STADTGESPRÄCH

Das Ereignis der Woche war ohne Zweifel die Ernennung von Jean-Claude Juncker zum Ehrenbürger der Stadt Trier. Wahrlich nicht vielen Persönlichkeiten wird diese Ehre zuteil, die auf Lebenszeit gilt. Juncker, der bei dem Festakt im Stadttheater spätestens nach seiner unkonventionellen Rede die Sympathien auf seiner Seite hatte, ist nach offizieller Zählweise erst der 17. Erstmals wurde diese Würde 1858 dem Maler Anton Ramboux zuerkannt.

Die Namen der weiteren Ehrenbürger sind gleichzeitig Werbung für die Stadt: Prinz Heinrich der Niederlande (1875), Erzbischof Franz Rudolf Bornewasser (1946), Bundespräsident Theodor Heuss (1959), Altbundeskanzler Konrad Adenauer (1966), Bischof Bernhard Stein (1975) und zuletzt - 1981 - der große Wegbereiter der katholischen Soziallehre, Oswald von Nell-Breuning. Keine Erwähnung findet in der Regel die unglückliche Tatsache, dass 1933 auch Adolf Hitler und sein nationalsozialistischer Reichserziehungsminister Bernhard Rust die Ehrenbürgerwürde erlangten. Was wiederum gerade bei deren Verleihung an einen Bürger aus dem von den Nazis gepeinigten Luxemburg eine Rolle spielen muss. Und das war in der Tat so: Oberbürgermeister Schröer ging beim Festakt bewusst auf dieses dunkle Kapitel in der Stadtgeschichte ein und betonte noch einmal im Namen aller Stadtratsfraktionen, dass Hitler und Rust durch ihr "verbrecherisches und würdeloses Handeln" die Ehrung verwirkt haben. Rainer Neubert/

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