Steine bringen Leben in Stadtwüste

Trier · Bis 2013 standen hier Bäume, die aber aus Sicherheitsgründen gefällt wurden. Ohne das Grün wirkte der Platz in der Brotstraße vor der Commerzbank wie eine Wüste. Die wird nun ausgerechnet durch Beton und Stein belebt.

 „Den kann ich ja drehen!“: Die fünfjährige Sally aus Luxemburg findet den Granitkoloss in der Trierer Brotstraße toll. Ihr Vater Marco Kimmel ist zudem von den neuen Sitzgelegenheiten angetan. TV-Foto: Roland Morgen

„Den kann ich ja drehen!“: Die fünfjährige Sally aus Luxemburg findet den Granitkoloss in der Trierer Brotstraße toll. Ihr Vater Marco Kimmel ist zudem von den neuen Sitzgelegenheiten angetan. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier. Ups! Die fünfjährige Sally Kimmel aus Luxemburg ist ganz überrascht, dass sie den Steinkoloss mit eigener Kraft in Bewegung versetzen kann. Das Ding ist immerhin fast so groß wie ihr Vater, und Marco Kimmel ahnt: "Der wiegt doch bestimmt mehr als eine Tonne." Es sind sogar dreieinhalb Tonnen, die der gut 1,70 Meter hohe Granitfindling auf die Waage bringt. Weil auch Kinder ihn zum Rotieren bringen können, ist er die neue Attraktion in der Brotstraße.
Kein Platz mehr für Wurzeln


Die hatte so etwas dingend nötig. Fußgängerzone zwar, die aber ausgerechnet an ihrer breitesten Stelle zwischen den Einmündungen von Jesuiten- und Hosenstraße einen Platz ausbildet, ohne einen Hauch von "Aufenthaltsqualität".
Die Tristesse begann vor zwei Jahren. Damals ließ die Stadt die drei Bäume am Platz fällen. Deren Standsicherheit war gefährdet, weil sich die Wurzeln im unterirdischen Gewirr von Versorgungsleitungen nicht weiter ausbreiten konnten. Mit den Bäumen verschwanden die Pflanzkübel samt den davor postierten Bänken, also die weit und breit einzigen Sitzgelegenheiten für ermattete Flaneure, abgesehen vielleicht von den Stufen zur Commerzbank oder dem Priesterseminar-Vorhof um die Ecke.
Der Mangel ist nun behoben. Das städtische Grünflächenamt hat drei Sitzelemente aufgestellt. Der erste Blick täuscht: Sie sehen nach Naturstein aus, wurden von der spanischen Herstellerfirma aber aus Betonstein produziert. Vorzüge: wasserabweisend und per Hochdruckstrahler leicht zu reinigen. Nach Darstellung des städtischen Presseamtes weisen die lehnenlosen Bänke eine "kommunikative Form auf, sie sind schmal, so dass sie nicht zum Liegen verführen, aber für Kinder zum Balancieren geeignet sind". Mehr Spaß haben die Kinder aber offensichtlich am Spielstein. Der ovale Koloss, geliefert von einer Spielgerätefirma aus dem Chiemgau, ist über ein Speziallager mit einem Standbolzen verbunden und lässt sich so um die eigene Längsachse drehen.
Die Idee zu dieser kinderfreundlichen Platzmöblierung stammt vom Stadtplanungsamt und wurde mit dem Grünflächenamt als Ergänzung zu den Drehelementen in der Fahrstraße und dem Spielbereich am Kornmarkt realisiert. Finanziert wurde das rund 22 500 Euro teure Projekt über den Spielplatz-Ablösevertrag der Domizil an den Thermen GmbH & Co. KG aus dem Neubauprojekt an der Weberbach. Laut Presseamt geht es um 30 000 Euro, von denen aber auch Kosten für den Rückbau des früheren Baumbeets sowie Pflasterarbeiten zu finanzieren sind. Öffentliche Zuschüsse etwa aus dem Budget des Ortsbeirats Trier-Mitte/Gartenfeld sind nicht nötig. rm.

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