Streik mit Trommeln und Trillerpfeifen

Mehr als 250 Erzieherinnen aus der gesamten Region von Trier bis Bitburg und Thalfang kamen zur Kundgebung nach Wittlich. Ihren Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen verliehen sie mit Trillerpfeifen und Trommeln Nachdruck.

 „Erzieherinnen sind keine Basteltanten“: Sarah Koley plädiert bei der Kundgebung auf dem Wittlicher Marktplatz dafür, ihre Arbeit und die ihrer Kolleginnen ernster zu nehmen. Die Erzieherinnen werden bei ihrem Streik auch von Müttern mit ihren Kindern unterstützt. TV-Foto: Marion Maier

„Erzieherinnen sind keine Basteltanten“: Sarah Koley plädiert bei der Kundgebung auf dem Wittlicher Marktplatz dafür, ihre Arbeit und die ihrer Kolleginnen ernster zu nehmen. Die Erzieherinnen werden bei ihrem Streik auch von Müttern mit ihren Kindern unterstützt. TV-Foto: Marion Maier

Wittlich. "Uns macht es keinen Spaß mehr" steht auf dem Plakat, das die als Clown Lalu verkleidete Erzieherin Indra Schaub mit der roten Plastiknase vorm Bauch hängen hat. Damit spricht die 30-Jährige ihren mehr als 250 Kolleginnen, die sich am Donnerstag mit ihr auf dem Wittlicher Marktplatz versammelt haben offensichtlich aus der Seele.

Sie alle leiden unter den Arbeitsbedingungen in den Kindertagesstätten und sind bereit zu streiken. Schaub: "Ich will nicht die nächsten 30 Jahre auf kleinen Stühlen sitzen und 25 Kinder in der Gruppe haben. Bei so vielen kann man den Einzelnen nicht gerecht werden." Dabei würden die Ansprüche ständig steigen. immer mehr seien Sprachförderung und Integration gefragt.

Monika Burda, Kita-Leiterin in Trier-Tarforst, meint: "Wir müssen viele Sachen gleichzeitig machen. Die Arbeitsbelastung ist so hoch, dass die älteren Kolleginnen bei uns alle nicht mehr Vollzeitarbeit arbeiten wollen." Da müssten Kinder bis vier Jahre auf den Wickeltisch gehoben werden. Ständig würden sich die Erzieherinnen bücken. Zu den psychischen Belastungen zählten die Lautstärke und die ständig hohe Konzentration, um auf die Kinder einzugehen. Und noch etwas wird kritisiert: die Bezahlung. Rund 2480 Euro nach 15 Berufsjahren halten die Frauen für ihre Bildungsarbeit für unangemessen.

All diese Kritikpunkte greifen die Redner bei der Kundegebung auf dem Marktplatz auf, darunter Ernie Schaaf-Peitz, Leiterin der Kita in Neuerburg, Bernd Huster von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Volker Euskirchen von der Gewerkschaft Verdi. Ihre Reden werden mit Beifall aufgenommen. Laut wird es auch durch die Trommeln, Trillerpfeifen und Ratschen, die zum Teil von Kindern bedient werden. Kaffee, Sprudel und Brezeln werden verteilt. Später tanzt die Gruppe "Battle Fanatix" aus Wittlich Breakdance.

Die Stimmung ist eher fröhlich. Doch wie groß der Unmut bei den Erzieherinnen sein muss, zeigt die Tatsache, dass allein aus dem gewerkschaftlich eher schlecht organisierten Eifelkreis 40 Betroffene angereist sind. Erst am Morgen waren Sie zum Streik aufgerufen worden.

Mitorganisatorin Schaaf-Peitz ist zufrieden: "Die Leute sind unheimlich motiviert." Kann sein, dass die Kindergärtnerinnen auch noch einiges an Motivation brauchen. Huster von der GEW geht davon aus, dass bundesweit unbefristete Streiks folgen werden.

Für die Eltern könnte das noch einige Unannehmlichkeiten bringen. Sie mussten sich teilweise beereits bei der gestrigen nachmittäglichen Streikaktion organisieren, hieß es.

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