Stolz und Stahl

TRIER. Die Leitungen der Trierer Stahlwerk GmbH und der Theo Steil GmbH sehen keine Beweise dafür, dass ihre Unternehmen für die vom Landesumweltamt festgestellten Schadstoffbelastungen verantwortlich sind.

"Es wäre wohl am besten, wir produzieren Stahl, aber man sieht und hört uns dabei nicht." Das klingt beinahe nach Resignation, aber dieser Eindruck wäre falsch. Ulrich Rass, geschäftsführender Gesellschafter des Trierer Stahlwerks (TSW), führt den Kampf um den Ruf seines Unternehmens mit großem Stolz und viel Energie. Was hat das Stahlwerk vor? Der Chef erläutert: "Es geht um eine grundlegende umwelttechnische Sanierung der gesamten Anlage." Das TSW sei danach "das modernste Stahlwerk in Deutschland", die angestrebten Veränderungen ermöglichen eine "höhere Produktivität mit geringeren Umweltauswirkungen". Die Produktion soll von 360 000 Tonnen Stahl auf 545 000 Tonnen steigen. Momentan werden 50 000 Tonnen Schlacke unter freiem Himmel gelagert, nach der Erweiterung werden es 80 000 sein. Gerade die Schlacke ist Mitverursacher der Schadstoffbelastung, davon ist der Bürgerverein Pfalzel überzeigt. Rass hält dagegen: "Seit dem 70ern haben wir Schlacke in einer Deponie zwischen Pfalzel und Biewer gelagert, die mittlerweile voll ist. Dort werden regelmäßig Messungen durchgeführt, und es gab nie Grenzüberschreitungen." Auch die Theo Steil GmbH wehrt sich. "Unser Unternehmen hat mehr als fünf Millionen Euro in Umweltschutzmaßnahmen investiert", sagt Geschäftsführer Gerd Grün. Wie wirken die Schadstoffe?

"Die erhöhten Werte stellt niemand in Frage", betont Grün. Dann kommt der Satz, der die Haltung beider Unternehmen zum Schadstoff-Problem in Pfalzel prägnant zusammenfasst: "Weder das TSW noch Steil können momentan sagen: Wir waren es." Dennoch müsse die Ursache festgestellt werden, räumt Grün ein. Die Zentrale Expertengruppe Umweltschutz (Zeus) soll ermitteln und klären. Zeus ist eine Stabsstelle des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht mit Ingenieuren und Naturwissenschaftlern, die direkt dem Präsidenten unterstellt ist. Die flexible Sondereinheit wurde 1988 gegründet. Bewirken die hohen Schwermetallwerte eine direkte oder langfristige Bedrohung der Gesundheit? Anton Backes ist Geschäftsführer der Pro Terra Umweltschutz- und Managementberatung GmbH. Diese Gesellschaft mit Sitz im saarländischen Sulzbach hat die Umweltverträglichkeitsuntersuchung für das TSW gemacht. Backes betont im TV-Gespräch: "Grenzüberschreitungen dieser Art zeigen keine direkte Wirkung, sondern lösen einen Langzeiteffekt aus." Den es zu verhindern gilt.

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