Kommunalpolitik Zu wenig Platz für den letzten Willen

Schweich-Issel · Einer kürzlich verstorbenen Frau wurde die Bestattung auf ihrem Wunschfriedhof in Schweich-Issel verwehrt. Der Fall hat für viel Aufregung in der Moselstadt gesorgt.

 Auf dem Isseler Friedhof ist kein Platz mehr für Urnengräber.

Auf dem Isseler Friedhof ist kein Platz mehr für Urnengräber.

Foto: Albert Follmann

Der Tod einer Frau aus Schweich Anfang November ist immer noch Gesprächsthema in der Moselstadt. Und das nicht nur, weil die 52-Jährige ihren mehrjährigen Kampf gegen eine schwere Krankheit verloren hat und neben ihrem Ehemann zwei minderjährige Kinder hinterlässt.

„Sie wollte auf dem Friedhof des Schweicher Stadtteils Issel bestattet werden“, sagt Wolfgang Zingen. Seine Cousine sei noch im Rollstuhl dort gewesen und habe ihre Entscheidung getroffen. Der Isseler Ortsvorsteher Johannes Lehnert (FWG) habe die Urnenbestattung jedoch abgelehnt mit der Begründung, die Verstorbene habe in Schweich und nicht in Issel gewohnt. Außerdem gebe es auf dem Friedhof in Issel zu wenig Platz für Urnengräber.

Zingen spricht von Verwaltungswillkür und bezeichnet das Verhalten des Ortsvorstehers als hartherzig. „Es stimmt mich traurig und macht mich gleichzeitig böse, wenn ich daran denke, dass meine Cousine, die immer für andere da war, nun an einem für sie fremden Ort ihre Ruhe finden soll.“

Sie wurde acht Tage nach ihrem Tod auf dem Friedhof in Trier-Quint beigesetzt.

Laut Walter Zingen hatte noch zuvor eine über 80-jährige Isselerin dem Ortsvorsteher angeboten, zugunsten der Verstorbenen auf ihre Grabstelle in Issel zu verzichten. Doch auch dies sei abgelehnt worden.

Die Wahl seiner Cousine sei auf den Isseler Friedhof gefallen, weil dieser nur etwa einen Kilometer vom Wohnsitz der Familie im Schweicher Neubaugebiet Ermesgraben entfernt liege. So hätten auch ihre minderjährigen Kinder sie jederzeit ohne fremde Hilfe besuchen können.

Der Sterbefall hat mittlerweile auch die Schweicher Kommunalpolitik beschäftigt. In der jüngsten Stadtratssitzung fragte SPD-Stadträtin Iris Hess unter dem Punkt „Verschiedenes“, warum die Beerdigung der Frau in Issel verweigert worden sei. Sie finde das nicht in Ordnung.

Man habe sich an die Richtlinien gehalten, wonach in Issel nur Personen bestattet werden können, die in Issel wohnen oder einen Bezug zu Issel haben, antwortete Ortsvorsteher Lehnert. Stadtbürgermeister Lars Rieger (CDU) sprang ihm zur Seite: „Die Grabflächen werden dort knapp, wir hatten in letzter Zeit viele Sterbefälle. Wir können keine Ausnahmen zulassen, sonst haben wir überhaupt keine Handhabe mehr.“

In der Friedhofsgebührensatzung der Stadt Schweich steht: „Über die Genehmigung zur Bestattung von Nicht-Einwohnern auf den Friedhöfen der Stadt Schweich entscheidet der Stadtbürgermeister im Einzelfall.“

Wie Ortsvorsteher Lehnert auf TV-Anfrage mitteilt, steht in Issel derzeit nur noch ein Urnengrab zur Verfügung. In der Sitzung am Mittwoch (19 Uhr, Gasthaus Monzel) werde sich der Ortsbeirat mit der Anlegung weiterer Urnengräber befassen.

Lehnert (Zitat: „Das ist mir nahe gegangen, die Entscheidung fiel mir nicht leicht“) gibt auch dem Bestattungsinstitut eine Mitschuld, dass es erst drei Tage vor dem ursprünglich in Issel vorgesehenen Beerdigungstermin zur Absage gekommen ist: „Das Bestattungsinstitut hat der Familie wider besseres Wissen gesagt, dass eine Bestattung in Issel möglich ist.“

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