Spurensuche auf dem Friedhof

Der Müll, der von unachtsamen Menschen in der Natur hinterlassen wird, braucht mitunter viele Jahre und Jahrzehnte, bis er verrottet ist. Um das zu demonstrieren, gibt es jetzt in der Teufelsschlucht einen Müll-Friedhof. Lucky war dort.

 Auf dem Müll-Friedhof in der Ernzener Natur-Erkundungsstation Teufelsschlucht liegt sogar eine Zeitung begraben.TV-Foto: Uwe Hentschel

Auf dem Müll-Friedhof in der Ernzener Natur-Erkundungsstation Teufelsschlucht liegt sogar eine Zeitung begraben.TV-Foto: Uwe Hentschel

Ernzen. Uns Ratten wird ja nachgesagt, dass wir uns im Müll besonders wohl fühlen. Weil es dort so viel zu essen gibt. Das mag ja stimmen, doch keine Ratte und auch kein anderes Tier produziert so viel Müll wie der Mensch. Und ich muss gestehen, dass die Nahrungssuche im Müll nicht so mein Ding ist. Ich bin ja schließlich eine Leseratte. Und manchmal auch eine Wanderratte. Und als ich da neulich in Ernzen durch die Teufelsschlucht gewandert bin, habe ich bei der Naturerkundungsstation etwas ganz Sonderbares entdeckt: einen Müll-Friedhof. Lauter kleine Gräber mit Grabsteinen. Und einer dieser Grabsteine ist mir dabei ganz besonders aufgefallen. "Zeitung - begraben am 15.11.2008", stand dort nämlich. "Wer beerdigt denn eine Zeitung?", habe ich dann laut gedacht. Und während ich so grübele, kommen Kinder und fangen an, in den Gräbern zu buddeln. Bei einem liegt ein Schuh begraben, bei einem anderen eine Glasflasche, und wieder ein anderer gräbt Socken aus. Ja, es gibt sogar ein Grab, in dem Kaugummis liegen. All diese Sachen werden ausgegraben, begutachtet und dann wieder verbuddelt. Und als dann einer die Zeitung frei schaufelt, und sie dann wieder vergräbt, ohne sie gelesen zu haben, muss ich dann doch fragen, was das Ganze soll. "Wir sind Müll-Detektive", sagt ein Junge. "Was ist denn ein Müll-Detektiv?", möchte ich wissen, und dann wird mir alles erklärt. Also: Müll-Detektive, das sind Kinder, die mit ihrer Schulklasse nach Ernzen zur Naturerkundungsstation Teufelsschlucht gekommen sind, um dort Rätsel und schwierige Aufgaben rund um das Thema Müll zu lösen. Sie müssen zum Beispiel beantworten, was mit Müll auf einer Deponie passiert, welche Tiere in einem Komposthaufen leben oder was geschieht, wenn eine Batterie in einem solchen Komposthaufen ausläuft. Und sie müssen die Dinge auf dem Müll-Friedhof ausgraben, um dann zu schätzen, wie lange es wohl dauert, bis der Schuh, die Socken, die Saftpackung, die Flasche oder aber die Kaugummis verrottet sind.

Dann gibt es da noch Nistkästen, die an Bäumen hängen und in denen Müll versteckt ist, der nur ertastet werden kann. Ganz schön spannend, sage ich euch. Das alles wird dann notiert, und die Tiere im Komposthaufen, von denen es sehr viele und unterschiedliche gibt, werden gemalt. Und wenn die Müll-Detektive dann alles untersucht haben, werden die Ergebnisse ausgewertet. So lernen die Schüler, wie wichtig es ist, Müll richtig zu entsorgen. Übrigens: Die Zeitung, die ja wie alles andere im November 2008 vergraben wurde, war schon ziemlich modrig. Doch bevor sie wieder unter die Erde kam, habe ich das Exemplar noch schnell gelesen. Das musste sein.

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