Stolperstein Paul von Hindenburg

Er war ein Feldherr von Größe: Paul von Hindenburg. Über seine politische Schaffensphase gehen die Meinungen auseinander. So auch am Freitagabend, als die CDU zu einer Diskussionsrunde geladen hatte.

 Interessiert verfolgten die Anwesenden der CDU-Veranstaltung in der Volkshochschule den Vortrag von Wolfgang Stribrny über Paul von Hindenburg. Er hält die Namensgebung des gleichnamigen Gymnasiums für ungeeignet. TV-Foto: Hans Krämer

Interessiert verfolgten die Anwesenden der CDU-Veranstaltung in der Volkshochschule den Vortrag von Wolfgang Stribrny über Paul von Hindenburg. Er hält die Namensgebung des gleichnamigen Gymnasiums für ungeeignet. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Viele Hundert Schüler besuchen das Hindenburg-Gymnasium in Trier (HGT), um dessen Namen es seit Wochen eine hitzige Debatte gibt. Bei der CDU-Diskussions-Veranstaltung am Freitagabend hatte sich von der Schülerschaft eine vergleichsweise geringe Menge eingefunden: Lediglich zwei Schüler wohnten ihr in der Volkshochschule bei. Und doch hatte einer der beiden den treffendsten Einwand für eine Beibehaltung des Namens: "Hier und in vielen anderen Städten gibt es die Aktion Stolpersteine, die an Opfer der Nazis erinnert. Hindenburg ist zwar kein Opfer, aber trotzdem ein Stolperstein, an dem man sich wunderbar reiben kann und der die Erinnerung wachhält."Im Vorfeld der sachlichen Diskussion, zu der sich rund 80 Personen eingefunden hatten, gab Wolfgang Stribrny einen Einblick in das Leben Paul von Hindenburgs. "Er war vom Geist von 1914 ergriffen, wollte eine nationale Gemeinschaft herstellen. Dabei wurde er zweimal demokratisch als Reichspräsident vom Volk gewählt. Ein Demokrat war er deswegen aber nicht. Er war ein Herrscher, der alles in der Hand haben wollte und sich von keinem hineinreden ließ." "Kein Vorbild für die Jugend"

Trotzdem, und genau daran scheiden sich die Geister, war er es, der Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannte. Mehr noch: Hindenburg sah in Hitler seinen Nachfolger. "Doch er konnte 1933 nicht erkennen, was Hitler vorhatte." Dennoch hält Stribrny Hindenburg für die Benennung einer Schule nicht für geeignet: "Er ist sicherlich kein Vorbild für die Jugend. Und deswegen als Namensgeber für eine Schule unangemessen. Allerdings ist er ein Kern der deutschen Geschichte und deswegen als Namensgeber für Straßen oder Plätze geeignet."Katharina Zey-Wortmann von der Katholischen Akademie Trier gab anschließend Einblick in den Prozess einer Namensfindung für öffentliche Einrichtungen: "Lebende Personen sind ausgeschlossen. Eine gewisse Distanz sollte da sein ebenso wie die Verdientheit, sei es historisch, persönlich oder kulturell. Als Ausschluss sollten schlechte Aussprachen gelten." Hesse, Heine, Humboldt oder Hugo - Walter Liederschmitt, Lehrer am HGT, warf gleich mehrere Vorschläge ins Rennen und korrigierte die bisherige Darstellung über die Entscheidung der Lehrerschaft kontra Hindenburg. "Es ist nicht richtig, dass wir unsere Entscheidung in zwei Minuten getroffen haben. Vorausgegangen war eine lange Debatte." Die wird auf jeden Fall bis Donnerstag anhalten. Dann nämlich entscheidet der Stadtrat, ob die Diskussion auf parteipolitischer Ebene fortgeführt wird. Extra Professor Wolfgang Stribrny: Die CDU hatte mit Wolfgang Stribrny einen erfahrenen Redner geladen. Stribrny lehrte unter anderem als Historiker an der Universität Flensburg. Er war von 1988 bis 1996 Vorsitzender des größten monarchistischen Vereins in Deutschland "Tradition und Leben", den er in den 50er Jahren mitbegründete und dem er noch immer angehört. Das Ziel von "Tradition und Leben": Deutschland als parlamentarische Erbmonarchie. Das Bundespräsidenten-Amt soll in das eines deutschen Kaisers getauscht werden. Zudem tritt Stribrny für die Wiedererrichtung Preußens ein. (mek)

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