Infrastruktur Stadtrat Trier: Klare Bekenntnisse für das Theater

Trier · Nur die AfD und die FDP stimmen gegen den Grundsatzbeschluss für die Sanierung und den Neubau eines Saals an der Tufa.

 Soll umfangreich saniert werden: der 1964 eröffnete Gebäudekomplex des Theaters Trier am Augustinerhof.

Soll umfangreich saniert werden: der 1964 eröffnete Gebäudekomplex des Theaters Trier am Augustinerhof.

Foto: Friedemann Vetter

Der wichtigste Tagesordnungspunkt der Ratssitzung am Dienstag war nach allgemeiner Auffassung der Grundsatz- und Bedarfsbeschluss für die Sanierung des Stadttheaters. Angesichts der erwarteten umfassenden Diskussion hatte Oberbürgermeister Wolfram Leibe dieses Thema in der Tagesordnung nach vorne ziehen lassen. Viele der 220 Beschäftigten des Theaters und auch Mitarbeiter des Kultur- und Kommunikationszentrums Tuchfabrik (Tufa) verfolgten die Redebeiträge aufmerksam.

Nicht nur für die einleitende Präsentation von Kulturdezernent Thomas Schmitt (siehe Info und Video) spendeten sie tosenden Applaus. Den gab es am Ende auch für die klare Bekenntnis des Stadtrates für das Trierer Theater.

Mit 45 Ja-Stimmen bei drei Nein-Stimmen (AfD, FDP) und einer Enthaltung hat sich der Rat für eine Sanierung des Gebäudes am Augustinerhof ausgesprochen, das in der 1960er Jahren gebaut wurde. Zustimmung fand ebenfalls der Antrag, einen großen Veranstaltungssaal neben der Tufa zu bauen, der während der Sanierung von 2021 bis 2024 zugleich als Interimsspielstätte für das Theater dienen wird. Das Abstimmungsergebnis dafür war identisch. Ein Antrag der AfD-Fraktion, zur Frage der Sanierung und zum Neubau an der Tufa einen Bürgerentscheid zu initiieren, wurde mit breiter Mehrheit abgelehnt (48 Nein-Stimmen, eine Ja-Stimme). AfD-Sprecher Michael Frisch sagte im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund, seine Fraktion werde nun kein Bürgerbegehren anstrengen, um mit vielen Unterschriften den Bürgerentscheid doch noch durchzusetzen. Nun werde seine Partei darüber beraten.

CDU Für die CDU machte Fraktionssprecher Udo Köhler die eindeutige Unterstützung für die Sanierung des Theaters und den Neubau der Interimsspielstätte klar: „Wir stehen ohne Wenn und Aber hinter den beiden Projekten.“ Die enorme Steigerung der Besucherzahlen in dieser Spielzeit mache es leicht, sich so zu entscheiden. Köhler lobte das „extrem transparente Verfahren der Verwaltung“ und geißelte die Initiative der AfD als populistisch.

SPD Carola Simon betonte für die SPD die große Bedeutung eines Drei-Sparten-Theaters mit Schauspiel, Oper und Ballett für Trier. „Theater und Tufa bedienen die Grundinteressen der Bevölkerung. Die hohen Kosten werden durch die erwartete Förderung durch das Land tragbar.“ 60 Prozent der für beide Projekte veranschlagten 55 Millionen Euro sind der für solche Projekte übliche Anteil des Landes. Besonders lobte die SPD-Politikerin, dass die Ergebnisse des Bürgerworkshops Berücksichtigung finden werden. So soll im Rahmen des nun folgenden Architektenwettbewerbs untersucht werden, ob der zukünftige Haupteingang  in Richtung Viehmarktplatz verlegt werden kann.

Bündnis 90/Die Grünen Richard Leukefeld betonte die wichtige Funktion des Theaters auch zur allgemeinen Steigerung des Bildungsniveaus und dessen Bedeutung für die Infrastruktur von Trier. Wie die anderen Redner fand der Grünen-Politiker deutliche Worte zum AfD-Antrag: „Ein Bürgerentscheid geht von einer Mehrheit der Bevölkerung aus und nicht von der Unzufriedenheit eine kleinen Fraktion im Stadtrat. Sie wollen unter dem Deckmantel des Bürgerentscheids eine kulturpolitische Debatte lostreten.“

UBT Für die Unabhängige Bürgervertretung Trier unterstrich Hermann  Kleber die dringende Notwendigkeit der Theatersanierung. „Die ist seit zehn Jahren bekannt. Nun ist klar: Die Theatersanierung ist das, was sich die Stadt leisten kann und will.“

Die Linken Theresia Görgen verdeutlichte die Position der Linken-Fraktion: „Ein Neubau wäre uns natürlich lieber, aber was uns vorliegt, ist eine sehr pragmatische Lösung.“ Auch mit Verweis auf das Erlebnis, das ein Theaterbesuch für Kinder biete, nannte sie die Investition „eine Notwendigkeit im Sinne der Daseinsfürsorge“. Ohne Theater verlöre Trier sein Herz.

AfD „Wir sind grundsätzlich für den Erhalt des Theaters“, sagte Michael Frisch, der an diesem Abend als Einzelkämpfer der AfD-Fraktion anwesend war. „Aber hier wird viel Geld ausgegeben, während andere Projekte warten müssen.“  Nach den Ausführungen von Kulturdezernent Thomas Schmitt investiert die Stadt Trier alleine in den kommenden beiden Jahren mehr als 70 Millionen Euro in den Bereichen Schulen, Sport und Kitas investiert. Frisch monierte die hohen Subventionen für das Stadttheater, was sich umgerechnet pro Eintrittskarte auf etwa 180 Euro addiere. „Kultur versus Haushalt ist für uns eine schwierige Entscheidung. Deshalb wollen wir die Bürger entscheiden lassen.“

FDP Mit diesem Ansinnen bekam er auch von der FDP („destruktiver, spalterischer Populismus“) keinen Zuspruch, die grundsätzlich gegen den Grundsatzbeschluss zur Theatersanierung stimmte. „Wir wollen das Theater und auch eine Sanierung. Dennoch stimmen wir nach reiflichen Überlegungen nicht zu“, sagte Tobias Schneider. Damit bleibe seine Fraktion bei der Ablehnung eines Drei-Sparten-Hauses. Ein langfristiges Sanierungskonzept für den Theaterbetrieb fehle. „Man kann kein Haus bauen, wenn das Fundament fehlt.“

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