Stall wird Gartenzimmer
TRIER. Es hat schon was von einem Dornröschen-Schlaf, in dem sich das alte Kutscherhaus befindet. Es steht auf dem Grundstück des Begegnungsforums Haus Franziskus, Ecke Christophstraße / Kochstraße. Aufgrund des desolaten Zustandes wird das denkmalgeschützte Kutscherhaus nun zum Teil abgerissen, zum Teil jedoch auch restauriert.
Das kleine Gebäude, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Behausung für einen Kutscher des Gynäkologen Dr. Löwenstein diente, soll Mitte nächsten Jahres Teil des Begegnungsforums Haus Franziskus sein. Doch zur Zeit ist davon noch keine Rede. Schindeln fallen vom Dach, der kleine Stall droht einzustürzen, und der Putz bröckelt von der Wand. Ganz zu schweigen von den Schäden durch den eindringenden Regen. "Wir müssen jetzt etwas tun", erklärt Ludwig Röder, Architekt der Planungsgesellschaft Röder mbH. "Sonst zwingen uns bald die Baumängel zu noch drastischeren Maßnahmen." In den nächsten acht Monaten soll der Stallbereich des Kutscherhauses abgerissen und durch ein moderneres, zweigeschossiges Gebäude ersetzt werden. Das Dachgeschoss wird als Galerie ausgebaut, während die Konstruktion im Erdgeschoss eine große Glasfront zum Innenhof vorsieht. In dem so entstehenden "Gartenzimmer" soll in Zukunft ein Internet-Café eingerichtet werden. "Wir möchten damit das Haus Franziskus auch für die Jugend präsenter machen", erklärt Franz-Josef Euteneuer, Leiter des Begegnungsforums Haus Franziskus. Garten-Café im Innenhof?
Im Rahmen der Restaurierung des Kutscherhauses an sich wird beispielsweise das Dach mit Schiefer neu gedeckt und das Fachwerk-Gemäuer verbessert. Dort soll unter dem Dach ein Turmzimmer entstehen, im Erdgeschoss werden demnächst Toiletten auch für Behinderte bereitgestellt. Besonders für Rollstuhlfahrer wird auch der neue, barrierefreie Zugang in der Kochstraße interessant sein. Außerdem wird der kleine Turm, in dem sich zur Zeit noch eine enge Wendeltreppe befindet, zu einer Garderobe und einem Abstellraum umfunktioniert. "Am Ende dieser Baumaßnahmen stehen nicht nur Reparaturarbeiten, sondern auch die Unterstützung eines sozialen Projekts", betont Detlef Lötschert, stellvertretender Geschäftsführer des Trägers, des Ordens der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Denn in dem so neu geschaffenen Innenhof-Komplex könnte ein Garten-Café als neue Lokalität für Konzerte, kleine Theateraufführungen, Dichterlesungen und Ausstellungen entstehen. Der Plan für die künftige Nutzung steht also. Nur der Finanzplan für das Bauvorhaben weist noch einige Fragezeichen auf. Eines ist klar: Die Baukosten werden sich insgesamt auf 230 000 Euro belaufen, 135 000 Euro wird der Träger, der Waldbreitbacher Franziskanerinnen e.V., zahlen. Dann bleiben noch 95 000 Euro offen, die aus den Kassen des Fördervereins, verschiedener Landesbehörden, Sponsoren und Spendern stammen sollen. Doch nichtsdestotrotz bleibt die Vision des Hauses Franziskus, das Kutscherhaus "vom privaten Platz zum öffentlichen Raum" zu machen.