Stephanie Johaentges aus Igel schließt Winzer-Ausbildung mit einer Traumnote ab

Igel · Stephanie Johaentges vom Weingut Löwener Mühle in Igel hat als Beste in Rheinland-Pfalz die Winzerprüfung bestanden. Zuvor hatte sie ihren eigenen Wein kreiert. Ihr Ziel ist es, 2017 den elterlichen Betrieb zu übernehmen.

 Die Weinberge rund um das Grutenhäuschen bei Igel sind ihr Zuhause: Stephanie Johaentges hat ihre Ausbildung mit Traumnote bestanden und möchte in ein paar Jahren in den Familenbetrieb einsteigen. TV-Foto: Melchior Poppe

Die Weinberge rund um das Grutenhäuschen bei Igel sind ihr Zuhause: Stephanie Johaentges hat ihre Ausbildung mit Traumnote bestanden und möchte in ein paar Jahren in den Familenbetrieb einsteigen. TV-Foto: Melchior Poppe

Igel. Schon als Kind wusste Stephanie Johaentges: "Was die Mama macht, will ich später auch machen." Jetzt ist es so weit. Denn seit August ist die 22-Jährige wie ihr großes Vorbild staatlich geprüfte Winzerin. Dabei hat sie die Erwartungen weit übertroffen: Nach drei Jahren Ausbildung im Sektgut St. Laurentius in Leiwen hat sie die Prüfungen im August mit der Traumnote 1,1 bestanden - gemeinsam mit einer anderen Auszubildenden bildet sie die Spitze in Rheinland-Pfalz.
Mit der Welt der Weine kennt sich das "Moselmädchen", wie sich Johaentges nennt, schon viel länger aus. Bereits ihr Großvater hatte die besonderen Eigenschaften des Bodens rund um das Grutenhäuschen erkannt: Dort beginnt das Pariser Becken, der Muschelkalk in den Hängen puffert die Säure der Trauben und sorgt für eine besondere Milde. Mutter Monika stellte später vom Fass auf Flaschen um und übernahm schließlich den Betrieb. Keine Selbstverständlichkeit - damals wie heute: "Frauen sind rar gesät im Weinbau", sagen Mutter und Tochter.Eigenen Wein kreiert


Stephanie suchte sich bewusst einen Ausbildungsbetrieb, der ihr neue Erfahrungen bot, etwa mit technischen Verfahren. Hinzu kamen Praktika in anderen Betrieben. So lernte sie den Rotwein-Anbau an der Ahr, die Sekt-Herstellung in Luxemburg und die Traubenlese in der Champagne kennen. Zwischendurch sorgte sie mit ihrer Wein-Kreation "Mit Freu(n)den Genießen!" ("MFG!") beim Berufswettbewerb für Aufsehen.
Trotz des Erfolges bleibt Johaentges fest mit beiden Füßen auf dem Boden. Die Heimat bedeutet ihr mehr als gute Prüfungsergebnisse: "Der Durchschnitt ist eine gute Grundlage für die spätere Arbeit. Aber viel wichtiger ist die Zufriedenheit derjenigen, die den Wein trinken", sagt sie. Ihre Kunden kennt sie meist persönlich, fast alle Flaschen werden im zwischen Igel und Wasserbilligerbrück liegenden Hofladen verkauft.
Vor allem schätzt sie den Zusammenhalt ihrer Familie: Drei Generationen leben und arbeiten gemeinsam in der Löwener Mühle, und alles wird selber gemacht. Die Verantwortung für die Kellerwirtschaft und die Vermarktung tragen die Frauen im Betrieb, um Außenwirtschaft und Ackerbau kümmert sich Vater Matthias Johaentges.2017 Einstieg in Betrieb


Was die Zukunft bringt, möchte Stephanie abwarten. "Der Weinanbau darf nicht stehen bleiben", sagt sie bestimmt. Doch zugleich sind ihr der direkte Kontakt zur Natur und zu den Kunden sowie die Entfaltung ihrer Kreativität wichtig. Industrielle Herstellung kann sie sich auf ihrem Hof kaum vorstellen, zudem seien die heute verwendeten Erntemaschinen noch lange nicht ausgereift.
Zunächst möchte sie deshalb weiter lernen: Ein Jahr wird sie bei einem Betrieb in Rheinhessen verbringen, wo sie jetzt bereits bei der Traubenlese mithilft. Danach strebt sie einen Besuch der Fachschule an, um vielleicht 2017 - als fertige Weinbau-Technikerin - die Verantwortung für den Familienbetrieb zu übernehmen. Weitere Fotos im Internet:
volksfreund.de/fotosExtra

Ausbildung: Seit Ende der 90er Jahre ist die Zahl der angehenden Winzer in Rheinland-Pfalz jahrelang stark angestiegen, im Rekordjahr 2010 waren es insgesamt 552. Zuletzt sorgten aber geburtenschwache Jahrgänge für einen Rückgang. Der Anteil der Frauen unter den Auszubildenden beträgt dabei etwa ein Viertel. Wie ihre männlichen Kollegen erwartet sie eine schwierige Zukunft: Immer größere Weinbauflächen werden von immer weniger Winzern bewirtschaftet. Nur kleine Direktvermarkter mit ihren Hofläden können sich - bei einigem Aufwand - dieser Entwicklung entziehen. red

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