Stadtrat will Radverkehr ins Rollen bringen - Breite Zustimmung für Trierer Rahmenkonzept

Trier · Der Stadtrat will an diesem Dienstag das städtische Radverkehrskonzept beschließen. Dass der Rahmenplan mit seinen Hunderten Einzelmaßnahmen den Rat passieren wird, gilt als sicher: Alle größeren Fraktionen signalisieren Zustimmung. Mehrere Parteien verlangen aber, bei der Umsetzung der konkreten Vorhaben erneut in die Beratungen einbezogen zu werden.

 Sieben Jahre lang ist das Radverkehrskonzept diskutiert worden, nun soll es im Stadtrat verabschiedet werden. Es sieht unter anderem weitere Radfahr- oder Schutzstreifen vor, um diese Art der Fortbewegung sicherer zu machen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Sieben Jahre lang ist das Radverkehrskonzept diskutiert worden, nun soll es im Stadtrat verabschiedet werden. Es sieht unter anderem weitere Radfahr- oder Schutzstreifen vor, um diese Art der Fortbewegung sicherer zu machen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (h_st )

Als sich der zuständige Dezernatsausschuss vergangene Woche in nichtöffentlicher Sitzung mit dem Radverkehrskonzept (RVK) befasste, hielt sich die Debattierfreudigkeit in Grenzen: In kaum mehr als einer Minute war der Tagesordnungspunkt abgehandelt. Das ist nicht verwunderlich, liegen hinter den Beteiligten doch sieben Jahre intensiver Diskussionen.

Heute nun soll der Rahmenplan endlich beschlossen werden. Er sieht mehrere Hundert Einzelmaßnahmen vor, die das Radfahren in Trier attraktiver und sicherer machen sollen (der TV berichtete). Mit "radialen Hauptradverbindungen" sollen die Stadtteile besser mit dem Zentrum verbunden werden. Mit einem Paket aus unterschiedlichen Instrumenten (siehe Extra) soll ein möglichst lückenloses Netz geknüpft werden. Das Ziel: Der Anteil des Radverkehrs am Verkehrsaufkommen soll von neun auf 15 Prozent gesteigert werden.

Im Stadtrat herrscht über Fraktionsgrenzen hinweg Einigkeit, dass Trier in punkto Radverkehr noch einigen Handlungsbedarf hat. Schließlich gibt es noch erhebliches Potenzial, Menschen zum Um- und Aufsteigen zu bewegen. So zeichnet sich eine große Mehrheit für das RVK ab. "Wir unterstützen das Konzept und werden ihm im Stadtrat selbstverständlich zustimmen", kündigt CDU-Fraktionsvize Thomas Albrecht an und ergänzt: "Auch unserer Auffassung nach müssen die Bedingungen für den Fahrradverkehr in Trier verbessert werden und das umweltfreundliche Verkehrsmittel weiter gefördert werden." Doch Albrecht betont auch, "dass konkrete einzelne Maßnahmen damit nicht beschlossen sind, sondern jeweils dem Stadtrat noch zur Beschlussfassung vorgelegt werden." Ähnlich äußert sich auch Thorsten Kretzer von den Grünen, mit denen die CDU seit der vergangenen Kommunalwahl eine "Verantwortungsgemeinschaft" bildet: Im Grundsatz befürworte man das Konzept, doch im Detail sehe man geplante Einzelmaßnahmen kritisch. Kretzer hält unter anderem wenig von der geplanten Wegeführung der Osttrasse in Richtung Norden über Simeonstiftplatz und Engelstraße. Die Grünen verlangen außerdem mehr Anstrengungen in Saar- und Paulinstraße.

Rainer Lehnart (SPD) bezeichnet das RVK als "konzeptionell sehr gute und umfangreiche Vorlage". Er hoffe bei der anstehenden Realisierung der geplanten Maßnahmen auf "die notwendige Akzeptanz" innerhalb der Bevölkerung. Lehnart verweist in diesem Zusammenhang auf die breite Einbindung unterschiedlichster Akteure bei der Erstellung des RVK. Die Beratungen zum Doppelhaushalt 2016/17 müssten jetzt zeigen, "wie ernst es dem Stadtrat mit der Umsetzung seines beschlossenen Radverkehrskonzeptes ist, damit jahrelange Arbeit, wie viele Radwege, nicht im Nichts landen".
Auch die Freien Wähler erklären, dass es richtig sei, "dass den Radfahrern ein attraktives Radverkehrsnetz zur Verfügung gestellt wird." Das bisherige Netz sei "nur Flickschusterei und bewegt nicht unbedingt mehr Menschen, aufs Velo umzusteigen". Es dürfe aber nicht sein, "dass einzelne Maßnahmen vorgezogen werden, obwohl der Abschluss eines gesamten Projekts erst durch weitere Arbeiten für ein positives Gesamtergebnis sorgen wird", verlangt FWG-Fraktionschefin Christiane Probst.

Extra

Ob Radfahr- oder Schutzstreifen, wie sie in Gartenfeld- und Mustorstraße existieren, oder Umweltspuren - bei ihren Maßnahmen bauen die Planer auf eine Vielzahl von Instrumenten. Zu diesen zählen auch für den Radverkehr geöffnete Einbahnstraßen oder Fahrradstraßen, auf denen Autos verkehren dürfen, der Radverkehr aber Vorrang hat. Piktogramme auf der Fahrbahn sollen dort den Weg weisen, wo für separate Spuren und Streifen der Platz nicht reicht. Geplant ist auch die Beleuchtung von Rad- und Fußwegen, etwa in der Kleingartenanlage "Tempelbezirk" oder im Aveler Tal. Zudem soll die Kommunikation verbessert werden, beispielsweise durch Kampagnen und eine durchdachte Beschilderung. Der Zeitplan für die Realisierung reicht von "in ein bis fünf Jahren" bis "nach 2025". Das RVK kann über www.trier . de heruntergeladen werden. mst
Meinung

Eigentlich sollte das Radverkehrskonzept noch vor der Sommerpause verabschiedet werden, doch nach sieben Jahren Beratungen fallen drei Monate nicht weiter ins Gewicht. Dass die Fraktionen bei der Realisierung einzelner Maßnahmen erneut gefragt werden möchten, ist ihr gutes Recht; zumal nicht alles überzeugt und in letzter Konsequenz vollends durchdacht scheint, was im Konzept steht. Ebenso klar muss aber sein, dass das Mitspracherecht nicht dazu genutzt werden darf, aus Angst vor der eigenen Courage wieder auf die Bremse zu treten! Wer es mit der Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer ernst meint, muss denen mehr Platz einräumen, die in der Verkehrsplanung der vergangenen Jahrzehnte auf der Strecke blieben. An unpopulären Entscheidungen führt deshalb im Einzelfall kein Weg vorbei, und diskutiert wurde inzwischen genug!

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