
Ausstellungs-Kuratorin Christina Biundo ist zufrieden mit den Installationen: "Diese Werke zeigen, dass sich Graffiti-Künstler sehr wohl mit der Gesellschaft beschäftigen und nicht nur irgendwelche Wände besprühen." Für sie sei Graffiti eine direkte Umsetzung des Stadtgeschehens. "Kunst muss schnell und spontan sein, sonst geht die Wirkung verloren", sieht es Steinmayer ähnlich. sthi

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort