Stabile Lage mit Wolken am Horizont

Trier/Daun/Gerolstein · Die Malteser in der Diözese Trier ziehen Bilanz für 2010: Mehr als 2100 Menschen haben ehrenamtlich anderen Menschen geholfen, die in Not geraten waren. Wie gut der steigende Bedarf künftig gedeckt werden kann, ist unsicher.

 Auch wenn das Foto nur eine Simulation beim Bundeswettbewerb in Trier zeigt: Die Malteser leisten täglich wertvolle ehrenamtliche Arbeit. TV-Foto: Frank Goebel

Auch wenn das Foto nur eine Simulation beim Bundeswettbewerb in Trier zeigt: Die Malteser leisten täglich wertvolle ehrenamtliche Arbeit. TV-Foto: Frank Goebel

Trier/Daun/Gerolstein. Wie schnell Routine in einen nervenzerrenden Einsatz umschlagen kann, mussten 30 Helfer der Malteser in der Diözese Trier im vergangenen Jahr erleben - bei der Loveparade in Duisburg waren sie direkt in dem Tunnel eingesetzt, in dem 21 Menschen bei einer Massenpanik den Tod fanden. Etliche der Ehrenamtler bedurften später ihrerseits professioneller Hilfe, um das Geschehen zu verarbeiten.
Im Jahresbericht 2010 wird dieser Einsatz beispielhaft für die Arbeit der 939 ehrenamtlichen Helfer im Katastrophenschutz erwähnt - wirklich stellvertretend ist er wohl nicht: Denn nur selten bekommen die Helfer soviel Aufmerksamkeit für ihre Einsätze.

Engagierte Zivis werden fehlen


2193 von den 37 825 Malteser-Mitgliedern sind ehrenamtlich tätig. In 46 Orts- und 14 Bezirks- beziehungsweise Kreisgliederungen versorgen sie Unfallopfer (sechs Rettungswachen mit 5339 Notfalleinsätzen), statten Obdachlose mit Kleidung aus (elf Kleiderkammern), besuchen einsame Senioren (215 Helfer betreuen 641 Personen) oder begleiten in Hospizen Menschen auf ihrem letzten Weg (61 Mitarbeiter). Dabei spiegeln sich aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen natürlich in der Arbeit der Malteser wider: Dass im Zeitalter der schrumpfenden Familien und zunehmenden Vereinzelung immer mehr alte Menschen vereinsamen, zeige sich etwa im erhöhten Bedarf, den die 22 Besuchs- und Begleitdienstgruppen feststellen, sagt der Diözesan-Pressereferent Thomas Biewen.
Dabei könnten nicht nur in diesem Bereich künftige Jahresberichte deutliche Schwankungen der Helferzahlen aufweisen: Wie viele soziale Einrichtungen seien auch die Malteser nicht frei von Nachwuchssorgen, die sich nochmals verschärfen werden durch die kürzlich erfolgte Abschaffung des Wehrdienstes - und damit auch der Zivildienstleistenden, auf die man angewiesen ist.
"Besonders die engagierten Zivis, die nach ihrer Dienstzeit als Ehrenamtliche weitermachen, werden uns fehlen", gibt Thomas Biewen zu. Im Bereich Trier seien zwar noch keine gravierenden Probleme spürbar - vor allem, weil das Freiwillige Soziale Jahr ja immer noch absolviert werden kann. "Aber auch das machen mit der Zeit dann weniger junge Menschen. Die nächsten Jahresberichte werden das dann widerspiegeln", befürchtet Biewen.Durch Aktionen wie den jährlichen Bundeswettbewerb soll das Ehrenamt attraktiv dargestellt werden: Hier messen Einsatzkräfte aus dem gesamten Bundesgebiet ihr Können in komplexen Aufgaben aus der Notfallversorgung - vom klassischen Schulunfall bis zur schweren Chemiekatastrophe.
Der Wettbewerb wurde kürzlich in Trier ausgetragen und wirkte sehr positiv, sagt Thomas Biewen: "Nicht nur für die mehr als 1000 Teilnehmer, sondern auch die organisatorisch Helfenden aus der Diözese war das ein echter Höhepunkt, das noch mal richtig zusammengeschweißt hat."
Und da, wo es mit dem menschlichen Nachwuchs hapert, hilft vielleicht der beste Freund des Menschen: In Bad Kreuznach werden speziell trainierte Hunde in Pflegeheimen und Behinderteneinrichtungen als Begleiter der Menschen eingesetzt.
Wer sich engagieren möchte, kann sich an die Organisation in Trier wenden unter Telefon 0651/ 14648-0.

Extra

... haben 70 Helfer 43 Hilfsgütertransporte mit 373 Tonnen Gütern beladen. Dabei wurden 11 820 ehrenamtliche Dienststunden geleistet. ... haben 215 Helfer in 22 Besuchs- und Begleitungsdienstgruppen fast 1000 Tage lang 641 Menschen betreut. ... haben 41 Helfer in Hospiz- und Palliativeinrichtungen 62 Sterbende und 102 Trauernde unterstützt. ... haben 189 Helfer im Rahmen von 14 Nikolausaktionen 717 Hilfebedürftige besucht. ... waren an den Hausnotrufdienst 354 Geräte angeschlossen. ... haben die Fahrdienste in Neuwied und Koblenz in 17 828 Fahrten über 860 000 Kilometer zurückgelegt. ... haben zum 1. Oktober 15 Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr und 24 Menschen einen Bundesfreiwilligendienst bei den Maltesern absolviert. fgg

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