Kultur Leute, zieht die Spendierhosen an!

Trier · Junge Talente fördern. Dieses Ziel hat sich die Kulturstiftung Trier auf die Fahnen geschrieben. Einmal im Jahr stellt sie einige dieser Talente vor und sammelt Spenden mit dem Verkauf der Kulturaktie.

 Wie unterhält man gut seine Zuhörer? Der Kinder- und Jugendchor des Theaters Trier weiß es und singt.

Wie unterhält man gut seine Zuhörer? Der Kinder- und Jugendchor des Theaters Trier weiß es und singt.

Foto: Clemens Sarholz

Der historische Bürgersaal erstrahlt im vollen Glanz. Neben schweren, roten Theaterteppichen hängen Bilder, die an den Glamour der amerikanischen 1940er Jahren erinnern. Und an die Hochzeiten der Jazz- und Big Bands. Piekfeines Personal im weißen Hemd fragt höflich, was es für einen tun kann.

An kreisrunden Tischen versorgen sie die etwa 120 Gäste, die auf rotgepolsterten Stühlen sitzen. Der Geschäftsführer des Kasinos am Kornmarkt, Eric Naunheim, freut sich: „Ich bin zwar total talentfrei, aber der Kultur möchte ich auch meinen Teil beisteuern“, sagt er. Vor vier Jahren habe die Kulturstiftung dazubeigetragen, dass das denkmalgeschützte Gebäude wieder zu einer Begegnungsstätte für Bürger werden konnte, in der Kunst und Kultur ihren Platz hätten, begrüßt Andreas Ammer, Vorstand der Kulturstiftung.

Worin besteht die Lust zu spenden? „Sie besteht darin, etwas Gutes zu tun“, sagt Melanie Welsch. Sie ist Prokuristin der Volksbank Trier und Vorstandsmitglied der Kulturstiftung. „Es ist doch toll, Talente zu fördern, die sich das sonst nicht leisten könnten.“ Mit über einer halben Million Euro seien seit 2006 über 500 Kulturprojekte aller Art gefördert worden.

Dadurch hätten beispielsweise mehr als 1000 Kinder an kulturellen Angeboten wie einer Theatergruppe oder einem Jugendchor teilnehmen können und mehr als 200 ein Instrument erlernt.

Vergangenes Jahr seien es etwa 60 000 Euro gewesen, mit denen die städtische Kultur gefördert werden konnte, sagt Andreas Ammer, Vorstandsvorsitzender der Stiftung. „Eine der Haupteinnahmequellen der Stiftung ist die Kulturaktie.“ Sie wurde zur Unterstützung von kulturell wertvollen Projekten von der Stiftung ins Leben gerufen.

Jedes Jahr gestaltet ein Künstler aus dem Trierer Raum zwei neue Motive, die auf hochwertiges Büttenpapier gedruckt werden. Handsigniert und in einer Auflage von je 250 Exemplaren zu je 50 oder 100 Euro kann man sich ein Exponat kaufen und leistet dabei noch einen Kulturbeitrag.

Die Aktie ist zum Verkauf auf Tischen ausgelegt. Es ist ein Siebdruck der Künstlerin Anja Streese, verziert mit der Porta Nigra und dem Dom und den Kaiserthermen, und mit Textpassagen aus dem Duden, die Glück erklären. „Es ist einfach ein Glück, in Trier zu leben“, meint Streese mit einem sowohl ansteckenden wie auch verlegenen Grinsen.

Doch nicht jeder ist da, weil er helfen und spenden möchte. Michael Gubenko ist Regisseur und weiß um die Schwierigkeit von kultureller Finanzierung.

Er gründete das Theaterprojekt „bühne1“ in Trier und möchte jungen Menschen durch zeitkritische und experimentelle Inszenierungen Zugang zum Theater verschaffen.

Er wünscht sich, mit seiner neuen Produktion in den Wintermonaten in die Räume der Europäischen Kunstakademie zu dürfen. Dafür hofft er Unterstützung zu finden.

Denn für Kulturschaffende ist der Alltag nicht immer leicht. „Solche Veranstaltungen muss es nur deswegen geben, weil der Staat seine Fürsorgepflicht vernachlässigt und auf die Spendenbereitschaft von Bürgern setzt“, sagt einer, der nicht genannt werden möchte.

Ähnliches sagt auch der Künstler Bodo Korsig: „Ich bin enttäuscht, dass die Kultur so wenigen beachtet und reflektiert wird.“

Daher wurde zu weiteren Spenden für die musikalische Ausbildung von Kindern animiert, für den Erhalt des Rundtempels bei Schloss Monaise, dem ältesten Monopteros‘ Deutschlands, oder für eine neue Musikanlage der Ausonius-Grundschule, weil die alte bei einem Unwetterschaden kaputt gegangen ist. Die Anlage sei wichtig für die Chorproben der Schüler, betont Schulleiter Norbert Ruschel.

Für die Kulturstiftung war der Abend jedenfalls erfolgreich. So freut sich Melanie Welsch: „Auf mich kam eben noch eine Frau zu, die drei jungen Talenten ein Musikstipendium finanzieren möchte.“

Die Kosten dafür lägen bei insgesamt 1 200 Euro.

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