Stadt bleibt bei der Spur

TRIER. Die Planungen für eine spurgeführte ÖPNV-Verbindung zwischen Talstadt und Tarforster Plateau befinden sich in einem offenbar vorentscheidenden Stadium. Noch vor der Sommerpause soll eine Folgekostenrechnung vorliegen, voraussichtlich im Herbst muss dann der Stadtrat grundsätzlich entscheiden, ob er an dem ambitionierten Vorhaben festhält.

Für Manfred Maximini schien die Sache schon gelaufen: "Nach Diskussionen in den Jahren 1998 bis 2000" sei seine Fraktion davon ausgegangen, dass das Projekt Spurbus "seitens der Verwaltung aufgegeben wurde", formulierte er jüngst in einer Anfrage zur geplanten ÖPNV-Trasse zum Petrisberg. Der UBM-Fraktionschef hätte es besser wissen müssen: Noch vor zwei Jahren hatte Baudezernent Peter Dietze (SPD) das für Trier neuartige Vorhaben im TV als "optimales Verkehrsmittel für die Anbindung der stetig wachsenden Höhenstadtteile an die Talstadt" bezeichnet und eine Folgekostenrechnung angekündigt. Offenbar befinden sich die Planungen für eine spurgeführte ÖPNV-Trasse zum Tarforster Plateau jetzt in einem vorentscheidenden Stadium: So wird derzeit mit dem potenziellen Verkehrsbetreiber – den Stadtwerken Trier – eine Folgekostenrechnung abgestimmt, die noch vor der Sommerpause vorliegen soll. Voraussichtlich im Herbst müsste dann der Stadtrat entscheiden, ob er an dem Projekt festhält. Der Baudezernent stellt zudem eine Informationsveranstaltung für die Bürgerschaft in Aussicht. Für Dietze ist der Spurbus "keine Utopie, sondern eine wichtige Zukunftsoption und Innovation" für das gesamte Verkehrssystem der Stadt. Der Baudezernent kündigt denn auch an, dass sich eine ÖPNV-Trasse auf den Petrisberg auch im "Mobilitätskonzept 2020" wiederfinden soll. Nur die direkte Verbindung bringe die erforderliche Zeitersparnis, die für eine attraktive ÖPNV-Anbindung des Plateaus mit der Talstadt zwingend notwendig sei, ist Dietze nach wie vor überzeugt. Nur eine wirklich leistungsfähige Busanbindung der wachsenden Höhenstadtteile an das Zentrum könne das Wachstum des Autoverkehrs in die Talstadt begrenzen. Laut Verwaltung sprechen auch die enormen Investitionskosten nicht gegen das Projekt: Allein die Infrastruktur inklusive Querung des Hauptbahnhofs soll mit 67 Millionen Euro zu Buche schlagen, weitere 21 Millionen Euro werden für die Fahrzeuge veranschlagt. In der Folgekostenrechnung wird jedoch davon ausgegangen, "dass der städtische Haushalt weder bei den laufenden Kosten noch bei den Investitionskosten belastet wird, da die Betriebskosten und die Refinanzierungskosten voll vom Verkehrsbetreiber erwirtschaftet werden können". Dietze verweist zudem auf die hohe Förderungswürdigkeit des Projekts: Laut "standardisierter Bewertung" sei "im Grundsatz" mit Bundes- und Landeszuschüssen in Höhe von 85 Prozent zu rechnen. Eine Rechnung mit einigen Unbekannten also, zumal in Zeiten knapper Kassen. Dennoch widerspricht Dietze vehement der Darstellung Maximinis, eine "kostenaufwändige Busspur" würde von "längst versprochenen Verbesserungen für den Individualverkehr und anderen wichtigen Investitionsmaßnahmen" Geld abzweigen. Der UBM-Fraktionschef fürchtet besonders weitere Verzögerungen bei der Anbindung der Metternichstraße ans Avelertal. Anteil der Stadt: mehr als zehn Millionen Euro

Tatsächlich muss die Stadt hier einen Eigenanteil von mehr als zehn Millionen Euro aufbringen. Würde man sich von der ÖPNV-Trasse verabschieden, sei für die Kürenzer Umgehung nichts gewonnen, hält Dietze Maximini entgegen. Der Baudezernent widerspricht zudem Gerüchten, die geplante Spurbustrasse könne sich eines Tages als verkappte Autostraße entpuppen: "Das ist schon deshalb nicht möglich, weil wir den kürzesten Weg und damit eine 13-prozentige Steigung gewählt haben", sagt Dietze. Für Individualverkehr rechtlich zulässig sei jedoch nur eine Steigung von maximal sieben Prozent.

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