Starke Stücke in der Feldstraße

Trier · Archäologische Untersuchungen in der Feldstraße sind immer sehr ertragreich. Die aktuelle Grabung des Landesmuseums wird zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht wieder einen römischen Goldschatz (wie 1993) zutage fördern, aber sie liefert spannende Einblicke in das Leben und Wohnen der Trierer in der Antike.

Trier. Mehr als 50 000 Menschen lebten im 4. Jahrhundert in Treveris, der größten Stadt nördlich der Alpen. Kaum vorstellbar, wenn man das Modell des spätrömischen Trier im Rheinischen Landesmuseum betrachtet. Das, so müssen die Experten einräumen, hat in der Tat einen großen Haken: "Das damalige Aussehen der Monumentalbauten wie der Konstantin-Basilika oder der Barbarathermen kennen wir", sagt Landesmuseumschef Marcus Reuter; "Über die Wohnquartiere ist weit weniger bekannt."
Als Trier Weltstadt war


Deshalb sind Wohnhäuser im Stadtmodell vereinfacht und meist nur zweigeschossig dargestellt. Aber in der Römerzeit ging es oft viel höher hinaus als heute. Einen Beweis dafür liefert die archäologische Grabung des Landesmuseums auf dem Grundstück Feldstraße 23/25. Eines der Fundstücke ist eine massive Säulenbasis aus Udelfanger Sandstein. Schaftdurchmesser: 64 Zentimeter. Laut Grabungsleiter Joachim Hupe lässt das auf eine Säulenhöhe von rund vier Metern schließen und darauf, dass das Gebäude, zu dessen Portal die Säule einst gehörte, mindestens dreigeschossig war.
Wieder erweist sich die Feldstraße als archäologische Fundgrube. Immer, wenn das Landesmuseum dort buddelt, wird es spannend. Direktor Reuter spricht von einer "prominenten Ecke der römischen Stadt", die sich in einer "gehobenen Raumausstattung" der Gebäude widerspiegele. So kam 1970 nahe der aktuellen Grabung ein vorzüglich erhaltender Mosaikfußboden zu Tage. Das Highlight schlechthin war der 1993 auf dem Mutterhausgelände gefundene weltweit größte römische Goldschatz: Fast 2600 Münzen, vergraben in den Wirren des Bürgerkriegs anno 197. Schmuck finden die Archäologen auch heute, vor allem Fibeln (Gewandnadeln). Das aber ist unspektakuläre Massenware gemessen am wissenschaftlichen Wert der steinernen Hinterlassenschaften. Auf dem nordöstlichen Teil des 1000-Meter-Areals der früheren Elektro-Bloeck-Zentrale hat das Grabungsteam von Hupe und dem technischen Leiter Bruno Kremer Zeugnisse von drei römischen Bauphasen vom zweiten bis zum vierten Jahrhundert freigelegt. Gut zu erkennen sind die unterschiedlichen Niveaus. Die ältere Bebauung wurde um das Jahr 300 regelrecht "plattgemacht", auf dem einplanierten Material entstand - einen halben Meter höher - das luxuriöse neue Haus mit Kanalheizung. Das wiederum wurde nie abgerissen, sondern dürfte einem der Franken-Zerstörungszüge des frühen fünften Jahrhunderts zum Opfer gefallen sein.
Fortan wurde in diesem Bereich der untergegangenen römischen Stadt nicht mehr gewohnt, sondern Ackerbau betrieben; die Namen Feldstraße und In der Olk (moselländisch für Wingert, Weinberg) rühren daher. Im Spätmittelalter wurde wieder gemauert: Davon zeugt ein um 1300 entstandener runder Latrinenschacht, der zu einem Haus in der östlich verlaufenden heutigen Karl-Marx-Straße gehört haben dürfte. Erst vor gut 150 Jahren setzte die neuzeitliche Bebauung in der Feldstraße ein. Dort graben die Archäologen nach der Winterpause bis Ende Mai weiter.
Vor sich haben sie noch zwei Drittel des Areals, durch das eine römische Ost-West-Straße führte - genau die Straße, die auf dem Viehmarktplatz per Granitpflasterung dargestellt ist.Extra

Zurück zu den Wurzeln: Auf dem früheren Gelände der Firma Elektro Bloeck, die ihren Standort von der Feldstraße nach Trier-Filsch verlagert hat, entsteht wieder das, was es dort vor bereits fast 2000 Jahren gegeben hat - Wohnraum. Ab Juni 2013 baut die m+m Projektgesellschaft mbH einen Komplex mit 17 Eigentumswohnungen in Größenordnungen zwischen 108 und 156 Quadratmetern. Die m+m-Gesellschafter - darunter Elektro-Bloeck-Inhaber Oliver Bloeck und Architekt Rüdiger Sattler - beziffern das Volumen ihres Projekts auf sechs Millionen Euro. Geplante Fertigstellung: Frühjahr 2014. 13 Wohnungen seien bereits vergeben. rm.

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