STADTGESPRÄCH

Zu ihrem 2020. Geburtstag ehrt die Stadt Trier ihren Gründer, den römischen Kaiser Augustus, mit einer Bronzetafel auf dem Viehmarkt. Am 23. September enthüllte Oberbürgermeister Helmut Schröer sie - 2020 Jahre zuvor sollen an diesem Tag die römischen Vermessungsingenieure den Nullpunkt des Straßennetzes bestimmt haben - am Tag der herbstlichen "Tag- und Nachtgleiche", wie es auf der Tafel heißt.

Oder vielleicht doch zur "Tagundnachtgleiche", oder vielleicht zur "Tag-und-Nacht-Gleiche"? Findigen TV -Lesern ist nämlich die Orthographie auf der Erinnerungstafel aufgefallen. Weder der Duden noch das konkurrierende Wörterbuch aus dem Bertelsmann-Verlag kennen die in Bronze gegossene Schreibweise. Entweder alles zusammen geschrieben oder die Wörter durch Bindestriche verbunden - das sind die "erlaubten" Schreibweisen des Begriffs. Doch, nicht genug, auch die "Nord-Südachse" auf der Tafel steht in der Kritik. Müsste sie nicht "Nord-Süd-Achse" heißen? Freilich, kaum einem der Passanten, die an der Tafel stehen bleiben, dürfte das auffallen. Und wer erst ein paar Bier in den Straßenlokalen getrunken hat, den interessiert Rechtschreibung sowieso nicht mehr besonders. Außerdem: Fehler passieren, das wissen auch wir Journalisten. Allerdings, in Bronze gießen lassen sie die wenigsten Menschen. Ein Trost bleibt den Verantwortlichen: Dank des Streits um die Rechtschreibreform wissen die meisten Menschen sowieso nicht mehr, welches Wort wie "richtig" geschrieben wird. Wolfgang Lenders

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