Stadtmuseum: Erst kommt Marx, dann folgt Nero

Trier · Über den Besucherrückgang im Stadtmuseum Simeonstift hat am Donnerstagabend der Kulturausschuss diskutiert. Die Zahlen sollen genauer geprüft werden - und die verkürzten Öffnungszeiten möglicherweise zumindest in den Sommermonaten wieder ausgeweitet werden.

Trier. Verkürzte Öffnungszeiten, höhere Ticketpreise und kein kostenloser Eintritt mehr am ersten Sonntag eines Monats: So hatte der städtische Kulturausschuss schweren Herzens den Rotstift beim städtischen Museum Simeonstift angesetzt. Kalkuliert hatte der Ausschuss, dass die Sparmaßnahmen rund 5000 Besucher pro Jahr kosten könnten. Tatsächlich sank die Besucherzahl von 2011 auf 2012 von 41 204 auf 34 412 und damit um rund 6800 (der TV berichtete).
Inwieweit Sondereffekte wie die Heilig-Rock-Wallfahrt und die zehnwöchige Sperrung der Bitburger Straße dafür mitverantwortlich sind, müsse genauer eruiert werden, sagte Kulturdezernent Thomas Egger in der Sitzung des Kulturausschusses am Donnerstag. "Wir müssen die Besucherzahlen von 2011 und 2012 monatsweise vergleichen. Vielleicht macht es Sinn - auch finanziell - das Museum im Sommer doch wieder bis 18 statt nur bis 17 Uhr zu öffnen", sagte Egger.
Kürzung mit Folgen


"Wir müssen uns immer deutlich vor Augen halten, dass es nicht ohne Folgen bleibt, wenn wir an kulturellen Einrichtungen sparen", sagte Markus Nöhl (SPD). Ulrich Dempfle betonte, dass es nach nur einem Jahr schwierig zu beurteilen sei, auf welche Gründe der Besucherrückgang zurückzuführen ist. "Wir sollten das länger beobachten", erklärte der Fraktionsvorsitzende der CDU. Uschi Britz von den Grünen regte an, die Öffnungszeiten wieder zu verlängern: "Das Museum liegt direkt neben der Porta an exponierter Stelle - im Sommer bereits um 17 Uhr zu schließen, wenn noch sehr viele Touristen dort unterwegs sind, ist fatal."
Den Etat für Ankäufe des Museums hat der Kulturausschuss bereits vor zwei Jahren von 50 000 Euro auf 25 000 Euro halbiert. "Durch das große Engagement und Geschick unserer Mitarbeiter und die Unterstützung unserer Freunde und Förderer, sind uns trotzdem spannende Erwerbungen möglich", sagte Museumsleiterin Elisabeth Dühr.
Ein wahrer Coup sei 2012 zum Beispiel der günstige Einkauf eines Porträts des Malers Johann Anton Ramboux von Johann Hugo Wyttenbach, einem Lehrer von Karl Marx, gewesen. Auf der Kunstmesse Tefaf in Maastricht habe ein Museumsmitarbeiter zufällig zwei Jugendstilvasen aus den Ehranger Servais-Werken, einer Porzellanmanufaktur, entdeckt. Auch ein Service, dessen Tassen je einen Trierer Stadtteil - die zu Zeiten der Herstellung noch Trierer Vororte waren - zeigen, gehört zu den Top-Einkäufen von 2012.
Im laufenden Jahr will das Museum rund 100 000 Euro - die Spende einer Bank - in die Restaurierung der Möbelsammlung stecken. Die Möbel lagern bislang - teilweise in drei Etagen aufgeschichtet - in zwei Magazinen des Museums, einem Tiefbunker unterhalb des Geländes der Trie rer Berufsfeuerwehr am Barbara-Ufer und in von der Stadt angemieteten Räumen in Trier-Zewen. Von November 2014 bis Mai 2015 sollen sie in einer Ausstellung gezeigt werden (siehe Extra).Extra

Neben den laufenden Ausstellungen "Lustgarten - Fotoarbeiten von Rut Blees Luxemburg" und "WeinReich - Zeugnisse der Weinkultur" (beide bis 17. Februar) plant das Stadtmuseum folgende Ausstellungen: Karl Marx - Kultbilder und Bilderkult (17. März bis 18. Oktober 2013), Gemäldegalerie für Trier: Barocke Fülle - aktuelle Vielfalt (2. Februar bis 27. April 2014), 2000 Jahre Moselschifffahrt (13. Juli bis 2. November 2014), historischer Möbelbestand des Stadtmuseums (23. November 2014 bis Mai 2015). Avisiert sind weitere Sonderausstellungen: Schmuck aus Idar-Oberstein, Die gute Form - Wettbewerbsarbeiten der Schreinerinnung Trier-Saarburg, Kaiser Nero (2016, in Kooperation mit dem Landesmuseum). woc

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort