Stadtrat: Warum Nikolaus Leis nicht Leise Kläs heißen darf

Trier · Die Erschließungsstraße im Neubaugebiet auf dem früheren Kasernenareal Castel Feuvrier in Trier wird Nikolaus-Leis-Straße heißen. Die Benennung hat der Stadtrat erst nach langer Diskussion beschlossen und nicht - wie sonst üblich - einstimmig.

Trier. Die Benennung neuer Straßen zählt zu den wenigen echten Kompetenzen der 19 Ortsbeiräte in Trier. In aller Regel machen sie dazu eigene Vorschläge, die der Stadtrat einstimmig absegnet.
Im Falle der Nikolaus-Leis-Straße verlief die Namensgebung aber anders, wie sich in der jüngsten Stadtratssitzung herausstellte. Gleich vier Ratsmitglieder versagten ihre Zustimmung, und sieben enthielten sich.
Nicht, weil sie etwas gegen Nikolaus Leis hätten, sondern weil sie den ursprünglichen Willen des Ortsbeirats durch die Stadtverwaltung missachtet sahen.
Tatsächlich hatte das Stadtteilgremium eine Benennung in Leise-Kläs-Straße aufs Tapet gebracht. Leise Kläs - das war der in ganz Trier bekannte Rufname von Nikolaus Leis (1891-1969), eines aus Zurlauben stammenden Originals, das als maßgeblicher Akteur im Männergesangverein Zurlauben und der Karnevalsgesellschaft Wieweler sowie vor allem als Gründervater des Moselfests Furore machte.
Und warum kein Straßenname Leise Kläs? Das erläuterte Baudezernent Andreas Ludwig (CDU), als die von Dominik Heinrich (Grüne) angestoßene Diskussion ("Der Wille des Ortsbeirats wird nicht berücksichtigt") in vollem Gang war. Auf dem Ex-Kasernengelände werde unter anderem ein großes Hotel entstehen. Ausländischen Gästen sei der "mundartliche Name nur schwer zu vermitteln", gab Ludwig zu bedenken. Deshalb der von der Verwaltung gemachte Kompromissvorschlag.
Diese Aussage konterte Richard Leuckefeld (Grüne) mit einem ironischen "Werden jetzt alle ,Uns schöner Trier'-Müllereimer umbenannt?" - eine Anspielung auf die sprachlich komplett unkorrekte Beschriftung auf den Abfallbehältnissen in der Fußgängerzone.
Bemerkenswerterweise hatte die Mehrzahl der in Trier-Nord wohnenden Ratsmitglieder keine Probleme mit dem Kompromiss: Matthias Melchisedech, Philipp Bett (beide CDU) und Maria Duran-Kremer (SPD) finden, auch über den bürgerlichen Namen werde Leis geehrt.
Thorsten Kretzer (Grüne) hingegen plädierte für einen unverkrampften Umgang mit Mundart und Heimatverbundenheit. Beispiel Wiesbaden: "Dort gibt es die Äppelallee und nicht die Apfelallee." rm.

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