Straßenverkehr sorgt für den meisten Streit: Baugebiete in Ruwer und Mariahof bei Diskussion über Flächennutzungsplan im Mittelpunkt

Trier · 8500 zusätzliche Wohnungen, 120 Hektar neue Bauflächen an 25 Standorten. Das sind Eckpunkte für den Flächennutzungsplan 2025. Mehr Menschen in Trier bedeuten aber auch mehr Verkehr. Engagiert und emotional wurde darüber im IHK-Tagungszentrum diskutiert. Im Mittelpunkt: die Stadtteile rechts der Mosel.

 Echt römisch: Die Porta Nigra gehört zu Trier wie Dom und St. Gangolf. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Echt römisch: Die Porta Nigra gehört zu Trier wie Dom und St. Gangolf. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

800 neue Wohnungen könnten in den kommenden zehn bis 20 Jahren im rund 32 Hektar großen Entwicklungsgebiet Zentenbüsch auf der Höhe zwischen Ruwer und Kenn entstehen. Auch am Brubacher Hof sollen in diesem Zeitraum bis zu 900 neue Wohneinheiten bezogen sein. Das Neubaugebiet dort mit rund 36 Hektar würde die Größe von Mariahof etwa verdoppeln.

Anregungen berücksichtigt

Diese beiden Projekte waren am Montagabend im Tagungszentrum der IHK die Schwerpunkte der Diskussion. 150 Bürgerinnen und Bürger nutzten die Chance, sich von der Verwaltung über den Stand der Dinge zu informieren. "Alle Anregungen, die seit Januar zum Planentwurf eingegangen sind, haben wir eingearbeitet", erläuterte Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani. Auch alle Anmerkungen der Informationsveranstaltungen in dieser Woche würden für die weitere Diskussion durch den Stadtrat dokumentiert. Der wird sich im ersten Quartal 2015 mit dem Entwurf für den Flächennutzungsplan (FNP) beschäftigen.

Die komplette Präsentation des Stadtplanungsamtes für die Stadtteile rechts der Mosel finden Sie HIER

Dass die Verkehrsentwicklung dabei einen großen Raum einnehmen wird, ist vorhersehbar. Denn der zusätzliche Verkehr durch neue Baugebiete war auch am Montag das Hauptargument der Kritiker.
Nur eine Stellungnahme war nach der ersten Vorstellung des FNP im Januar zum Baugebiet Zentenbüsch von der Verwaltung registriert worden. Spätestens als Sebastian Hofherr (R+T Büro für Verkehrsplanung) die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchungen präsentierte, erhöhte sich die Zahl der kritischen Stimmen erheblich. Denn das Baugebiet soll zwar durch die Erhaltung eines breiten Grünstreifens am Friedhof etwas kleiner werden. Die Zunahme des Verkehrs, auch durch die Neubürger in Ruwer und im geplanten Neubaugebiet im benachbarten Kenn, würde aber im Bereich Rheinstraße/Fischweg/Ruwerer Straße zum Verkehrskollaps führen. Hofherr: "Dieser Knotenpunkt muss umgestaltet werden."

Auch der Lärm ist in Ruwer ein großes Problem. Die erwartete Zunahme des Verkehrs - auch ohne Neubaugebiet - wird die Verwaltung auch in diesem Stadtteil zu erheblichen Lärmschutzmaßnahmen zwingen.
Deutlich umstrittener als Zentenbüsch ist das Neubaugebiet Brubacher Hof, wie zahlreiche kritische Stellungnahmen seit Januar zeigen. Dieses Baugebiet würde laut Berechnung bis zum Jahr 2025 die Zahl der täglichen Autofahrten von Mariahof in die Stadt um 5500 auf 12.000 erhöhen. Probleme bringt das besonders für die Kreuzung Metzer Allee/Straßburger Allee in Heiligkreuz und den Kaiserthermenkreisel. Mindestens die Anpassung der Ampelschaltung an der Kreuzung, besser deren Ausbau empfiehlt Verkehrsplaner Hofherr. Eine angepasste Ampelschaltung am Kreisel brächte zumindestens eine befriedigende Verkehrsqualität.

Handlungsbedarf besteht auch in der Aulstraße. Denn das Neubaugebiet Feyen-Castelnau bringt bis 2025 ebenfalls mehr Verkehr mit sich: 10.500 Autofahrten täglich. Am Ausbau der Einmündung Pellinger Straße in die B51 führt dann kein Weg vorbei. Die Kreuzung am Mattheiser Weiher müsste zum Kreisverkehr umgestaltet werden.
Christoph Hupfer, Verkehrsplaner und Dekan an der Hochschule Karlsruhe, musste angesichts solcher Prognosen, der komplexen Fakten zu allen Stadtteilen und des engen Zeitbudgets der von ihm moderierten Informationsveranstaltung viel Ruhe und rhetorische Künste beweisen, um die teilweise sehr emotionalen Redebeiträge der betroffenen Anwohner zu kanalisieren. "Das Auto ist nicht die Zukunft der Mobilität in der Stadt", so sein Fazit. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani versicherte, die Verwaltung habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt: "Wir werden in Zukunft darauf drängen, dass die Verkehrsproblematik gelöst wird, bevor neue Wohngebiete entstehen."

Heute, 19 Uhr, ist im Druckwerk Euren, Ottostraße 29, der Flächennutzungplan im Bereich der Stadtteile links der Mosel ein Thema.

meinung


Eine Visíon
für Trier 2025

Rainer
Neubert

Ein städtebaulicher Stillstand wäre für Trier fatal. Deshalb ist die Diskussion um den neuen Flächennutzungsplan unvermeidlich. Sie muss geführt werden, auch wenn es wehtut. Das Für und Wider im Einzelfall muss abgewogen, über die Relevanz der Betroffenheit Einzelner für die Allgemeinheit entschieden werden. Der FNP ist eine Vision für die Stadt Trier im Jahr 2025. Ob aber wirklich alles so kommt, ist nicht sicher.
r.neubert@volksfreund.de

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