Starthilfe für Reben-Retter

Waldrach · In den Weinbergen des Ruwertals sind nicht nur professionelle Weinbauern am Werk. Seit einigen Jahren engagieren sich auch immer mehr Hobbywinzer für den Erhalt der typischen Steillagen. In Waldrach stehen den Anfängern jetzt Fachleute zur Seite, die ihnen die wichtigsten Arbeiten vor Ort erklären.

 Unterricht im Weinberg: Rainer Krämer vom Bauern- und Winzerverband Waldrach (rechts) zeigt die richtige Technik beim Rebschnitt. Mit im Bild (von links): Die Hobbywinzer Werner Seidel und Günter Marx, Waldrachs Ortsbürgermeister Heinfried Carduck, Evelyn Severing, Reinhard Lichtenthal und Markus Müller. TV-Foto: Christa Weber

Unterricht im Weinberg: Rainer Krämer vom Bauern- und Winzerverband Waldrach (rechts) zeigt die richtige Technik beim Rebschnitt. Mit im Bild (von links): Die Hobbywinzer Werner Seidel und Günter Marx, Waldrachs Ortsbürgermeister Heinfried Carduck, Evelyn Severing, Reinhard Lichtenthal und Markus Müller. TV-Foto: Christa Weber

Waldrach. Mit der Schere bearbeitet Rainer Krämer die Rebstöcke in einem Weinberg oberhalb von Waldrach. Der Ortsvorsitzende des Bauern- und Winzerverbands entfernt mit gezielten Schnitten altes Holz und kürzt die Triebe des Vorjahres, damit daraus neue fruchtbare Triebe wachsen können.
Kostenlose Kurse
Der Rebschnitt zählt zu den ersten Aufgaben eines Winzers im neuen Weinjahr. An diesem Samstag arbeitet Krämer aber nicht im eigenen, sondern im Weinberg von Werner Seidel. Der Diplom-Ingenieur hat die Fläche gepachtet und so vor der Rodung gerettet. "Ich habe im Rheingau gelebt und dort viele Weinwanderungen mitgemacht", erzählt Seidel. Nach dem Umzug in die Region Trier habe er entschieden, als Hobbywinzer selbst mitmischen zu wollen. Wie Seidel haben auch Günter Marx und Markus Müller Weinberge bei Waldrach gepachtet. Unterstützt werden die Hobbywinzer vom örtlichen Bauern- und Winzerverband und von Hans Hess. Der ehemalige Mitarbeiter der Landes-Lehr- und Versuchsanstalt Trier zeigt den Anfängern bei kostenlosen Kursen im Weinberg, wie sie alle dort anfallenden Arbeiten meistern. "Aktuell steht das Zuschneiden und Binden der Reben an", erklärt Krämer, der Lehrmeister Hess bei dieser Lektion vertritt. Sein Verband sei froh über die neuen Kollegen: "Wir haben hier viele ältere Winzer, die ihre Flächen aufgeben wollen. Nachfolger sind schwer zu finden."
Günter Marx, Rentner aus Konz, ist jetzt im dritten Jahr Hobbywinzer: "Es macht mir so viel Freude, dass ich meine Pacht sicher verlängere." Ähnlich wie Seidel schätzt er die "Arbeit in der Natur" und freut sich, einen Beitrag zum "Erhalt dieser schönen Kulturlandschaft" zu leisten. Deren Anblick hat auch Markus Müller zum neuen Hobby gebracht. "Im Sommer bin ich mit dem Rennrad hier vorbeigefahren. Das hat mich so fasziniert, dass ich einen eigenen Weinberg haben wollte." Als "blutiger Anfänger" ist Müller für die Hilfe der örtlichen Winzer sehr dankbar: "Ich hatte das nicht erwartet." Die Parzellen hat Krämer den Hobbywinzern zugeteilt: "Wir wollen ja vor allem die ortsnahen Flächen in der Kernzone erhalten."
Der Verband organisiert Arbeiten wie etwa den Pflanzenschutz per Hubschrauber. Vieles müssen die Weinfreunde jedoch in Handarbeit selbst erledigen. Werner Seidel muss allein 900 Rebstöcke zuschneiden: "Das braucht schon Zeit. Aber ohne das gibt es keinen guten Wein." Krämer lobt den Einsatz der Neuwinzer: "Alle sind mit Herzblut dabei." Die Kurse seien als Starthilfe gedacht. "Langfristig sollen sie allein zurechtkommen." Ihre Trauben können die Hobbywinzer an Weinbauern im Ort verkaufen oder von der Kaseler Genossenschaft verwerten lassen.
Auch die Ortsgemeinde unterstützt ihre Initiative: "Es ist wichtig, dass unser Weinberg als Kulturlandschaft erhalten bleibt", sagt Ortsbürgermeister Heinfried Carduck. Er sei froh über jede "noch so kleine Parzelle", die jemand übernehme.
Wer in Waldrach als Hobbywinzer einsteigen möchte, kann sich an Rainer Krämer wenden: Telefon 06500/910596.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort