Stillstand heißt das Ziel

OLEWIG. Der Weg zum Kreuzbund Regionalverband Trier ist beschwerlich: 83 Stufen führen hinauf in den dritten Stock des Olewiger Klosters, wo die Selbsthilfe-Organisation ihr Domizil hat. Wer den Weg dorthin sucht, hat bereits schwere Zeiten hinter sich. Seit 30 Jahren hilft der Kreuzbund auch in Trier Menschen aus der Sucht.

Der Kreuzbund Regionalverband Trier mit Gruppen in Trier, Konz und Saarburg wurde vor 30 Jahren aus einem Freundeskreis gegründet. Zunächst fanden Betroffene die Selbsthilfe-Gemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige im Warsberger Hof. 1980, nachdem die Mitglieder die Räume in Eigenleistung renoviert hatten, bezog der Regionalverband dann die oberste Etage des Olewiger Klosters. Dort stehen neben Büros auch eine Küche, ein großer Kontakt- und Informationsraum sowie vier Gruppenräume zur Verfügung. In der Woche sind die Räume allabendlich belegt, denn mittlerweile zählt der Regionalverband 15 Gruppen und mehr als 220 Mitglieder. Eine Frauen- sowie eine Männergruppe haben sich gebildet, und für Besucher, die den ersten Kontakt zum Kreuzbund suchen, stehen die Informationsgruppen offen. Der Trierer Verband bildet mit fünf weiteren regionalen Gruppierungen den Kreuzbund Diözesanverband. Die Selbsthilfe-Organisation zieht eine positive Bilanz. "Rund 30 Prozent der Menschen, die zum Kreuzbund kommen und in den Gruppen bleiben, schaffen den Ausstieg aus der Sucht", berichtet Rudolf Barth, Referent für den Bereich Sucht beim Diözesan-Caritasverband. Vor allem der Kontakt und die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Caritas gewährleiste eine adäquate Ausbildung von Gruppenleitern und Ehrenamtlichen. "Wir stellen hohe Anforderungen an die Helfertätigkeit", sagt Karl-Heinz Berens, Vorsitzender des Kreuzbund-Regionalverbandes Trier. Durch Weiterbildungen und Gruppenleiter-Seminare würden die Helfer ständig geschult und mit der fachlichen Hilfe der psycho-sozialen Caritas-Beratungsstellen den Ansprüchen an eine individuelle und angemessene Hilfestellung für die Problembewältigung gerecht. Das 30-jährige Bestehen mit einem Tag der offenen Tür zu feiern, ist beim Kreuzbund Programm. Denn die Mitglieder gehen offensiv mit dem Thema Alkoholsucht um, um die Stigmatisierung der Betroffenen in der Öffentlichkeit abzubauen. Sie leisten auch in Krankenhäusern und Schulen, vor allem bei Jugendlichen, die sich bei labiler Konstitution mit den beliebten, aber gefährlichen Alco-Pops den Grundstein zu einer späteren Sucht legen könnten, Präventions- und Aufklärungsarbeit. "Alkoholismus ist seit 1968 als Krankheit anerkannt", erläutert Karl-Heinz Berens. Eine Krankheit, die jeden ungeachtet seiner gesellschaftlichen Stellung treffen kann. Auch eine Krankheit, die zwar nicht heilbar sei, denn Alkoholiker bleibe man sein Leben lang. Aber durch die Erkenntnis in den Gesprächsrunden, dass man mit seinem Problem nicht alleine steht, und die positive Selbsterfahrung durch die Gruppenbesuche, könne man die "Krankheit zum Stillstand bringen". Und das Ziel, in zufriedener Abstinenz zu leben, erreichen. Über die Gruppenstunden hinaus bietet der Kreuzbund auch Angehörigen, Partnern und Freunden von Abhängigen Unterstützung an, die sich in einer Art "Co-Abhängigkeit" befinden. So können die Betroffenen auf beiden Seiten Stärke lernen und Konflikte gesteuert klären, ohne Eskalation und ohne sich erneut in die Sucht zu flüchten. So sinkt bei den ständigen Mitgliedern dank der Arbeit des Kreuzbundes auch die Rückfallquote.

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