STADTGESPRÄCH

Das Schlimmste für ihn sei, wenn er auf der Straße nicht mehr gegrüßt werde, hat Oberbürgermeister Helmut Schröer einmal gesagt. Diese Gefahr dürfte nicht bestehen, denn das Stadtoberhaupt hat die Politik in Trier in den vergangenen 25 Jahren geprägt wie kein anderer.

Allerdings ist es in den vergangenen Wochen auffallend still geworden um den OB, während sich potenzielle Nachfolger - besser gesagt solche, die es werden wollen - fleißig warm laufen. Von Helmut Schröer war diesbezüglich bislang nichts zu hören. Sollte er sich ausgerechnet bei dieser wichtigen Angelegenheit heraushalten wollen? Wohl kaum. Öffentlich ist aber aus zwei Gründen Zurückhaltung angesagt: Einerseits laufen noch die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen den OB wegen der Überstunden-Vergütung an den städtischen Ex-Controller. Andererseits sind sowohl Bürgermeister Georg Bernarding als auch Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink, die beide als CDU-Kandidaten im Gespräch sind, Berufs- und Parteikollegen. Da fällt es schwer, sich für einen und damit gegen den anderen auszusprechen. Böse Zungen behaupten, der OB könne sich keinen der beiden so recht als seinen Nachfolger vorstellen. Wenn dem so wäre, müsste er einen dritten, hochkarätigen Bewerber aus dem Hut ziehen. In welcher Weise auch immer - mit Sicherheit zieht der alte Polit-Fuchs Schröer hinter den Kulissen seine Fäden. Denn die Nachfolger-Frage ist auch für ihn persönlich wichtig. Um nach seinem Ausscheiden aus dem Amt zu Empfängen eingeladen zu werden und damit öffentlich weiterhin eine Rolle zu spielen, müsste jemand nach ihm auf dem OB-Sessel Platz nehmen, der ihm nicht in so herzlicher Abneigung verbunden ist wie etwa Georg Bernarding. Helmut Schröer hätte aber vielleicht noch eine andere Möglichkeit für die Zeit "danach": Wer würde daran zweifeln, dass er ein höchst respektabler Eintracht-Präsident wäre? Als ehemaliger Linksaußen wäre er mit seinen Verbindungen der ideale Mann für diese Position. Und er müsste nicht mehr insgeheim fürchten, dass ihn auf der Straße keiner mehr grüßt.Frank Giarra

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